Als Christine Peteln (57) aus Unterburg vor dem "Rumpelstilzchen" in St. Kanzian steht, schwelgt sie in Erinnerungen: "Es war eine schöne, aber auch sehr stressige und turbulente Zeit. Es war immer so voll. Du hast nicht umfallen können", erinnert sich Peteln. Sie betrieb am Klopeiner See die Alm-Bar, die zu den "In"-Lokalen in den 1980er-Jahren zählte, ehe sie 1992 das kurz davor eröffnete "Rumpelstilzchen" übernahm. Einige Jahre öffnete das als Café-Bar geführte Lokal auch noch untertags. Im Sommer ging es durch, im Winter gönnte sich Peteln auch Ruhetage. 24 Jahre lang hielt sie durch und ist somit die längste "Rumpel"-Chefin, die es in der Geschichte des Lokals gab. Denn diesen Sommer soll das "Rumpelstilzchen" zum letzten Mal öffnen. "Es gibt Interessenten mit neuen Ideen, die das Lokal und das angrenzende ehemalige Postgebäude kaufen möchten", verrät Franz Tratter (41) aus St. Kanzian. Der hauptberufliche Tischler ist seit 2016 Besitzer des Lokals und vermietet nebenbei von ihm gekaufte Immobilien.

Um noch einmal "Abschied im Rumpel" feiern zu können, werde aber noch ein Pächter gesucht. "Es wäre schön, wenn sich jemand finden lässt und wir noch alle gemeinsam ein letztes Mal feiern können. Das Lokal war eine Institution. Wenn am See die Sperrstunde schlug, gingen alle weiter ins 'Rumpel'", weiß Tratter, der selbst schon in jungen Jahren dort feierte und nur "schöne Erinnerungen an diese Zeit habe." Um fündig zu werden, bietet Tratter das Lokal auch auf der Immobilienplattform "willhaben" zur Miete an. Und das um einen Euro pro Quadratmeter. Insgesamt 281 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung. "Den Mietpreis habe ich beliebig angegeben. Er ist natürlich verhandelbar", sagt Tratter, der auch für das "Princes" am See noch einen Pächter sucht.

Franz Tratter, seit 2016 Besitzer, sucht für die heurige, letzte Saison einen Pächter
Franz Tratter, seit 2016 Besitzer, sucht für die heurige, letzte Saison einen Pächter © Simone Dragy

Als um zwei Uhr früh am Klopeiner See also alles schloss, war das "Rumpel" der Treffpunkt schlechthin. "Ganze Völkerwanderungen gab es zum Lokal. Auch die Kellner der anderen Gaststätten kamen gerne noch zum Feiern. Viele standen auch erst um ein Uhr früh auf um dann noch ins 'Rumpel' gehen zu können", erinnert sich Peteln. Zu den Gästen zählten auch bekannte Persönlichkeiten wie DJ Ötzi. Aber auch viele Steirer zog es in das "Rumpel". Die Gäste bestellten zur damaligen Zeit gerne ein "U-Boot": Cola mit Rotwein, einen Ribiselwein, Krapsreiter-Bier, Apfelkorn, Vanilleapfel oder Jägermeister. "Es gab auch eine Zeit, in der gerne Schlumberger getrunken wurde und in der viele Deutsche das erste Vodka-Bull bei mir konsumierten", sagt Peteln. Eintritt galt ab 18 Jahren, darauf weist auch heute noch ein Schild auf der Eingangstür hin. Seit Corona-Beginn blieb diese aber bis heute verschlossen.

Ein Foto aus Petelns Archiv
Ein Foto aus Petelns Archiv © KK

"Wir haben lustige Partys gefeiert. Vor allem der Weihnachtsabend am 24. Dezember war legendär. Um 22 Uhr fand die Christmette in St. Kanzian statt. Um 21 haben sich im Lokal schon einige Leute getroffen", sagt Peteln. In all den Jahren gab es unvergessliche Polterabende, Geburtstage, Vernissagen und Musikveranstaltungen. "Mit Schlägereien hatte ich glücklicherweise nie zu tun. Die Leute waren durch die Bank alle gut drauf. Dafür sorgten auch die DJs. Ich hatte viele bekannte, auch aus der Region, die aufgelegt haben", sagt Peteln.

Als zur 2000er-Wende das heute angrenzende Veranstaltungszentrum "K3" gebaut wurde, standen auch beim "Rumpelstilzchen" Bauarbeiten an. "Als ich das Lokal gekauft habe, war es sehr klein und grenzte an einen alten Stadl an. Damals gab es auch noch ein Fitnessstudio. Das wurde dann aber alles weggerissen. Nur das Lokal blieb stehen. Mithilfe von Herrn Reiter aus Bleiburg konnten wir es dann aber mit einem Zubau so umplanen, dass das Ganze optisch wieder etwas hergab. Wir hatten dadurch auch Platz für einen Nichtraucherbereich und einen Billiardtisch."

Peteln in "jüngeren Jahren" in "ihrem Rumpel"
Peteln in "jüngeren Jahren" in "ihrem Rumpel" © KK
So blieb das Lokal um die 2000er Wende stehen
So blieb das Lokal um die 2000er Wende stehen © KK

Alles was im "Rumpel" geschah, blieb bis heute natürlich dort. Ein paar Fotoalben erinnern Peteln aber noch an diese Zeit. "Es gibt sicher viele, die in diesen gerne mal schmökern würden. Aber das fällt alles unter Betriebsgeheimnis", sagt Peteln mit einem Schmunzeln. Sie verrät aber, dass sich viele Pärchen dort kennenlernt haben und dass für die "Urlauber ein Aufriss dazugehörte." "Ich hoffe natürlich, dass das Lokal noch ein letztes Mal aufsperrt und dass es wie damals noch einmal die Skihüttenatmosphäre gibt. Es war eine super lustige Zeit."

Christine Peteln hofft, dass das "Rumpel noch einmal aufsperrt"
Christine Peteln hofft, dass das "Rumpel noch einmal aufsperrt" © Simone Dragy
So wird das Lokal auf "willhaben" angeboten
So wird das Lokal auf "willhaben" angeboten © KK

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