Er ist selbst Jäger, doch was Gerald Wohlmuth Mittwochfrüh gesehen – und gefilmt – hat, war selbst für ihn ein seltenes Schauspiel: "Ich war auf dem Weg zur Arbeit", erzählt er. Von Lendorf in Richtung Baldramsdorf.

Gegen 6.45 Uhr endete Wohlmuths Fahrt vorerst, er stoppte und musste tierischen Vorrang geben! Zwischen den Ortschaften Gendorf und Rosenheim querte ein Rudel Rotwild die Baldramsdorfer Straße. Ein riesiges Rudel. "Ich habe etwa 110 Tiere gezählt", sagt Wohlmuth, der das Schauspiel gefilmt hat. Nach knapp 50 Sekunden war die "Wanderung" vorbei, Wohlmut fuhr weiter in die Arbeit.

Sein Bekannter, Engelbert Hosner aus Baldramsdorf, hat das Video online gestellt, seitdem geht es viral. "Diese Menge ist schon ungewöhnlich", sagt Wohlmuth: "30, 40 Tiere auf einem Fleck habe ich schon mehrmals gesehen, aber noch nie so viele."

Stammplätze zum Futtern

Wildbiologe Gerald Muralt hat sich das Video ebenfalls angeschaut: "Ein so großes Rudel Rotwild ist nicht so ungewöhnlich. Aber, dass es gefilmt werden kann, ist doch selten." Die Tiere dürften nach den starken Schneefällen der vergangenen Tage verstärkt von den Bergen in tiefer gelegene Regionen gewandert sein.

Auf der Suche "nach guten Lebensräumen", also solchen mit ausreichend Nahrung, erklärt Muralt. Weil Rotwild regelmäßig Nahrung braucht, würden die Tiere zwischen verschiedenen Futterplätzen wechseln. "Aber solche, wo es genug Nahrung gibt, merken sie sich natürlich und kehren immer wieder dorthin zurück", sagt Muralt. Und genau das dürfte am Mittwoch in Baldramsdorf der Fall gewesen sein.