Große Neuschneemengen sorgten am Wochenende vor allem in Oberkärnten und Osttirol für mehrere tragische Lawinenunglücke. Noch heute, Montag, besteht in großen Teilen Kärntens und Osttirols große Lawinengefahr. "Zum einen ist in nur 48 Stunden sehr viel Schnee zusammengekommen. Andererseits befanden sich in der Altschneeschicht darunter, die obendrein nicht sehr groß war, große Kristalle, die schnell zusammenbrechen, wenn sie einer Zusatzbelastung ausgesetzt werden", erklärt Winfried Ertl, Leiter des Lawinenwarndienstes Kärnten. In solchen Situationen sei es möglich, dass Lawinen spontan abgehen - was am Sonntag mehrmals passiert ist.

"Dadurch haben sich mittlerweile alle größeren Lawinen entladen. Die Lage ist nun zwar besser, aber in vielen Bereichen ist die Gefahr trotzdem noch groß", sagt Ertl. In Ankogel-, Glockner- und Kreuzeckgruppe gilt ebenso wie in den Lienzer Dolomiten, den Karnischen Alpen, den Gailtaler Alpen West sowie in weiten Teilen Osttirols Lawinenwarnstufe 4 auf der fünfteiligen Skala. Heute plant die Lawinenkommission Aufklärungsflüge, um die Situation besser einschätzen zu können. "Der Neuschnee und das schöne Wetter verleiten Freerider häufig dazu, ins freie Gelände einzufahren", sagt Ertl, der aber unbedingt davon abrät. Stattdessen sollen Skifahrer im Moment noch in jedem Fall auf den gesicherten Pisten bleiben, auch in Gebieten mit Warnstufe 3.

In den rot gekennzeichneten Bereich kann auch spontan eine Lawine abgehen
In den rot gekennzeichneten Bereich kann auch spontan eine Lawine abgehen © http://www.lawinenwarndienst.ktn.gv.at

Warnung vor Spaziergängen

Aber nicht nur Skifahrer müssen sich in Acht nehmen: Der Lawinenwarndienst rät auch, keine ausgedehnten Spaziergänge zu unternehmen, wenn sich über der Straße oder dem Weg Hänge befinden, von denen Lawinen abgehen könnten.

In Osttirol sind am Wochenende ebenfalls spontan Lawinen abgegangen. Allerdings hatte man dort das Glück, dass niemand zu Schaden gekommen ist, sagt Peter Ladstätter, Obmann der Bergrettung Osttirol: "Dafür, wieviele Leute unterwegs sind, ist die Disziplin sehr groß." Man nehme sehr positiv wahr, dass sich die meisten Freerider mittlerweile an die Warnungen halten würden. Das sei auch der guten Arbeit der Lawinenwarndienste i n ganz Österreich zu verdanken, lobt Ladstätter.

Bereits morgen, Dienstag, soll sich die Lage wieder leicht entspannen, sagt Ertl: "Die Sonneneinstrahlung bewirkt eine Zersetzung der Schneedecke." Dadurch dürfte relativ rasch die Gefahr von spontanen Lawinen zurückgehen. Aber auch dann gilt es, die aktuelle Situation im Blick zu behalten und Warnungen niemals zu ignorieren.