"Es brennt im Pflegebereich", sagt Silvia Igumnov, Landesvorsitzende der Gewerkschaftsfrauen. Im Rahmen einer Pressekonferenz anlässlich des Tages der Pflege am Freitag zogen die Gewerkschafter ein Resümee zur vor einem Jahr vom Bund versprochenen Pflegereform samt Pflegebonus und Entlastungswoche. "Die Pflegereform ist eine Mogelpackung. Es wurden nicht nur etliche Versprechen gebrochen, sondern auch die Belastung des Pflegepersonals und die prekäre Versorgungssicherheit der Bevölkerung weiter in Kauf genommen", so Igumnov.
Der Pflegebonus (14-mal monatlich 141 Euro brutto) und die Entlastungswoche würden beispielsweise im Klinikum Klagenfurt nur drei von 77 Berufsgruppen zustehen, betont Mario Rettl, (Gewerkschaft Öffentlicher Dienst), stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Kabeg. "Diese Maßnahmen schüren jedenfalls kein Vertrauen in die Politik." Der Pflegebonus diene lediglich als symbolische Geste, um von den strukturellen Problemen abzulenken, kritisiert Theres Marschnig (vida Kärnten), Betriebsrätin im Elisabethinen-Krankenhaus.

Die Ungleichbehandlung der Beschäftigten ist auch im Behindertenbereich gegeben. "Wenn zwei Personen mit unterschiedlicher Ausbildung ein und dieselbe Arbeit verrichten, ist es nicht nachvollziehbar, dass nur eine der beiden Anspruch auf Pflegebonus und Entlastungswoche hat", so Igumnov.
Kaum Interesse an der Ausbildung
Valid Hanuna, Gesundheitssprecher der Gewerkschaft GPA Kärnten, sagt, dass der erhoffte Ansturm auf Ausbildungsplätze ausgeblieben sei. "Den Hauptgrund sehe ich in den unattraktiven Arbeitsbedingungen in der Pflege. Das gilt für alle Bereiche, die Situation ist alarmierend." Bis Juni wollen die Gewerkschafter dem Gesundheitsministerium Zeit geben, um Missstände zu korrigieren und den Pflegebonus über das Jahr 2023 hinaus zu verlängern. "Ansonsten wird es einen heißen Herbst geben. Die Politik muss man manchmal zwingen, warum also nicht streiken? Notpläne kann man immer erstellen, das hat Corona gezeigt", lässt Hanuna die Muskeln spielen.