Viel Lärm um nichts. Ein Satz, der auf Rammstein in keinem Fall zutrifft. Rund 30.000 Menschen erlebten am Mittwoch die Kultband im Klagenfurter Wörtherseestadion. Teil zwei folgt am Donnerstag – und dieser verspricht genauso laut zu werden wie der erste Abend.

Dass Rammstein rocken, ist unbestritten. Doch auch sie müssen sich an Regeln halten. Jede Veranstaltung, die im Klagenfurter Sportpark – somit auch im Stadion – stattfindet, benötigt ein Beschallungskonzept. Als Höchstgrenze ist darin im Publikumsbereich "ein Dauerschallpegel mit 93 Dezibel (dB) gemittelt über eine Minute" festgelegt, heißt es vonseiten der Stadtkommunikation. Spoiler: Die 93-dB-Grenze sprengte Rammstein – nicht für eine Minute, aber für kurze Momente – mehrmals am ersten Konzertabend, auch außerhalb der Arena.

Kurz nach 20.30 Uhr betraten Till Lindemann und seine Mannen die Bühne im vollen Wörtherseestadion – und das mit einem regelrechten Knall. Nach nur einer Minute zeigte das Schallpegelmessgerät wenige Meter neben der Arena beim Song "Armee der Tristen" einen Höchstwert von 96,9 dB an. Spätestens dann wusste jeder Gast, was die nächsten zwei Stunden auf ihn zukommen wird.

Der Pegel schlug schon zu Konzertbeginn aus

85 Dezibel können bereits zu Hörschäden führen

Auch in anderen Stadtteilen war das Konzert nicht zu überhören. Auf Höhe der Keltenstraße in Viktring, knapp ein Kilometer Luftlinie vom Stadion entfernt, war die Arena nicht mehr in Sicht, mit 60 dB aber noch gut zu hören. Weiter Richtung Stadion blieben zahlreiche Spaziergänger entlang der Sattnitz stehen, um einen Blick auf das "Ufo" zu erhaschen und der Band bei der Arbeit zuzuhören. "Das knallt ordentlich", sagte ein "Zaungast", als Rammstein ihre Pyro-Muskeln spielen ließen. An der westlichen Einfahrt nach Viktring lieferten sich Lindemann und Co. ein Klangduell mit zirpenden Grillen. Mit einer Dezibelzahl von über 60 gewannen die deutschen Musiker den Kampf für sich.

Konzert auch an Uni und am Kreuzbergl hörbar

Vor dem Haupteingang der Universität schallten nicht nur die Gespräche der Uniwirt-Gäste über den Platz, auch Rammstein waren mit 40 dB noch leicht zu hören. Nach Einbruch der Dunkelheit offenbarte sich sogar die spektakuläre Lichter-Show über dem Uni-Campus. Wer sich als Camper im Strandbad Klagenfurt auf eine nächtliche Rammstein-Show gefreut hatte, wurde enttäuscht. Die Klänge des Konzertes erreichte das Bad leider nicht mehr.

Auch in unmittelbarer Nähe zum Stadion verstummte Rammstein hinter den Häusern relativ schnell. 500 Meter neben der Arena befindet sich die Pfarrkirche St. Josef. Hier war die Band kaum mehr wahrnehmbar. Wenige Meter weiter entlang der Siebenhügelstraße Richtung Innenstadt verhallte spätestens an der Kreuzung zur Theodor-Prosen-Gasse die kontroverse Gruppe komplett.

Bewohner des Kreuzbergls im Nordwesten der Stadt kamen dafür in den Genuss von Rammstein. In der (namentlich zur Band passenden) Kinkstraße war die Band mit rund 40 dB nicht nur zu hören, auch die farbenfrohe und feurige Bühnenshow erhellte das Viertel.

Gegen 22.45 Uhr verabschiedeten sich Rammstein so, wie sie begonnen haben: mit einem lauten Knall. Damit knackten sie vor dem Stadioneingang am Südring nochmals die 90er-dB-Grenze. Die Vorzeichen stehen gut, dass auch das zweite Konzert am Donnerstag ähnlich laut über die Bühne gehen wird.