An der Grenze zwischen Italien und Slowenien wüten weiterhin Brände, mehrere Hubschrauber, auch jener des Innenministeriums aus Kärnten, stehen im Löscheinsatz. In Facebook-Gruppen zeigen sich auch Urlauber aus Kärnten und aus der Steiermark beunruhigt, denn der Rauch zog regelmäßig in die beliebten Badeorte an der oberen Adria - von Grado und Sistiana aus sind die Rauchwolken deutlich zu sehen. Teilweise ist auch der Brandgeruch zu spüren. Die Autobahn A 4 ist nach wie vor gesperrt, von Udine in Richtung Lignano und Bibione ist die Straße aber frei.

Im Raum Renski (Slowenien) hat sich das Feuer bereits auf einer Fläche von 500 Hektar ausgebreitet. Am Mittwoch forderte Slowenien den Lösch-Hubschrauber von Österreich an. Der Abflug mit Löschwassercontainer (maximale Kapazität 550 Liter) sowie ergänzender Ausrüstung und einem Flugretter zur Unterstützung erfolgte in den Nachmittagsstunden.

Traurige Impressionen aus Grado von Mittwochmittag
Traurige Impressionen aus Grado von Mittwochmittag © Peter Rass

"Wir haben eine Anflugzeit von 35 bis 40 Minuten und können relativ schnell vor Ort sein", berichtet Chefinspektor Josef Samonig von der Flugeinsatzstelle Klagenfurt. Bei einer Einsatzbesprechung bekam das Team ein Gebiet zugewiesen. "Wir haben südlich die Ostflanke bekämpft, damit sich das Feuer nicht weiter Richtung Osten ausbreitet."

37.500 Liter Wasser

Bis Sonnenuntergang flogen Samonig und sein Team 75 sogenannte Turns. Dabei wurden aus einem nahen Fluss jeweils 500 Liter Wasser entnommen und zum Feuer geflogen. 37.500 Liter Wasser waren es insgesamt in rund drei Stunden und 45 Minuten.

Der Einsatz gestaltete sich als herausfordernd: "Erst einmal fliegt man in ein fremdes Land, wo man die geografischen Gegebenheiten nicht kennt und wenn man dann noch in Rauch gehüllt wird, wird es umso schwieriger", erzählt der Pilot. Er selbst sei zum Glück vom Wind nicht betroffen gewesen, aber dieser könne sehr schnell drehen, dann müsse man sich ständig neu anpassen.

"Alles riecht nach Rauch"

Und auch zu Hause in Klagenfurt wird das Team ständig an das Feuer erinnert. Samonig: "Der Brandgeruch ist überall. Der Hubschrauber riecht nach Rauch, das Gewand riecht nach Rauch."

Auch am Donnerstag und in den kommenden Tagen soll die Unterstützung weitergehen. Samonig hat bereits bei einigen Bränden die Löscharbeiten aus der Luft unterstützt, wie etwa bei dem großen Waldbrand in Hirschwang in Niederösterreich letztes Jahr. "Aber das ist trotzdem nicht zu vergleichen. Das ist ein riesiges Brandgeschehen."

Die Situation erinnert an Brände, wie man sie aus dem Süden Europas seit vielen Jahren kennt. 2017 etwa hielten mehrere Einsätze die Helfer in Südfrankreich, Kroatien, Montenegro und Süditalien auf Trab. Kleine Zeitung-Chefreporter begleitete damals die Firefighter in Barcelona auf ihren spektakulären Löschflügen, die in Katalanien im Sommer fast an der Tagesordnung stehen. Dass solche Brände, resultierend aus der Trockenheit und Hitze, nur fünf Jahren später unweit der Grenze zu Österreich die Einsatzkräfte beschäftigen würden, erahnte man damals aber nicht.

Feuerwehrleute verletzt

Für die Bewohner der slowenischen Gemeinde Tržič wurden Warnungen ausgesprochen. Sie sollen die Häuser nicht verlassen. Mancherorts mussten Straßen und Schienen gesperrt werden. Der Brand auf dem Goriška-Karst griff auf italienischer Seite auf mehrere Häuser über. Wie die Verwaltung für Schutz und Rettung angekündigt hat, ist die Evakuierung der Dörfer in den Gebieten Sela na Krasu, Korita, Hudi Log, Brestovica pri Komnu und Klariča im Gange. Auch auf beiden Seiten der gesperrten Straße von Mirno nach Lokvica brach das Feuer erneut aus. Die Polizei und die slowenische Armee helfen beim Löschen aus der Luft.

© Peter Rass

Mehrere Feuerwehrleute mussten mit leichten Verbrennungen und Atembeschwerden medizinisch versorgt werden. Die Lage vor Ort sei ziemlich ernst, warnt die CZ-Zentrale für Nord-Primorska.

Autobahn in Italien wieder geöffnet

Dramatisch gestaltete sich die Situation auch im italienischen Monfalcone, wo Bürger am Mittwoch dazu aufgerufen wurden, das Haus nicht zu verlassen und - wenn sie doch im Freien sind - FFP2-Masken zu tragen. Die Gebäude sind komplett verraucht, am Donnerstagvormittag waren auch die meisten Restaurants geschlossen. Mittlerweile beginnt sich dort die Situation aber wieder zu normalisieren: Die Bars und Restaurants sperren wieder auf, mittlerweile wurde auch die Sperre der Autobahn A 4 zwischen Villesse und Lisert in Richtung Triest, die tagelang aufrecht war, wieder aufgehoben.

Geschlossen bleibt dagegen die Autobahnstrecke zwischen Sistiana und Redipuglia in Richtung Venedig. Teile regionaler Bahnlinien waren weiterhin unterbrochen, es wurde ein Schienersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Bewohner abgeschnitten

Seit Mittwoch brennt es auch im Resiatal beim Kanaltal. Die Bewohner - es sich hauptsächlich Landwirte - sind von Außenwelt abgeschnitten.

Im Resiatal beginnt es ebenfalls zu brennen
Im Resiatal beginnt es ebenfalls zu brennen © Stephan Schild
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