Julia ist 33, wuchs in Kärnten auf, lebt mittlerweile in Valencia, hat Biologie und Waldökologie studiert und arbeitet im Digital Marketing. Und: Sie lebt mit ihrem Partner seit über fünf Jahren in einer offenen Beziehung.

Bereits in früheren monogamen Beziehungen merkte sie nach der ersten Verliebtheitsphase, dass es so nicht funktioniert. „Für mich machte dieses ,Alles oder Nichts‘-Denken keinen Sinn“, sagt sie. „Ich wollte schon immer mal eine offene Beziehung ausprobieren.“

Kommunikation als Erfolgsrezept

2019 lernte sie ihren Partner kennen, der bereits Erfahrungen mit offenen Beziehungen hatte und sie an das Thema heranführte. „So kann ich beides haben: Die Vertrautheit mit einer Person, die mir wichtig ist, aber auch neue Personen kennenlernen. Nicht unbedingt um etwas anzufangen, aber die Möglichkeit ist da. Das hat mir ein Freiheitsgefühl und erdendes Gefühl gegeben.“

Von Anfang an legten sie ihre Grenzen fest. Im Zentrum steht die Kommunikation. „Wir erzählen uns alles. Wenn ich jemanden kennengelernt habe und etwas passiert ist, oder eben auch nichts passiert ist. Oder wenn ich weiß, ich habe am Wochenende ein Date.“

Eifersucht spiele bei ihnen keine Rolle. „Es gibt einem viel Sicherheit, wenn man offen über alles reden kann.“ Es komme nur manchmal vor, dass man gerne mit dem Partner Zeit verbringen wolle, der jedoch schon etwas vorhat. „Interessenskonflikte, wie es sie in vielen Beziehungen gibt.“

Oder vielleicht doch Polyamorie?

Für die gebürtige Kärntnerin ist es die erste offene Beziehung und sie sei damit viel entspannter. „Ich kann die Single- und Pärchen-Version von mir ausleben. Wir lieben uns und wollen für immer zusammenbleiben, das können wir vielleicht sogar hinbekommen.“

Das Paar sei auch offen für eine polyamore Beziehung, also eine weitere Person dauerhaft in der Beziehung. Das habe sich jedoch noch nicht ergeben. „Wenn ich mit jemandem intim bin und mit ihr gerne Zeit verbringe, ich bin aber nicht verliebt, dann ist es zumindest schon emotional wichtig.“

Aufklärungsarbeit und Menschen vernetzen

Seit einem Jahr arbeitet Julia auch an ihrem Projekt „Openly Different“ mit Fokus auf spanischsprachige Länder. Sie spricht auf Social Media über offene Beziehungen und will Gleichgesinnte vernetzen. Bereits in den ersten Wochen wuchs ihr Account auf mehrere Tausend Follower, die Whatsapp-Gruppe zählte bald über 100 Mitglieder.

Sie arbeitet an einer Plattform für Mitglieder, um über Nichtmonogamie mehr zu lernen und an ihrer emotionalen Intelligenz zu arbeiten. Gleichzeitig soll die Online-Community vergrößert werden, denn die Nachfrage ist enorm.

Auch offline veranstaltet sie Events wie gemeinsame Essen, sportliche Aktivitäten oder Konzertbesuche. Das Ziel sei das Austauschen von Erfahrungen und Freundschaften knüpfen. „Viele leben das nicht offen. Bei Problemen hat man dann aber jemanden zum Reden. Wir wissen alle, dass das hilft.“