Bis zu 30.000 Ampere sind durch den Körper eines jungen Kärntners geflossen. Die 2500-fache Stärke des normalen Haushaltsstroms. Es ist unvorstellbar, welchen Kräften der Bursche ausgesetzt war. Zuvor traf er gegen 2 Uhr in der Nacht auf Samstag gemeinsam mit einem Freund eine verhängnisvolle Entscheidung. Die beiden wollten nahe dem Bahnhof Maria Saal auf einen Zugcontainer klettern. Mit der Hilfe seines gleichaltrigen Kumpels schaffte er es auf das Dach. Schon wenige Momente später gab es einen lauten Knall. „Kommt man der stromführenden Oberleitung zu nahe, kann bereits ohne Berührung ein Spannungsüberschlag stattfinden. Dabei kommt es de facto nie zu Leichtverletzten, sondern nahezu immer zu Schwerstverletzten und Toten“, sagt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel.

Unfall Bahnhof Maria Saal Explosion auf Zugwaggon Jugendlicher geriet in Stromkreis der Hochspannungsoberleitung September 2025
Bahnhof Maria Saal
| In der Nähe des Bahnhofs Maria Saal ist der Unfall passiert © Traussnig

Die Bergung des regungslosen Opfers war für die Einsatzkräfte eine große Herausforderung. Damit nicht noch ein Unglück passiert, musste erst der Strom abgeschaltet werden. Rund eine halbe Stunde dauerte es, bis man den 15-Jährigen von Feuerwehr und Polizei vom Container holen konnte. Er wurde aufgrund der Schwere seiner Verletzungen noch in der Nacht vom Schockraum im Klinikum Klagenfurt ins Uniklinikum Graz geflogen, wo er auf der Intensivstation um sein Leben kämpft. Die am Unfallort anwesenden Personen - es waren noch weitere Jugendliche dabei, die nur den Knall bemerkten - wurden vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz betreut. Laut Polizei habe man keine Anzeichen für eine offensichtliche Alkoholisierung wahrgenommen.

Landjugend geschockt

Warum die beiden 15-Jährigen auf den Container wollten, ist noch nicht geklärt. Schon öfters ist es in Österreich zu solch schrecklichen Unfällen gekommen. Manchmal waren es Mutproben, manchmal schlicht Langeweile oder „Abenteuerlust“. Fest steht, dass eine Gruppe aus sechs Jugendlichen, alle zwischen 15 und 16 Jahre alt, auf dem Heimweg von einem Landjugendfest war. Bei den Veranstaltern sitzt der Schock tief. „Wir sind alle fertig und hoffen, dass er es irgendwie übersteht“, sagt Raphael Hauser, Obmann der Landjugend Zollfeld. Gekannt hat man das Opfer nicht, erst am Tag darauf hat man vom dramatischen Vorfall mitbekommen. „Wir sind alle noch etwas geschädigt. Beim Aufbauen für den Sonntag ist, wo unser Jubiläum weiter geht, waren wir nicht so schnell wie sonst. Alle reden darüber - und das ist auch gut so“, weiß Hauser als Feuerwehrmann.

Kampagnen der ÖBB

Die Bundesbahnen warnen immer wieder vor solchen „Kletteraktionen“. Und das mit teils eindringlichen bis extremen Kampagnen wie „Riskiert, Riskiert, Eliminiert“. „Wir bedauern diesen Unfall sehr. Jeder Unfall ist einer zu viel. Das unerlaubte Betreten von Bahnanlagen ist lebensgefährlich und daher strengstens verboten. Strom sieht man nicht, man hört und riecht ihn nicht“, sagt Zernatto-Peschel.

Kampagne „Riskiert, Riskiert, Elinimiert“ der ÖBB | Mit solchen Sujets warnt die Bahn vor den Gefahren
Kampagne „Riskiert, Riskiert, Elinimiert“ der ÖBB
| Mit solchen Sujets warnt die Bahn vor den Gefahren © ÖBB