Vergangenen Freitag ereignete sich ein ungewöhnlicher Vorfall in einem Jagdgebiet in der Nähe von Brückl und Launsdorf. Hier wurde erstmals seit den 80er-Jahren ein Bär fotografiert, der sich an einem Futterautomaten im Wald bediente. Eine Sichtung mit Seltenheitswert: "Wir haben im Durchschnitt zwei bis drei Bären jährlich in Kärnten, die typischerweise eher im Bereich der Karawanken, der Karnischen Alpen und der Gailtaler Alpen unterwegs sind", weiß Patricia Graf, Sachverständige für Wildbiologie beim Land Kärnten. "Aber ein Bär legt sehr weite Strecken zurück. Deswegen ist es durchaus möglich, dass er einmal in Mittelkärnten auftaucht."

Wie Graf erklärt, handelt es sich beim Bären, den Thomas Schmied vor seine Wildkamera bekam, wahrscheinlich um ein junges Männchen. Zwar könne man es anhand der Bilder nicht eindeutig sagen, doch es gäbe in Kärnten derzeit nur männliche Bären. "Das liegt daran, dass die weiblichen Bären eher in der Nähe des Streifgebietes der Mutter bleiben. Die männlichen Tiere legen bei der Abwanderung weitere Strecken zurück." Zur genauen Bestimmung wäre allerdings eine Haarprobe des Bären nötig.

Der Bär hat sich an einem Futterautomaten bedient
Der Bär hat sich an einem Futterautomaten bedient © Schmied

Die Braunbären kommen aus Kroatien und Slowenien immer wieder nach Österreich. Da es aber derzeit keine weiblichen Bären im Lande gibt, wird wohl auch der Mittelkärntner Bär nicht lange bleiben, sondern weiterziehen.

Weglaufen bringt nichts

Für Wanderer besteht keine Gefahr. "Die Chance, einem Bären zu begegnen, ist sehr gering. Der Bär riecht nämlich sehr gut und nimmt uns Menschen schon wahr, bevor wir in seine Nähe kommen können. Dann sucht er das Weite." Sollte der Wind ungünstig stehen und man tatsächlich einen Bären zu Gesicht bekommen, so ist Ruhe angebracht. "Weglaufen bringt nichts, denn der Bär ist schneller." Bis zu 56 km/h kann ein Braunbär erreichen. "Man sollte ruhig bleiben und sich langsam rückwärtsgehend entfernen. Die Chance, dass er angreift, ist mehr als gering. Es ist gefährlicher, ins Auto zu steigen, als einem Bären zu begegnen", erklärt Graf.

Für Graf besteht außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem Bären in der Gemeinde St. Georgen um den gleichen Bären handelt, der im Mai im Bereich von St. Peter am Wallersberg gesichtet wurde.

Auch im Gailtal werden ab und zu Bären nachgewiesen. Hier wurde letzte Woche ein Bienenstock geplündert und in den vergangenen Jahren auch Schafe gerissen. In Mittelkärnten sind bislang keine Bärenschäden bekannt.

Patricia Graf, Sachverständige für Wildbiologie
Patricia Graf, Sachverständige für Wildbiologie © Markus Traussnig