Während der Fischotter noch vor 20 Jahren ein seltener Gast in Kärnten war, wird das Tier jetzt zum Problem. Rund zwei Millionen Euro Schäden verursachen Fischotter pro Jahr in Kärntens Gewässern. Tun kann man dagegen derzeit nichts. Denn das Tier ist EU-weit streng geschützt und darf laut Kärntner Jagdgesetz nicht bejagt werden. Doch das könnte sich bald ändern.

"Es ist nicht fünf, sondern zwei vor Zwölf." Mit diesen Worten machte Fischereireferent Landesrat Gerhard Köfer (Team Kärnten) am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz auf den Ernst der Lage aufmerksam. Als Beispiel nannte er die Lieser. In diesem Fluss habe es im Jahr 2000 noch zwischen 104 und 198 Kilogramm Fisch pro Hektar gegeben: "Heute sind es noch zehn. Und laut EU-Wasserrichtlinien müssten es in einem Fluss, der sich in gutem Zustand befindet, mindestens 50 sein."

Nachdem bereits Jagdreferent Landesrat Gernot Darmann (FPÖ) Alarm geschlagen hatte und am Dienstag in der Regierung das Thema diskutiert wurde, ließ am Mittwoch Köfer die Fischerei-Vertreter zu Wort kommen. "Früher kam der Fischotter bei uns sehr häufig vor und wurde auch bejagt. Dann im 20. Jahrhundert wurde das so extrem gemacht, dass er beinahe ausgestorben war. Das will niemand mehr", sagte Landesfischereiinspektor Wolfgang Honsig-Erlenburg. Aber um das ökologische Gleichgewicht in Kärntens Bächen und Flüssen aufrecht zu erhalten, sei eine Dezimierung nötig. Denn die Population sei mittlerweile laut einer Untersuchung auf rund 200 Stück angestiegen. "Es dürften aber mindestens doppelt so viele sein", schätzt Honsig-Erlenburg.

Wenn nicht rasch gehandelt wird, drohen Klagen in Millionenhöhe. Paradoxerweise müsste man dann, erklärte Thomas Koller, Obmann-Stellvertreter des Landesfischereiverbandes, genau die klagen, die das Problem lösen könnten - nämlich die Jäger: "Das ist im Gesetz so vorgesehen." Und diese würden die Klagen wiederum an das Land weiterleiten, befürchtet Köfer. Natürlich wolle man das nicht, erklärte auch Gert Gradnitzer, Vorsitzender des Fischereiverbandes Spittal: "Denn die Jäger könnten und wollen uns ja auch helfen, aber sie dürfen nicht."

Genau davor, dass dem Land Millionenklagen drohen, warne Darmann bereits seit Monaten. Er kritisiert dabei vor allem Naturschutzreferent Rolf Holub (Grüne): „Seit Monaten warne ich vor den drohenden Millionenklagen der Fischer und will handeln, aber die Koalition bleibt untätig. Leider weigern sich einige in der Landesregierung, die Notwendigkeit, einen Eingriff in die rasant steigende Population der Fischotter vornehmen zu müssen, anzuerkennen. "

Runder Tisch geplant

Auch Köfer forderte seine politischen Mitstreiter auf, eine Lösung des Problems herbeizuführen. Denn neben ihm, Darmann und Holub seien auch Landwirtschaftsreferent Christian Benger (ÖVP) und, wenn es um die Finanzierung der Ausgleichszahlungen geht, für die Köfer einen eigenen Topf fordert, auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Gabriele Schaunig (SPÖ) als Finanzreferentin zuständig.

Gelöst werden könnte das Problem nur durch eine Gesetzesänderung: Entweder, indem man den Fischotter aus dem Jagdgesetz heraus nimmt und nach dem Naturschutzgesetz behandelt, wie einst auch den Kormoran. Oder, indem man das Kärntner Jagdgesetz ändert und die Schonzeit - derzeit ist der Otter ganzjährig geschont - verkürzt. Gradnitzer hält das durchaus für möglich, da der Otter auch Tiere frisst, die genauso streng geschützt sind wie der Otter - etwa den Huchen und die Koppe. Aber auch geschützte Krebsarten seien betroffen und sogar die heimische Bachforelle sei mittlerweile vom Aussterben bedroht, sagte Köfer.

Er hofft nun, dass der runde Tisch, auf den man sich am Dienstag in der Regierungssitzung geeinigt hat, eine Lösung bringt. Wenn nicht, so Koller, "gibt es gleich am nächsten Tag die erste Klage".