Ein Video, ein falscher Text, tausende Klicks – und viel Verunsicherung. Ein auf TikTok kursierendes Video sorgt derzeit für Gesprächsstoff – nicht wegen seiner Bilder, sondern wegen der absichtlich irreführenden Behauptung, die darübergelegt wurde. „Österreich wurde angegriffen“, steht da, untermalt mit Totenkopf- und Raketen-Emojis sowie mit dramatischen Soundeffekten. Doch das vermeintliche Terrorvideo zeigt in Wahrheit einen Großbrand in Osttirol.

Was wirklich passiert ist: Am 28. Juni geriet in Nußdorf-Debant die Recyclinganlage der Firma Rossbacher in Brand. Das Feuer entwickelte sich zu einem der größten Einsätze für die Osttiroler Feuerwehren der vergangenen Jahre. Über Tage hinweg stiegen meterhohe Rauchwolken in den Himmel, Sirenen heulten, AT-Alert-Nachrichten wurden verschickt. Die Bevölkerung mehrerer Gemeinden wurde gewarnt, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Die Presse-Agentur (dpa) hat die Behauptung, das Video zeige einen Anschlag, in einem Faktencheck eindeutig widerlegt. Die Aufnahme wurde auf dem Weg zwischen Ulrichsbichl und Tristach gemacht. Das markante Kirchengebäude im Video ist die Pfarrkirche Tristach – ein klarer Beweis für die Lokalisierbarkeit des Geschehens. Dass weder Polizei noch seriöse Medien einen „Angriff“ meldeten, bestätigt: Die Behauptung ist falsch.

Bezirkspolizeikommandant Michael Jaufer teilt auf Anfrage der Kleinen Zeitung mit, „dass mit Jahreswechsel 2015 auf 2016 der im Zusammenhang stehende § 276 StGB ‚Verbreitung falscher, beunruhigender Gerüchte‘ in Österreich abgeschafft wurde. Demnach werden solche Behauptungen in der Regel nach den für die jeweilig verwendete Plattform geltenden Nutzungsbestimmungen von dieser geahndet.“ Mit anderen Worten: Rechtlich sind solchen Panik-Videos in Österreich derzeit kaum Grenzen gesetzt – die Verantwortung liegt meist bei den Plattformen selbst, wie etwa TikTok.

Was bleibt, sind die Herausforderungen nach dem Großbrand. Die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen, die Analysen laufen, die Bevölkerung wartet auf Ergebnisse. Was niemand braucht, ist zusätzliche Unruhe durch irreführende Botschaften aus dem Netz.