Der Geruch von frischer Erde liegt in der Luft. Tausende Jungpflanzen in Töpfchen ziehen Heike und Tochter Vicotria in ihrem Gewächshaus in Oberlienz, wo der Matreier Familienbetrieb Wibmer im Jahr 2001 sein Gärtnerei- und Gartenbauunternehmen angesiedelt hat. Ob Violen, Primeln oder Tausendschön, die ersten Setzlinge kündigen im Gewächshaus bereits ihre bunte Blütenpracht an. „Jedes Pflänzchen haben wir fünf Mal in der Hand“, lächelt Victoria. „Mindestens!“, ergänzt ihre Mama.

In Matrei nutzen die Wibmers zwei weitere Gewächshäuser, außerdem öffnen sie von Mitte April bis Juni eine kleine Filiale und bieten auch dort einen Frühjahrsverkauf der Blühpflanzen. Kunden bringen ihre leeren Balkonkisten und bekommen sie Mitte Mai bepflanzt zurück. „Die Leute sind aus der Winterzeit erwacht und erkundigen sich bereits nach Salat, Kräutern und Gemüsepflanzen. Viele unserer Kunden haben Hochbeete. Manche nicht nur mit Überdachung, sondern sogar Beregnung und Heizung“, berichtet Heike. Sohn Benjamin ist der Fachmann für Gartenbau, Pflasterungen und die eigene Baumschule. „Wir helfen einander, sind also ein echter Familienbetrieb mit insgesamt sieben Mitarbeitern.“

Victoria Wibmer zieht aktuell Setzlinge von Husarenknöpfchen, auch bekannt unter dem Namen Aztekengold
Victoria Wibmer zieht aktuell Setzlinge von Husarenknöpfchen, auch bekannt unter dem Namen Aztekengold © Christoph Blassnig

Gartenarbeit ist und bleibt Handarbeit

Auch Carina und Armin Wibmer, ebenfalls aus Matrei, teilen sich im Frühjahr die Arbeit: Der Landschaftsgärntner stutzt nach dem Winter Bäume, bevor es mit der Gartengestaltung so richtig losgeht. Rasenflächen, Terrassen, Zäune, die Einrichtung von Gartenhäuschen und ganze Parkanlagen kann man in Armins Gartencenter in Auftrag geben. Er schmunzelt: „Wir fürchten keine Arbeit und graben noch mit Muskelkraft.“ Im Winter betreut der Unternehmer die Außenanlagen einiger Wohnsiedlungen. Seine Frau Carina hat vorige Woche in der eigenen Gärtnerei in Matrei mit den Vorbereitungen für das Frühlingsgeschäft begonnen.

Carina und Armin Wibmer aus Matrei stellen im neu gebauten Teil des Wohnparks Süd in Lienz Außenanlagen fertig
Carina und Armin Wibmer aus Matrei stellen im neu gebauten Teil des Wohnparks Süd in Lienz Außenanlagen fertig © Christoph Blassnig

In einem Monat sammelt die Gärtnerin dann, wie ihre verwandte Familie in Oberlienz auch, Hunderte Blumenkisten ein, bei Pensionen, Hotels und einigen Privatleuten. Ein großes Hotel allein vertraut ihr 100 Kisten an. Insgesamt sind es im Frühjahr bis zu 700, erzählt die Matreierin. „Dieses Angebot ist seit vielen Jahren sehr beliebt. Ich übernehme die leeren Behälter, bepflanze sie und dünge entsprechend. Nach den Eisheiligen liefere ich dann aus. Im Defereggental kann es allerdings noch bis in den Juni zu kalt dafür sein.“ Nach der Pflanzzeit schließt Carina die Gärtnerei wieder und unterstützt ihren Mann bis zum Winter auf den vielen Baustellen. „Wir gestalten alles, was du siehst, wenn du vor die Türe gehst.“

