Freie Hand hat ÖVP-Chef Martin Gruber am Dienstag von seinem Parteivorstand für die anstehenden Gespräche nach der Wahl bekommen. Gemeinsam mit Landesrat Sebastian Schuschnig, Klubobmann Markus Malle und seinem Büroleiter Thomas Kornek-Goritschnig bildet der Spitzenkandidat das Sondierungsteam. Am Donnerstag wird es zu ersten Gesprächen mit der SPÖ kommen. "Für inhaltliche Ansagen ist es noch zu früh", betont Gruber. Theoretische Varianten, wonach auch eine Dreierkoalition mit der FPÖ und dem Team Kärnten möglich wären, wurden nach dem Parteivorstand nicht ausgeschlossen. "Beim Reden kommt man dann meistens zusammen", heißt es Richtung der anderen drei Parteien.

Rote Linien im Bereich der Themen wurden am Dienstag ebenfalls noch nicht gezogen. Die Weiterentwicklung des Flughafens sei zwar eine Voraussetzung, das Ziehen der Call-Option, wie vor der Wahl mehrmals von der ÖVP gefordert, wiederum nicht. "Meine Haltung zur Call-Option ist aber bekannt", sagt Gruber. Man müsse zuvor auch Entscheidungen innerhalb der SPÖ abwarten. Der Parteivorstand des Koalitionspartners der vergangenen fünf Jahre tage ebenfalls am Dienstag.

"Glaskugellesen für Fortgeschrittene"

Gemeinsam mit Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig wurden beim ersten öffentlichen Auftritt seit dem Wahlabend auch Seitenhiebe Richtung Meinungsforschung verteilt. "Wir haben den direkten Kontakt zu den Menschen, der den Meinungsforschern abhandengekommen ist", sagt Löschnig mit Verweis auf die falschen Prognosen für die ÖVP. Für Gruber sind die Umfragen nicht viel mehr als "Glaskugellesen für Fortgeschrittene".

Feststeht auch der mögliche Landtagsklub. Neben Gruber und Schuschnig werden Markus Malle, Robert Köfer, Herbert Gaggl, Michael Maier und Stefanie Ofner in den Landtag einziehen. Die Pörtschacher Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz scheidet damit aus. Im sehr wahrscheinlichen Fall einer Regierungsbeteiligung der ÖVP werden (bei weiterhin zwei Landesräten) Ronny Rull und Hannes Mak nachrücken. Die bis auf eine Ausnahme männlich geprägte Führungsriege der Kärntner Volkspartei wollte Gruber nicht mehr näher kommentieren.