Der Duft von Punsch und Selchwürsteln, leise Weihnachtslieder und liebevoll geschmückte Christbäume: Im Altenwohn- und Pflegeheim Haus Gmünd des Sozialhilfeverbands Spittal wird Advent nicht nur gefeiert, sondern gelebt. Um die Erinnerungen und Bräuche aus der eigenen Lebensgeschichte wachzuhalten, gestalten die Pflegekräfte die Vorweihnachtszeit und die Feiertage bewusst festlich. Neben den traditionellen Besuchen von Nikolaus und Krampus, dem Liesner Frauenchor und den Jagdhornbläsern zählt auch das Christbaumschmücken zu den Fixpunkten im Jahreslauf. „Viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner sind sehr bescheiden aufgewachsen und freuen sich über diese kleinen, vertrauten Rituale, die sie von früher gut kennen“, sagt Manuela Gigler, verantwortlich für die soziale Aktivierung im Haus Gmünd.

Gemeinsam wurde der Christbaum im oberen Stock geschmückt
Gemeinsam wurde der Christbaum im oberen Stock geschmückt © KLZ/Leonie Katholnig

Bräuche, die geblieben sind

Am Montag, dem 22. Dezember, wurde gemeinsam geschmückt: der traditionelle Christbaum im ersten Stock ebenso wie der „moderne“ Baum im Erdgeschoss. Die Bewohnerinnen halfen beim Basteln der Zuckerlanhänger und beim Schmücken tatkräftig mit. Dabei wurden die Süßigkeiten fleißig verpackt, um sie anschließend an den Zweigen zu befestigen. „Das ist eine gute Idee – dann haben wir gleich etwas zum Naschen auf unserem Baum“, sagte eine Bewohnerin schmunzelnd. Der Christbaum wurde mit Strohsternen, Maschen, selbstgemachten Herzen und Figuren sowie mit Kugeln geschmückt – sorgsam ausgewählt von den Damen selbst. Gigler unterstützt dabei, doch viele hängen Engel, Schneemänner, Weihnachtsmänner, Schneeflocken, Sterne, Schaukelpferde oder Schlittschuhe eigenständig auf.

Dabei werden Erinnerungen wach. „So ein Schaukelpferd habe ich meinen Kindern geschenkt. Sie hatten damals eine große Freude – das war eine schöne Zeit“, erzählt eine Dame. Beim Basteln und Schmücken wird nebenbei auch die Feinmotorik trainiert. Manches gelingt leichter, anderes fällt zu Boden, manchmal braucht es Hilfe – doch am Ende zählt das gemeinsame Ergebnis. Und das kann sich sehen lassen: Kein Ast bleibt ungeschmückt. Goldene Decken am Boden und die Spitze des Baumes sorgen für eine stimmungsvolle Kulisse. Nicht fehlen darf auch die Glocke. „Wenn sie läutet, dann kommt das Christkind – so war es früher, und so ist es auch heute noch“, weiß eine Bewohnerin.

Manuela Gigler unterstützte die Bewohnerinnen beim Schmücken
Manuela Gigler unterstützte die Bewohnerinnen beim Schmücken © KLZ/Leonie Katholnig

Geschichten von früher

Für viele war selbstgemachter Christbaumschmuck früher selbstverständlich, ebenso wie ein echter Baum. Darin sind sich alle einig: „Ein Kunststoffbaum passt nicht, der muss schon echt sein.“ Das gemeinsame Schmücken hat im Haus Gmünd Tradition und erinnert viele an das eigene Zuhause. „Wir haben den Christbaum immer geschmückt, und am Heiligen Abend war er für die Kinder eine große Überraschung“, erzählt eine Bewohnerin. Andere erinnern sich schmunzelnd: „Mein Vater hat den Baum verkehrt von der Decke aufgehängt und mit Lametta geschmückt.“ Und auch diese Erinnerung wird geteilt: „Früher hatte nicht jede Familie einen Christbaum. Umso schöner ist es, jetzt jedes Jahr einen so schönen Baum zu haben.“ Die Lichterketten bleiben noch dunkel. „Die schalten wir erst am Heiligen Abend ein – so, wie es sich gehört.“

Weihnachten als sensible Zeit

Doch nicht nur die Christbäume prägen das Haus: Fast jede Ecke ist weihnachtlich geschmückt, mit einem Adventkranz, einer Krippe und liebevoll dekorierten Türen. „Weihnachten ist es für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine sehr emotionale Zeit. Erinnerungen und Traditionen kommen hoch – da braucht es viel Empathie“, sagt Gigler. Mehr als 40 Pflegerinnen und Pfleger rund um Heimleiterin Silvia Auernig schenken den Senioren in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit, Geduld und ein offenes Ohr. „Sie stützen und trösten sich aber auch gegenseitig. Es ist eine sehr besinnliche Zeit, und wir achten bewusst darauf, dass Ruhe einkehrt und kein Trubel entsteht“, so Gigler weiter.

Aktivitäten gibt es im Haus jedoch nicht nur zur Weihnachtszeit. „Wir leben im Rhythmus der Jahreszeiten, feiern Feste, teilen Erinnerungen, spüren Gemeinschaft und genießen auch die Natur“, erklärt die Organisatorin. Die Angebote finden bewusst in kleinen Gruppen statt, um individuell auf die Bewohner eingehen zu können. Regelmäßig besuchen Alpakas, Volksschüler, Kindergartenkinder sowie Kultur- und Musikvereine das Haus. Feste im Jahreskreis gehören ebenso dazu wie Bewegung, Kreatives, gemeinsames Singen, Gedächtnistraining oder spirituelle Angebote. Alles – nur nicht langweilig.

Eine Aktivität, wie das Christbaumschmücken, trainiert die Feinmotorik der Heimbewohner
Eine Aktivität, wie das Christbaumschmücken, trainiert die Feinmotorik der Heimbewohner © KLZ/Leonie Katholnig

Heiligabend wie in einer großen Familie

Am Heiligen Abend wird hier gemeinsam gefeiert: mit einem Auftritt des Bläserquartetts der Stadtkapelle Gmünd, gemeinsamem Singen, Gedichten und einer Bescherung. Alle 53 Bewohner erhalten ein Geschenk des Sozialhilfeverbands. „Jedes Geschenk ist personalisiert und liebevoll verpackt“, sagt Gigler. Und auch das traditionelle Essen darf nicht fehlen: Selchwürstel mit Senf und Kren, dazu der Duft von Punsch im ganzen Haus. So wird Weihnachten im Haus Gmünd zu einem gemeinsamen Warten auf das Christkind – wie in einer großen Familie. Zufrieden betrachten die Damen den reich geschmückten Baum, naschen vielleicht schon ein Zuckerl und stimmen sich mit Weihnachtsliedern auf die Feiertage ein. Eine gemeinsame Leistung, auf die alle stolz sind.