Größte Gärtnerei Osttirols lädt zu Events

Gert van der Woude hat über Jahrzehnte Erfahrung in der Gartengestaltung gesammelt
Gert van der Woude hat über Jahrzehnte Erfahrung in der Gartengestaltung gesammelt © Christoph Blassnig

Gert van der Woude betreibt in Lienz Waude Gardens, den größten Gärtnereibetrieb Osttirols, samt Ausstellungsräumen und einem Kinderparadies. Kaum wagt sich die Sonne nach dem Winter für einige Stunden hervor, sind das Geschäft und sein Terminkalender gleichermaßen voll. Immer häufiger wünschen sich Kunden eine Gartengestaltung vom Profi, erklärt der Fachmann. Und er bemerkt: „Ich mache das seit 40 Jahren. Für mich ist erstaunlich zu sehen, wie sehr sich das Klima in Osttirol zuletzt verändert. Die Saison hat heuer um mindestens 14 Tage früher begonnen.“ Vor zehn Jahren sei es noch undenkbar gewesen, Feigen über den Winter zu bringen, meint van der Woude. „Noch vor fünf Jahren hätte ich keine italienischen Zypressen zu empfehlen gewagt. Jetzt wachsen sie.“ Auch Obstbäume liefern mittlerweile bis auf 1500 Meter Seehöhe noch gute Erträge. „Marillen, Äpfel, Birnen. Sogar freistehend.“

An drei Terminen im Jahr stürmen die Kunden die Gärtnerei ganz besonders: „Wir laden im Frühjahr immer zu einem Tag der offenen Tür, einem sehr beliebten Event. Zu Allerheiligen und zu Weihnachten ergänzen wir das jahreszeitliche Angebot um Ausstellungen.“ Um attraktiv zu bleiben, widmet sich das Unternehmen über das Geschäftsjahr bis zu zehn unterschiedlichen Themen. „Wir wollen inspirieren und die Leute auf Ideen bringen“, erklärt der Firmenchef. „Die Kunden kommen weiterhin, das Interesse ist seit Corona sogar deutlich gestiegen. Aber man spürt, dass die Menschen einen oder zwei Euro weniger ausgeben.“

Die Juniorchefin führt die Gärtnerei Tschapeller

Juniorchefin Olivia Tschapeller übernahm vor zwei Jahren die gleichnamige Gärtnerei von ihrem Vater Andreas
Juniorchefin Olivia Tschapeller übernahm vor zwei Jahren die gleichnamige Gärtnerei von ihrem Vater Andreas © Christoph Blassnig

Ebenfalls in Lienz bietet die Gärtnerei Tschapeller zusätzlich zum Pflanzenverkauf Dienstleistungen im Garten an. Firmenchefin Olivia Tschapeller kennt auf dem 7000 Quadratmeter großen Freigelände jedes Stiefmütterchen, weil sie diese mit ihren vier Mitarbeiterinnen in drei Gewächshäusern selbst heranzieht. Alle anderen Frühlingsblumen kauft sie zu. „Wie jedes Jahr, stehen bei uns im Frühling die Klassiker wie Narzissen und Tulpen auf dem Programm.“

Als „Steckenpferd“ des Unternehmens bezeichnet die Juniorchefin das reichhaltige Sortiment an Sträuchern und Obstbäumen, mit dem sich ihr Vater und Firmengründer Andreas Tschapeller einen Namen gemacht hat. „Wir führen zu 95 Prozent heimisches Gehölz, das wir in Salzburg und Oberösterreich einaufen.“ Dort haben sich Großbetriebe auf die Aufzucht spezialisiert.

Ein Nischenprodukt bleiben in Osttirol bisher mediterrane Pflanzen wie Zitronen- oder Olivenbäumchen. „Was aber in Meran die Frostperioden übersteht, gedeiht auch bei uns“, sagt Tschapeller. Palmen würden vor allem jene Osttiroler schätzen, die sich ihr eigenes Schwimmbecken leisten.