Verrauchte Gänge, schrillende Alarmglocken und schutzbedürftige Patientinnen und Patienten, die wegen eines Brandes evakuiert werden müssen: Dieses Szenario wurde im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit gemeinsam mit 40 Feuerwehrleuten und 20 Statistinnen und Statisten im Rahmen der bisher größten Evakuierungsübung in der Geschichte des Krankenhauses simuliert.

Übungsort war ein besonders sensibler Bereich des Krankenhauses – die neue Intensivstation. Hier werden Menschen mit akut lebensbedrohlichen Erkrankungen oder nach Operationen versorgt.

Montag, kurz vor 17 Uhr: Den 20 Statistinnen und Statisten des Krankenhauses, darunter Ärztinnen, Pflegekräfte, Verwaltungs- und technische Mitarbeiter, kann man die Angespanntheit förmlich ansehen. Die Rollen wurden mittels Losziehung klar verteilt. Um Punkt 17 Uhr wird ein nachgestellter Brand zu einer künstlich herbeigerufenen Ausnahmesituation am Krankenhaus führen. Funktionieren die verschriftlichten Einsatz-und Notfallpläne auch in der Realität? Wo liegen die Mankos und wer behält den kühlen Kopf trotz Krisensituation? Diese Frage stellen sich an diesem Tag das gesamte Team.

© Heike Fuchs

Das wirklichkeitsgetreue Übungsszenario

Das Schreckensszenario am Tag der Übung: Simuliert wird ein Brand durch einen technischen Defekt des Medikamentenverneblers im Intensivbereich, mit starker Rauchentwicklung im ersten Obergeschoss des Krankenhauses. Nach der Entdeckung der starken Rauchentwicklung löst eine Mitarbeiterin der Intensivstation die Alarmierungskette durch einen Brandmeldeknopf im Flurbereich aus. Anhand der Brandschutzordnung wird sofort die Landesalarmwarnzentrale und Feuerwehr St. Veit/Glan sowie die weiteren umliegenden Feuerwehren alarmiert.

Die Erstchefin der Abteilung Sarah Vogl ordnet die Evakuierung der Intensivstation an. Doch als das 40-köpfige Team der drei Feuerwehren St. Veit, Hörzendorf/Projern und St. Donat eintrifft, hat sich die Lage bereits verschärft. Jede Sekunde zählt, denn gerade im Intensivbereich müssen neben den mobilen Patienten auch an Geräte angeschlossene, zum Teil im künstlichen Tiefschlaf befindliche Personen gerettet werden.

© Heike Fuchs

Im Übungsfall sind zwei intubierte Patientinnen sowie mehrere mobile Patienten und Besucherinnen vom Rauch eingeschlossen und müssen evakuiert werden. Null-Sicht-Nebelmaschinen sorgen für eine möglichst realistische Ausbreitung von Rauch in den Fluren. Innerhalb von wenigen Minuten ist es unmöglich, sich in den verrauchten Bereichen zu orientieren. Nur unter schwerem Atemschutz gelingt es den Trupps die Patientinnen ausfindig zu machen.

Evakuierung unter widrigen Umständen

Die Zuständigkeiten und Abläufe für einen Evakuierungsfall sind durch umfassende Alarm- und Einsatzpläne geregelt. Die mobilen Patienten und Besucherinnen werden ruhig evakuiert. Unter Anleitung der Erstchefin und des Abteilungsvorstandes werden diese aus dem verrauchten Brandabschnitt gebracht.

© Heike Fuchs

Bei den intubierten Intensivpatientinnen wird es schwieriger. Bei Erstchefin Sarah Vogel und Abteilungsvorstand Michael Zink sitzt im Einsatz jeder Handgriff. Mittlerweile ist die Rauchentwicklung auf der Intensivstation derart stark, dass man nicht einmal mehr die eigenen Hände vor den Augen sehen kann. Ausgestattet mit einer Erkundungsatemschutzmaske schließt  Zink die angeschlossenen Überwachungsmonitore, Infusionen oder auch die Beatmungsmaschine ab und bereitet die intubierte Patientin auf die händische Evakuierung vor.

Das Abtrennen von den lebenserhaltenden medizinischen Geräten ist einerseits im Ernstfall sehr zeitaufwendig, andererseits bedeutet eine Evakuierung für den lebensbedrohlich erkrankten oder verletzten Menschen enormen Stress. Es herrscht konzentriertes Schweigen.

© Heike Fuchs

Evakuierung über das Stiegenhaus

Die größte Hürde bei einer Evakuierung sind Stiegenhäuser und fehlende Aufzüge, dennoch gelingt es dem Krankenhaus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter und den Feuerwehren alle Hilfebenötigenden auf den von der Feuerwehr eingerichteten Sammelplatz im Patientengarten außerhalb des Krankenhauses zu verlegen.

Keine 27 Minuten nach Auslösen des Alarms sind alle Patientinnen und Patienten wohlbehalten im nächsten Brandabschnitt und damit in Sicherheit. 35 Minuten nach dem Brandalarm heißt es "Brand aus". Obwohl es sich dieses Mal nur um einen Probealarm gehandelt hat, sind alle Beteiligten erleichtert, dass die Übung so erfolgreich durchgeführt werden konnte.

Einsatzkräfte mit Übung zufrieden

Die Brand-Notfall-Übung war für Abteilungsvorstand Michael Zink ein wichtiger Schritt, um eventuelle Mängel im Bereich der Zusammenarbeit zwischen den Kräften des Krankenhauses und den Einsatzkräften sowie der Alarmierungskette zu erkennen. "Schulungen sowie regelmäßige Übungen sind für eine optimale Bewältigung eines Akutfalls unerlässlich", sagt er über die Notwendigkeit des Trainings.

Gerade bei solchen Evakuierungsübungen geht es nicht darum, alles richtig zu machen – ganz im Gegenteil. "Fehler helfen uns zu erkennen, wo Schwachstellen bestehen und wo wir noch nachbessern müssen", waren sich auch der stellvertretende technische Leiter des Krankenhauses Markus Kienberger und die Einsatzkräfte einig. "Wir sind mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. Die Evakuierung ist sehr ruhig und sehr koordiniert abgelaufen", resümiert Wolfgang Hinteregger, Zugskommandant der Feuerwehr St. Veit bei der anschließenden Nachbesprechung.