Viele italienische Redensarten drehen sich ums Essen und Trinken. „Wir sind aus demselben Holz geschnitzt“ heißt in Italien „Siamo della stessa pasta“, „Wir sind aus demselben Teig“. Und wenn sich ein Streit in Wohlgefallen auflöst, sagen Italiener: „Finire a tarallucci e vino“, also „ein Ende mit Keksen und Wein“. Klingt das nicht schön?
Aber manche Redensarten drehen sich auch um politische Ränkespiele. „Giochi di poltrone“, heißen diese Intrigen – „Sesselspiele“. Sessel sind schön tief und bequem, gut gepolstert und oft fürstlich dotiert. Bei Sesselspielen geht es selten um Inhalte, sondern um Macht und Posten und Einfluss. Derzeit wird über die Stranddirektion gesprochen, deren Mandat nach drei Jahren ausläuft.
Strandbar Numero Uno
Dabei hat die aktuelle Stranddirektion ja einen guten Job gemacht. Nur ein Beispiel: Viele Österreicher werden sich an die Öffnung der Strandbar Numero Uno zur Weihnachtszeit erinnern, eine schöne und stimmungsvolle Idee, und das Wetter hatte auch mitgespielt. Aber wie gesagt, es geht nicht um Inhalte.
Ein mächtiger Akteur im Sesselspiel ist das Consorzio Grado Turismo, die Vereinigung der Hoteliers und Restaurantbesitzer, und vor allem die Hoteliers hätten gern mehr Kontrolle über den Hauptstrand, genauer: preiswertere und räumlich nähere Sonnenschirmkontingente für ihre Gäste. Und dann gibt es noch die üblichen politischen Animositäten, die auf einer Insel deutlicher als anderswo zu Tage treten, weil man sich dauernd über den Weg läuft, zum Beispiel in Pinos Bar, wo der Autor dieser Zeilen schon filmreife Szenen miterlebt hat, bei denen beinahe Stühle geflogen wären – bloß gut, dass Pinos Bar wie ein American Diner mit festen Sitzbänken eingerichtet ist; möglicherweise hat Pino dieses Mobiliar mit Bedacht gewählt.
Ende des Monats wird sich entscheiden, wie es mit der Stranddirektion weitergeht. Vielleicht endet ja doch alles bei Keksen und einem kühlen Weißwein bei Pino.