Seit einigen Tagen wird wieder fleißig gebaggert: Dank des niedrigen Wasserstands und der geringen Durchflussmenge konnte die zweite Bauphase zum Isel-Hochwasserschutz in Lienz begonnen werden. Wer mehr über die gewaltigen Bauarbeiten mitten in der Stadt wissen will, kann sich am 31. Jänner bei einer öffentlichen Vorortbegehung informieren. An verschiedenen Standorten entlang des letzten, größtenteils freifließenden Gletscherflusses der Ostalpen werden Vertreter der Stadt Lienz und des Baubezirksamtes über die Maßnahmen, die vornehmlich dem Hochwasserschutz dienen, Auskunft geben. Den „Erlebnistag auf der Baustelle“ für Schulen, die Bevölkerung und Medien kündigte Johannes Nemmert, Leiter des Baubezirksamtes Lienz, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung an. Fachleute erläutern die einzelnen Bauabschnitte.

Bis hinauf zur Pfarrbrücke ist das Flussbett der Isel heuer Baustelle:

Eine Bauskizze ließ die Wogen hochschlagen

Erst vor wenigen Wochen sorgte eine Bauskizze, der im Zuge der Umbauten ebenfalls geplanten Sonnenlounge am Iselkai, für Aufruhr. Der Verein Osttirol Natur machte gegen die vermeintliche Umsetzung per Unterschriftenliste mobil und verunglimpfte die gezeigte Aufweitung des Ufers als „Betonlounge“ und „Sonnenbrandlounge“. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik reagierte prompt und stellte klar, dass es sich nur um eine technische Zeichnung handle: „Bei uns sterben die Bäume eines natürlichen Todes. Ich lasse mir nicht unterstellen, dass wir vorhätten, am Iselkai alte Bäume zu fällen.“ Die Firma Aberjung, die bereits für eine andere, frühere bildliche Darstellung verantwortlich zeichnete, fertigte ein neues Schaubild an, das technisch auf einem 3D-Modell der ausführenden Baufirma basiert.

Eine Visualisierung, welche die Isellounge in Lienz zeigt
Die jüngste Visualisierung von Aberjung zeigt die geplante Sonnenlounge an der Isel inmitten von Grün und Bäumen © Christoph Blassnig

Die bestehenden Ufermauern in Lienz wurden zwischen 1952 und 1966 in mehreren Bauabschnitten errichtet, zugleich wurde die Flusssohle um einen Meter tiefer gelegt, um mehr Abflussquerschnitt zu gewinnen. Dennoch kam es 1965 und 1966 zu verheerenden Hochwasserereignissen, durch die der überwiegend ungesicherte Talraum zwischen Huben und Oberlienz großflächig verwüstet wurde. Die Stadt Lienz mit dem Hauptsiedlungsraum an der Isel überstand das Hochwasser hingegen unbeschadet.

Enorme Mengen an Material werden bewegt

Insgesamt wird die Sohle der Isel nun von der Pfarrbrücke bis zur Hofgartenbrücke um zwei Meter tiefer gelegt, um mehr Raum für Natur und Erholung zu schaffen, aber auch, um die hohe Dynamik des Gletscherflusses sowie den Weitertransport des Geschiebes in der Drau zu sichern. Der Aufwand dafür ist enorm. „Rechnet man die gesamte Bauzeit von insgesamt drei Niederwasserperioden zusammen, kommen wir auf 100.000 Kubikmeter Material, das abtransportiert werden muss“, rechnet Michael Konrad, Projektleiter im Baubezirksamt Lienz, hoch. Hinzu kommt noch die Anlieferung von 40.000 Kubikmetern Wasserbausteinen. Der Abschluss der Bauarbeiten ist für Juni 2026 angepeilt.