Rund um Allerheiligen und Allerseelen gedenken Angehörige ihren verstorbenen Familienmitgliedern und Freunden, besuchen Gräber, zünden Kerzen an und legen Blumenschmuck nieder. Doch der traditionelle Weg, die Feiertage zu begehen, mitsamt Besprengung der Gräber mit Weihwasser und anschließender Zusammenkunft im Kreise der Familie, ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit den Liebsten zu gedenken. Seit mehreren Jahren, insbesondere seit dem Beginn der Corona-Pandemie, die Beerdigungen mit vielen Angehörigen unmöglich machte, erfreuen sich Alternativen und Feiern im kleinsten Kreise großer Beliebtheit, auch im Hinblick auf die Begräbnisse.
„Vor zehn Jahren hatten wir nur drei Urnenbeisetzungen jährlich, mittlerweile machen diese 40 Prozent all unserer Aufträge aus. Vor allem im städtischen Raum ist der Anteil weitaus höher, es zeichnet sich ein klarer Trend und der Wunsch nach einer modernen und zeitgemäßen Bestattungsart ab“, sagt Artur Mörtl, Leiter des Bestattungsunternehmens Mörtl in Kötschach-Mauthen. Gründe für diese Entwicklung sind unter anderem der Anspruch auf individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, der ausbleibende Aufwand einer Grabpflege und die schnelle Abwicklung der Beisetzung.
Kosten der Zeremonien
„Wir haben rund 200 Bestattungen im Jahr, 85 Prozent davon sind Feuerbestattungen. Das liegt unter anderem daran, dass eine Erdbestattung mit viel Aufwand und einer jahrelangen Verpflichtung verbunden ist, denn Gräber müssen gepflegt werden“, sagt Thomas Novak von der Städtischen Bestattung Hermagor. Die Kostenfrage sei bei der Entscheidung einer Beisetzungsart jedoch kaum relevant, da je nach den individuellen Wünschen der Angehörigen, oftmals nur minimale Unterschiede zu verzeichnen sind. Im Rahmen einer „traditionellen“ Bestattung mit Sarg, Zeremonie und anschließendem Leichenschmaus müssen Beteiligte mit einem Kostenaufwand um die 4.500 Euro rechnen, die Grenze nach oben ist jedoch offen. Abhängig ist dieser Betrag nämlich von vielerlei Faktoren wie der Aufbahrung, der Überführung, den Grabnutzungsgebühren, der Leichenbeschau, der Wahl der Todesanzeige und des Trauerredners, dem gewünschten Blumenschmuck und der Anzahl an Personen, die beim Leichenschmaus anwesend sind.
Die Organisation einer Urnenbeisetzung erleichtert vielen Angehörigen die Abwicklung der Bestattung. „Kinder und Verwandte der Verstorbenen wohnen oft nicht mehr in der Nähe und haben daher wenig Zeit für die Grabpflege. Urnen sind pflegeleichter und werden immer beliebter. Kostenmäßig gibt es Unterschiede, jedoch hat das nichts mit der Bestattungsart, sondern mit den Gestaltungswünschen zu tun. Eine Feuerbestattung mit Sarg, Totenbeschau und Urne startet bei 2500 Euro“, erklärt Gerald Baumgartner, Leiter der Städtischen Bestattung Spittal.
Glaube, Kirche und Tradition
Wie die Durchführung letztendlich aussieht, ist, laut Gerhild Ertl des Bestattungsunternehmens Ertl, welche auch als Trauerrednerin tätig ist, eine zutiefst persönliche Entscheidung: „Es gibt viele Beisetzungsarten nach der Einäscherung wie beispielsweise Luft-, See- oder Baumbestattungen. Kirchengänge und Grabpflege sind mit einem Zeitaufwand verbunden. Zudem verliert der Faktor Tradition stetig an Bedeutung und nimmt nicht mehr einen so großen Stellenwert ein. Aus diesen Bedürfnissen entwickelten sich, insbesondere in den letzten Jahren, sehr experimentelle und moderne Beisetzungsarten wie beispielsweise die Edelsteinbestattung, welche immer mehr an Bedeutung und Beliebtheit gewinnen.“
„Seit Corona ist die Anzahl unserer Urnenbeisetzungen auf 70 Prozent gestiegen. Alles wurde schnelllebiger, auch die Begräbnisse, die Gesellschaft an sich hat sich verändert und mit ihr auch die Wünsche und Ansprüche an eine Beerdigung“, sagt Rainer Luxenberger von der „Bestattung Luxenberger“ in Gmünd. Laut Michaela Pacher vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen in Flattach ist dieser Wandel eher bei jungen Menschen zu beobachten. „Wir führen nach wie vor viele Erdbestattungen durch, man beruft sich dabei oft auf traditionelle katholische Werte. Menschen schätzen nach wie vor die Konventionen, deshalb wird es, unabhängig von den Entwicklungen der Zeit, immer auch klassische Begräbnisse geben wird.“