"Sie sind schon länger bei uns in der Justizanstalt und hatten nicht mehr viel Strafrest zu verbüßen. Mir ist das unerklärlich", sagt Peter Bevc, Leiter der Justizanstalt Klagenfurt. Zwei seiner 277 Häftlinge sind am Dienstag geflüchtet. Die Männer waren dazu eingeteilt, Fleisch vom Schlachthof in Klagenfurt zu holen. "Dabei gelang ihnen die Entweichung", bestätigt Bevc. Die Flucht dauerte allerdings nicht lange. Nach etwa dreieinhalb Stunden wurden die Männer gefasst. Ein Justizwachebeamter entdeckte die Häftlinge, als sie die Rosentaler Straße stadtauswärts spazierten. "Sie sind jetzt wieder in der Justizanstalt", sagt Mediensprecher Harald Streicher.

Der Justizbeamte war gerade mit einer elektronischen Fußfessel zu einem "Klienten" unterwegs, als er die beiden Flüchtigen in der Rosentaler Straße sah. Er verständigte die Polizei und beschattete die beiden, bis die Polizisten eintrafen und die Häftlinge wieder dingfest machten. Verletzt wurde niemand. 

Keine Anzeichen

Die Gefangenen stammen aus Oberkärnten und sind 21 und 27 Jahre alt. Der eine hatte nur noch zwei Monate Haft zu verbüßen, der andere sieben Monate. Die Häftlinge sind unter anderem wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung verurteilt worden. "Sie befinden sich bereits im Entlassungsvollzug", erklärt Mediensprecher Harald Streicher. Das ist die letzte Phase der Haft vor der Entlassung aus dem Gefängnis. "Im Entlassungsvollzug haben Häftlinge verstärkt Ausgang, um Behördenwege zu erledigen, sich um eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz zu kümmern", schildert Oberstleutnant Streicher. So sollen sich Häftlinge auf die Zeit in Freiheit vorbereiten.

Fleisch für Gefängnisküche

Streicher: "Die beiden Betroffenen waren bereits öfter draußen und auch auf Ausgang - und sie sind jedesmal wieder zurückgekehrt." Bis zum heutigen Dienstag gegen 8 Uhr. Die Männer mussten am Klagenfurter Schlachthof Fleisch für die Gefängnisküche holen. Streicher: "Ein Justizwachebeamter fuhr mit dem Lkw zum Schlachthof, die beiden Häftlinge hatten die Aufgabe, die Ware einzuladen." Bei dieser Gelegenheit sind sie vom Schlachthof getürmt. Die Fahndung lief auf Hochtouren.

Etwa 20 Mal im Jahr würden Häftlinge von ihren Ausgängen nicht zurückkehren oder von der Außenstelle verschwinden. "Die Hälfte davon kommt nach ein paar Tagen wieder, der Rest wird meistens bei den Angehörigen, der Frau, der Freundin oder der Familie gefunden."

Haftbedingungen verschärft

Die zwei Oberkärntner waren am Gehsteig stadtauswärts unterwegs, als sie gefasst wurden. Laut Justizanstalt haben beide ein Alkoholproblem. Und jetzt? "Die zwei Männer bekommen für eine Woche verschärfte Haftbedingungen. Das heißt, sie dürfen nicht telefonieren, keinen Besuch empfangen und keinen Briefkontakt haben."