Seit 2022 arbeitet man in Tiffen an einem besonderen Projekt, für das vor Kurzem der Startschuss gefallen ist. „Wir bauen ein Sternenkind-Marterl und richten einen Ort für Trauerbewältigung ein. Der Spatenstich dazu hat schon stattgefunden“, erklärt Projektinitiator Werner Rauchenwald vom Forum Tiffen. Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Das Marterl dient als Gedenkstätte für diese Sternenkinder.

„Es war eigentlich meine Idee, umgesetzt wird das Projekt vom Pfarrgemeinderat, ebenso sind die Dorfgemeinschaft und die Trachtenfrauen im Projektteam. Das Thema Sternenkinder ist ziemlich aktuell. Ich, meine Familie und mein Freundeskreis sind davon betroffen. Mit dem Marterl möchten wir allen von diesem schicksalhaften Thema Betroffenen einen geschützten Raum bieten“, betont Rauchenwald. Das Forum Tiffen ist eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Vorhaben zur Förderung von regionalen Entwicklungen anzustoßen und zu begleiten.

„Es ist uns ein Herzensanliegen, betroffene Eltern, Verwandte und Freunde bei der Bewältigung zu unterstützen, ihnen einen würdevollen Ort zu bieten und Hilfsangebote darzustellen. Die Eltern und Mittrauernden sollen spüren, dass sie in dieser Situation nicht alleine sind, dass wir an sie denken und dass sie einen Ort in unserer Mitte finden“, erklärt der Obmann des Pfarrgemeinderats, Thomas Rindler. Zur Gedenkstätte kann man hingehen, eine Kerze anzünden und trauern. Auch ist es möglich, die sterblichen Überreste in Tiffen beisetzen zu lassen. „Unser Friedhof wurde vor Kurzem etwas erweitert“, erklärt Rauchenwald.

Auf einer Anhöhe - dem Kreuzweg -  soll das Marterl entstehen
Auf einer Anhöhe - dem Kreuzweg - soll das Marterl entstehen © Manfred Schusser

Zusätzlich zu der Gedenkstätte möchte man auch mit Experten zusammenarbeiten. „Wir wollen Vorträge für Eltern veranstalten. Es soll ein Begegnungsort für die Betroffenen entstehen. Vorträge und Informationsmaterial werden dabei unterstützen, dieses Thema noch besser zu verstehen und zu enttabuisieren.“ Einen passenden Ort für die Vorträge sucht man derzeit noch, naheliegend wäre eigentlich das Pfarrhaus in direkter Nähe, aber: „Unser Pfarrhaus ist sanierungsbedürftig. Die ersten Vorträge finden wahrscheinlich im Gemeindeamt in Steindorf oder im Gasthaus Gfrerer-Lipp statt. Das Pfarrhaus soll in den nächsten Jahren saniert und renoviert werden. Es soll ein Haus der Begegnung werden.“

Wenn das Pfarrhaus saniert wurde, will man darin Vorträge zur Trauerbewältigung veranstalten.
Wenn das Pfarrhaus saniert wurde, will man darin Vorträge zur Trauerbewältigung veranstalten. © Manfred Schusser

Gestaltet wird die Gedenkstätte vom Künstler Hardy Brandner. „Das Marterl versteht sich daher auch als ‚Kunst am Friedhof‘ – welche die Seele auch dort noch erreicht, wo der Verstand nicht mehr hinkommt“, fügt Rauchenwald an. Die Materialkosten belaufen sich auf 20.000 Euro und werden vom Forum Tiffen getragen. „Es werden nur die Materialkosten verrechnet. Die Firmen sind vom Projekt so begeistert, dass sie nichts für ihre Arbeit verrechnen werden“, zeigt sich Rauchenwald dankbar.

Im Herbst soll die Gedenkstätte fertig werden. „Wir wollen sie kurz vor Allerheiligen einweihen und segnen lassen.“