Am Karfreitag richtet sich der Blick vieler Menschen auf das Ende und zugleich auf die Hoffnung, die daraus erwachsen kann. Es ist ein stiller Tag – getragen von Gedanken an Abschied, Verlust und vielleicht auch Trost. Inmitten all dieser Gefühle arbeiten Menschen, deren Beruf eng mit diesen Themen verwoben ist: die Bestatter. „Man könnte meinen, dass der Bestatter schlicht nur Trauerfeiern organisiert. Auch wenn das wichtige Elemente unserer Arbeit sind, ist das nur ein kleiner Teil vom Ganzen“, sagt Gerald Baumgartner, der Geschäftsführer der Bestattung Spittal an der Drau GmbH. Seit 2008 ist er im Betrieb tätig, zunächst als Stellvertreter und nun seit mehreren Jahren in leitender Funktion. Wenn er über seinen Beruf spricht, wird schnell klar: „Bestatter ist ein Beruf, aber häufig auch ein Stück Berufung.“
Denn im Zentrum der Tätigkeit steht nicht der Tod – sondern die Hinterbliebenen. Sie zu begleiten, ihnen Halt zu geben, ist für Baumgartner und sein Team eine der wichtigsten Aufgaben. „Wir sind Seelsorger, emotionale Ersthelfer, Berater und Unterstützer in verschiedensten Belangen“, beschreibt er die Vielfältigkeit der Anforderungen. „Die Herausforderung ist es, das richtige Wort zu finden, präsent zu sein, Anteil zu nehmen – ohne sich selbst im Schmerz der Trauernden zu verlieren.“
Im Schnitt begleitet das elfköpfige Team der Spittaler Bestattung 500 bis 600 Todesfälle im Jahr. Seit etwa einem Jahr gehören auch das Lieser- und Maltatal zum Versorgungsgebiet, was rund 100 zusätzliche Fälle jährlich bedeutet – infolgedessen wurde ein weiterer Mitarbeiter aufgenommen. „Unser Gebiet reicht von Molzbichl über Kolbnitz und Sachsenburg über die Region Millstätter See bis ins hintere Maltatal“, erklärt Baumgartner, der die Meisterprüfung absolvierte. Die Einsatzbereitschaft kennt dabei keine Uhrzeit – es gilt ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, 365 Tage im Jahr.
Vielseitiger Aufgabenbereich
Der Alltag im Betrieb ist ebenso umfassend wie herausfordernd. Im Büro beginnt die Arbeit mit der Annahme des Todesfalls – telefonisch, persönlich oder in Ausnahmesituationen über die Polizei. Es folgen organisatorische Schritte wie die Verständigung eines Totenbeschauarztes, was sich mitunter schwierig gestalten kann. „Die Ärzte müssen vom Bürgermeister angelobt sein – aber es kommt vor, dass keiner im Dienst ist, dann wird es schwierig, jemanden zu erreichen“, schildert Baumgartner. In solchen Fällen versucht man, sich auch über private Kontakte weiterzuhelfen. Im Gespräch mit den Angehörigen wird über alles Weitere aufgeklärt: standesamtliche Beurkundung, das Verlassenschaftsverfahren, Sterbeversicherungen und natürlich die Bestattungsform.
Die Möglichkeiten sind heute vielfältig: Erdbestattung, Feuerbestattung, Baumbestattung, das Anfertigen eines Erinnerungsdiamanten, die Übergabe an die Anatomie zu medizinischen Zwecken, Sozialbestattungen oder Seebestattungen – vieles ist denkbar. „Der Trend geht klar zur Urnenbestattung“, sagt Baumgartner. Dass die Kirche die Kremation ablehne, sei schon lange kein Thema mehr. Die Organisation der Trauerfeier reicht vom Termin mit der Pfarre oder einem freien Redner über das Erstellen von Parten und Sterbebildern bis zur Musikauswahl, Bildbearbeitung und Veröffentlichung von Todesanzeigen. Baumgartner: „Wir drucken die Postwürfe direkt bei uns aus. Auch die Koordination von Überführungen, Aufbahrungen, Graböffnung und -schließung sowie der Einsatz von Trägerdiensten fällt in unseren Arbeitsbereich.“
Parallel arbeiten die Außendienstmitarbeiter: Sie holen Verstorbene aus Spitälern, Pflegeheimen oder von Unfallorten ab, übernehmen die hygienische Versorgung, kleiden an, sargen ein und begleiten zur Aufbahrung, ins Krematorium oder zur Anatomie. Auch Grabarbeiten und Konduktleitungen gehören zu ihren Aufgaben. Bei Särgen und Urnen sind der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt. Zur Auswahl stehen Modelle aus verschiedenen Hölzern, geschmückt mit Stoffen, Steinen oder Printabdrücken.
Urnen gibt es in biologisch abbaubarer Variante, aus Materialien wie Holz, Glas, Keramik, Zinn oder Kupfer sowie in Herzform oder als Sonderanfertigung – vom Fußball über den Wanderschuh bis hin zu einem Lebensbaum, dessen Motiv sich erst ergibt, wenn zwei separate Urnen nebeneinander gestellt werden. Wer eine befüllte Urne mit nach Hause nehmen oder im eigenen Garten beisetzen möchte, braucht dafür eine Genehmigung des Bürgermeisters für eine Sonderbestattungsanlage. Kleine Erinnerungsurnen mit etwas Asche sind hingegen genehmigungsfrei – sie können als Schmuck, Anhänger oder Mini-Urnen, wiederum in individuellen Formen, gestaltet werden. Selbst Fingerabdrücke Verstorbener lassen sich in Schmuckstücken verewigen.
Ein Ort des Erinnerns
Neben den klassischen Formen sind es oft die ganz persönlichen Gesten, die eine Verabschiedung besonders machen. „Wir versuchen, so viel wie möglich zu ermöglichen – wenn es den Wünschen der Angehörigen entspricht und machbar ist, machen wir es“, sagt Baumgartner. So gab es bereits Trauerfeiern mit Luftballons, bei denen Botschaften gen Himmel geschickt wurden, musikalisch untermalte Abschiede mit Live-Gesang oder auch schamanisch begleitete Rituale. „Die Menschen wollen heute bewusster und individueller Abschied nehmen – und das ist auch gut so.“
Besonders berührend ist für Baumgartner ein Ort am Spittaler Friedhof: die Gedenkstätte für Sternenkinder. Damit sind Kinder gemeint, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. „Hier können Eltern einen Ort des Erinnerns und Abschiednehmens finden“, erzählt er.
Dass der Beruf des Bestatters emotional fordert, liegt auf der Hand. „Besonders schwierig sind Kinder, Unfälle oder plötzliche Tode – davon gibt es leider immer mehr“, erzählt Baumgartner. „Wenn man in Spittal arbeitet, kennt man fast jeden zweiten Verstorbenen persönlich.“
Austausch mit den Kollegen
Damit der Umgang mit diesen Belastungen gelingt, tauschen sich die Kolleginnen und Kollegen untereinander aus. Baumgartner selbst hat ein persönliches Ritual: „Wenn ich durch die Türe der Bestattung rausgehe, lasse ich es hinter mir. Sonst kannst du den Beruf nicht lange machen.“ Und doch: Die ersten Fälle, wie jenes zweijährige Kind, bleiben ihm. „Dieser Todesfall ist heute noch im Kopf.“