Das schönste Geburtstagsgeschenk kam unverpackt und ein paar Tage zu früh. Doch es war wichtig - lebenswichtig sogar. Kurz bevor Tanja Keimel 30 Jahre alt wurde, erhielt sie eine Mail, einen Anruf und eine WhatsApp von der Organisation „Geben für Leben.“ Es war dringend. „Ich wurde gefragt, ob ich bereit sei meine Stammzellen zu spenden“, sagt Keimel. Denn eine schwer kranke Frau aus den USA brauchte dringend neue Stammzellen, um überleben zu können.

Weltweit wurde nach einem genetischen Zwilling für die Patientin gesucht und ausgerechnet im kleinen Ort Drabunaschach bei Gallizien in Kärnten wurde jemand gefunden. Tanja Keimel, Mutter eines vierjährigen Sohnes: „Meine DNA passte zu der Frau aus den USA. Natürlich war ich bereit, ihr meine Stammzellen zu spenden. Wenn ich irgendjemanden auf der Welt das Leben retten kann, dann mach ich das selbstverständlich sofort“, sagt die Kärntnerin.

Deshalb habe sie sich - im Jahr 2022 - einfach so als Stammzellenspenderin registrieren lassen. „Dass es dann wirklich einen Treffer gab, war überwältigend für mich.“ Gemeinsam mit ihrem Partner Florian fuhr sie ins LKH Graz zur Voruntersuchung. „Als alles gepasst hat, musste ich mir zu Hause selbst Spritzen geben, damit sich meine Stammzellen vermehren.“ Davon habe sie heftige Symptome wie Fieber und Gliederschmerzen bekommen. Trotzdem sagt sie: „Es war mein schönstes Geburtstagsgeschenk, dieser fremden Frau helfen zu können. Ich bin ihre letzte Chance, gesund zu werden, das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“

Anfang April - wenige Tage vor ihrem 30. - Geburtstag fuhr Keimel erneut ins Krankenhaus nach Graz. „Ich bekam in den linken und den rechten Arm einen Venenweg gelegt. Rechts wurde mir das Blut abgenommen und die Stammzellen herausgefiltert, links kam das Blut quasi wieder zu mir zurück“, beschreibt sie den Vorgang.

Tanja Keimel mit Julia Neugebauer bei der Übergabe der Lebensretter-Urkunde
Tanja Keimel mit Julia Neugebauer bei der Übergabe der Lebensretter-Urkunde © kk

„Ich wünsche mir für diese fremde Frau nichts mehr, als dass sie wieder gesund wird.“ Die Patientin ist genau zehn Jahre älter als Keimel. „Sie hat vielleicht auch Kinder und sie hat sicher Menschen, die sich um sie sorgen. Jetzt kann sie ihr Leben wieder planen“, sagt die junge Mutter.

Der Verein „Geben für Leben“ versucht immer wieder lebensrettende Stammzellen für schwer kranke Menschen zu finden. Das ist das letzte Mittel im Kampf gegen Leukämie, seltene Blutkrankheiten oder Gendefekte.  Die Chance einen Spender außerhalb der eigenen Familie zu finden, ist gering. „Sie liegt im besten Fall bei 1:500.000“, sagt Julia Neugebauer, die Sprecherin von „Geben für Leben.“  „Aber es gelingt uns immer wieder Spender und Spenderinnen zu finden.“

Menschen wie Tanja Keimel. Am 7. April spendete sie ihre Stammzellen. Wenige Tage später wurde sie aus dem Bett geschossen und hat mit Familie und Freunden ihren runden Geburtstag gefeiert. Sie bekam viele Glückwünsche und Geschenke. „Dabei brauche ich nichts. Dass ich jemandem das Leben retten darf, ist Segen genug.“