„In Osttirol haben wir alles, was man für einen guten Whisky braucht. Wir haben kristallklares Wasser, wir haben ideale Bedingungen, um sehr hochwertige Gerste anzubauen. Und das Know-how besitzen wir, seit uns Erzherzogin Maria Theresia vor über 300 Jahren das Brennrecht verliehen hat.“ Dass man auch fernab von Schottland, der USA oder Japan einen Spitzenwhisky brennen kann, liegt für Johannes Kuenz nicht zuletzt an seiner Heimat. Vor rund zehn Jahren hat Kuenz mit seinem Bruder Florian den „Rauchkofel“-Whisky in das sonst mit vielen Obstbränden à la Pregler bestückte Sortiment der Naturbrennerei genommen. „Es hat Tradition bei uns, dass jede Generation etwas Neues schafft. Whisky haben wir schon lange vorher geliebt und so die Leidenschaft zum Produkt gemacht.“

Eine der Trophäen, die nun einen Ehrenplatz am sonnenverwöhnten Hof der Familie Kuenz bekommen dürfte
Eine der Trophäen, die nun einen Ehrenplatz am sonnenverwöhnten Hof der Familie Kuenz bekommen dürfte © André Schmidt

„Schon damals war es nie unser Ziel, irgendeinen Getreidebrand in ein Holzfass zu legen und zu warten, ob das was wird. Wir wollten etwas schaffen, das einen Stellenwert im Betrieb hat und das internationale Vergleiche nicht scheuen muss“, so Kuenz. Und das mit Erfolg. Nach zahlreichen Auszeichnungen, unter anderem in den USA, konnte das Familienunternehmen aus Dölsach nun in London reüssieren. Bei den „World Whiskies Awards“ wurde die Naturbrennerei mit insgesamt sechs Medaillen, darunter gleich zwei Goldmedaillen, ausgezeichnet.

1700 Whiskys aus 40 Nationen

Die Titel „Best Austrian Single Malt“ und „Best Austrian Single Cask“ nahm Florian Kuenz zusammen mit seiner Frau Johanna in der englischen Metropole entgegen – und das bei einem Teilnehmerfeld mit über 1700 Whiskys aus mehr als 40 Ländern. „Gleich zwei Nationensiege sind eine unglaubliche Bestätigung für unsere Arbeit und ein echtes Highlight für den österreichischen Whisky“, freut sich der Geschäftsführer, der seit 2017 mit seinem Bruder das Unternehmen leitet. Johanna Kuenz: „Da im Hilton-Hotel mit verschiedenen Brennern aus Schottland bis nach China am Tisch zu sitzen und zu sprechen war ein unglaubliches Erlebnis. Da haben wir viel mitgenommen.“

Happy family: Florian, Johanna, Sabine und Johannes Kuenz freuen sich inmitten ihrer Whisky-Fässer über die Auszeichnungen
Happy family: Florian, Johanna, Sabine und Johannes Kuenz freuen sich inmitten ihrer Whisky-Fässer über die Auszeichnungen © André Schmidt

Die Lagerung ist die Kunst

Bei der Single-Malt-Auszeichnung wurde der aktuelle „Batch 10“ ausgezeichnet, der aus sieben Fässern verschnitten ist und so seit Anfang Jänner im Handel ist. „Das macht uns besonders stolz, weil das unser Standardwhisky ist“, so Florian Kuenz. Dabei ist der „Rauchkofel“ ein waschechter Osttiroler, die Gerste stammt zu hundert Prozent von Feldern in Lavant und Dölsach, sodass der Whisky inzwischen auch als Regionalprodukt des Nationalparks Hohe Tauern ausgezeichnet ist. Die Reife erfolgt in ausgewählten Sherryfässern, die Spezialität der Kuenz-Brüder. „Ziel muss sein, von Anfang an eine Idee zu haben, was ich mit den einzelnen Abfüllungen erreichen will. Wie lange will ich das lagern? In welchen Fässern? Die Kunst ist dann, das Ganze aufeinander abzustimmen.“

Das Fass Nummer 169 ist schon jetzt in die Geschichte der Familie Kuenz eingegangen
Das Fass Nummer 169 ist schon jetzt in die Geschichte der Familie Kuenz eingegangen © André Schmidt

Bei der „Single Cask“-Prämierung wurde kein „Batch“, also kein Verschnitt aus mehreren Fässern, eingereicht, sondern ein Whisky aus einem Fass. „Das kann man als Königsdisziplin bezeichnen“, erklärt Florian Kuenz. „Da wähle ich ein Fass aus, da gibt es keinen Raum für Fehler.“ Die Wahl fiel auf einen mit 55 Prozent Alkoholgehalt starken Whisky aus Fass 169. „Das muss man sich wie die Kür seines Lieblingskindes vorstellen. Das geht eigentlich nicht, eigentlich gefallen uns alle unsere 200 Fässer. Aber das Fass hat etwas ganz Besonderes. Da sind tolle Karamellnoten drin, ebenso viel Würze.“ Den Sieger-Malt kann man auch kaufen: Limitiert auf 458 Flaschen ist er am Kuenzhof und am Stadtmarktstand erhältlich. „Da heißt es schnell sein, sowas ist sofort vergriffen“, lacht Kuenz.

Florian und Johanna Kuenz bei der Preisverleihung in London
Florian und Johanna Kuenz bei der Preisverleihung in London © Naturbrennerei Kuenz

Um die Auszeichnungen und generell die Geschichte von einem Jahrzehnt Osttiroler Whisky zu feiern, wird am 30. August ein großes Hoffest unter dem Motto „Herbst Einläuten“ auf dem Kuenzhof steigen. Geboten wird ein Tag der offenen Tür mit regionalen Köstlichkeiten, Familienprogramm und natürlich der Möglichkeit, die preisgekrönten Produkte zu verkosten. Sabine Kuenz: „Nach langer, langer Zeit wieder ein Fest für die ganze Familie von klein bis groß zu feiern, freut uns sehr, und die Begeisterung steigt schon jetzt.“