Es ist nicht das erste Mal, dass eine Wortmeldung von FPÖ-Chef Erwin Angerer im Kärntner Landtag zur Elementarpädagogik für Empörung sorgt. Im Vorjahr nannte der Klubobmann Kindergärten „kommunistische Umerziehungslager“. Später gab es eine Entschuldigung für die „nicht glücklich gewählte Wortwahl“. Noch während der Landtagssitzung am Mittwoch, in deren Mittelpunkt eigentlich das Budget stehen sollte, wurde Angerer erneut zu einer Entschuldigung aufgefordert. „Muss es immer eine Pädagogin sein? Kann man nicht auch einmal wieder eine Kindergartentante einführen?“, fragte Angerer bei seiner Rede zum Budget und legte unter Applaus seiner Fraktion nach: „Die Tanten sagen zu mir, solange ich eine Tante war, war die Welt in Ordnung. Jetzt sind wir Pädagoginnen und haben keine Leute mehr.“

„Pädagoginnen wieder als ‚Tanten‘ zu bezeichnen, entbehrt jeder Grundlage und ist ein rückwärtsgewandter Schritt. Sie leisten tagtäglich eine unverzichtbare Arbeit, die von höchster Qualität und Bedeutung für die frühkindliche Entwicklung unserer Kinder ist“, sagt ÖGB Landesfrauenvorsitzende Silvia Igumnov. Die Zeiten, in denen der Beruf von Frauen mit Begriffen wie ‚Tante‘ belegt wurde, seien längst vorbei. „Die wertvolle Arbeit der Pädagoginnen muss endlich angemessen anerkannt werden und man muss ihnen den Respekt entgegenbringen, den sie verdienen“, sagt Igumnov. „Ein absoluter Tiefpunkt, Elementarpädagogik ist Bildung, Herr FPÖ Parteiobmann“, kommentierte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Kritik auch vonseiten der ÖVP

Von einer „Beleidigung für den gesamten Berufsstand“ spricht ÖVP-Frauensprecherin Stefanie Ofner: „Es erschüttert mich, wie selbstverständlich Vertreter der Freiheitlichen längst überholte Rollenbilder vertreten und mit ihrer Politik im letzten Jahrtausend verharren. Heute zeigt Klubobmann Angerer genau das.“ Laut ihr sei es Angerer offensichtlich entgangen, dass Elementarpädagoginnen einen enorm wichtigen Dienst an der Gesellschaft leisten, indem sie die Jüngsten ins Bildungssystem einführen.

Keine Entschuldigung

Angerer selbst sieht keinen Grund, sich zu entschuldigen. Er sei klar auf der Seite der Pädagoginnen und wolle mit seinem Vorstoß eine Diskussion über Möglichkeiten zur Entlastung führen. „Es geht mir darum, das Personal in den Kindergärten zu unterstützen. Das könnte über nicht akademisierte Hilfskräfte funktionieren, die unter Aufsicht einer Pädagogin arbeiten“, sagt Angerer. Für ihn sei der Begriff „Tante“ keinesfalls eine Abwertung. Früher habe man von den eigenen Tanten Hausverstand mitbekommen und direkt aus dem Leben gelernt.