Am Dienstag wurde in Straßburg entschieden, den Schutzstatus des Wolfes im Rahmen der Berner Konvention herabzustufen. Bei der nötigen Zweidrittelmehrheit (mindestens 34 von 50 Unterzeichner-Staaten), kann die EU den Wolfschutz wiederum in ihrer Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) herabsenken.
Umstufung in Kategorie „Geschützte Tiere“
Konkret soll der Wolf anstatt in der Kategorie der „streng geschützten Tiere“ in jener der „geschützten Tiere" gelistet werden. Ein herabgesenkter Schutzstatus gibt den EU-Staaten mehr Flexibilität, die Jagd auf Wölfe zuzulassen, ohne aber den Schutz ganz aufzuheben - der Zustand der Wolfspopulation dürfe nicht in Gefahr geraten, heißt es in einer Presseinformation des Europarates, in dessen Rahmen die Berner Konvention beschlossen wurde.
Kritik von Umwelt- und Tierschützern
Während Landwirtschaftsvertreter die geplante Änderung an der Konvention begrüßen, kritisieren Umwelt- und Tierschützer den Schritt. Sie plädieren für ein natürliches Miteinander. Erst zuletzt präsentierte „TQS Research und Consulting“ eine repräsentative Umfrage in ganz Österreich, wonach 77 Prozent der Befragten sich weiterhin für einen strengen Schutz des Wolfes und einer Entnahme nur in Ausnahmefällen aussprechen. Bereits 2022 hatte die Schweiz einen entsprechenden Antrag bei der Sitzung der Unterzeichner-Staaten eingebracht. Damals stimmte die EU noch gegen die Änderung, da sie kein entsprechendes Mandat von den EU-Staaten erhalten hatte.
Video: Streit um den Wolf in Österreich
ÖVP: „Sehr lange darauf hingearbeitet“
Die politischen Reaktionen aus Kärnten zu dieser Entscheidung sind durchwegs positiv. So zeigt sich Kärntens Jagdreferent und Landeshauptmannstellvertreter Martin Gruber (ÖVP) erleichtert und erfreut über das Abstimmungsergebnis: „Auf den heutigen Tag haben wir sehr lange hingearbeitet. Das Umdenken im Umgang mit dem Raubtier Wolf hat endlich begonnen, der erste wichtige Schritt für die längst fällige Absenkung des Schutzstatus ist getan.“
Kärnten sei Vorreiter in Europa gewesen mit tragfähigen Lösungen für Einzelentnahmen von Schad- und Risikowölfen, mittels Wolfs-Verordnung und einem Alm- und Weideschutzgesetz. Aber für Eingriffsmöglichkeiten, die über Einzelentnahmen hinausgehen, brauche es eine EU-weite rechtliche Basis, so Gruber. In Kärnten wurden seit 2022 mehr als 500 Mal Risikowölfe aus dem Siedlungsgebiet vergrämt. 161 Entnahmemöglichkeiten gab es seit Inkrafttreten der ersten Kärntner Wolfsverordnung, 16 Mal wurde ein Problem-Wolf entnommen, das heißt getötet. Bis es zu einer EU-weiten Lösung kommt, werde Kärnten diesen eigenständigen Weg auch fortsetzen. „Jetzt liegt es an der EU-Kommission, im nächsten Schritt die FFH-Richtlinie anzupassen und den leidgeprüften Bäuerinnen und Bauern sowie der betroffenen Bevölkerung zu zeigen, dass sie ihre Sorgen ernst nimmt“, sagt Gruber.
FPÖ: „Längst überfällig“
Als „längst überfälligen Schritt“ bezeichnet der Kärntner FPÖ-Chef, Klubobmann Erwin Angerer die Absenkung des Schutzstatus des Wolfes. „Wir haben seit Jahren die Senkung des Schutzstatus des Wolfes im Landtag, Nationalrat und auf EU-Ebene eingefordert, um unsere Nutz- und Weidetiere zu schützen. Die EU-Kommission muss nun möglichst rasch für die Umsetzung sorgen und eine gesetzliche Regelung vorlegen, damit diese vom EU-Parlament beschlossen werden kann“, sagt Angerer. „Die Bejagung des Wolfes muss so wie für jedes andere Raubtier möglich sein. Durch den Wolf ist die traditionelle Almwirtschaft bedroht und die Sicherheit der Bevölkerung in wolfsnahen Siedlungsgebieten gefährdet.“ Angerer hält fest, dass es in Österreich durch die Nutzung der Kultur- und Naturlandschaft keinen Platz für ein Großraubwild wie den Wolf gibt. „Für die FPÖ ist eine ganzjährige Bejagung des Wolfes der beste Herdenschutz.“
Team Kärnten: „Forderung endlich erfüllt“
Als längst überfälligen Schritt bezeichnen Team Kärnten-Chef, Bürgermeister Gerhard Köfer und Franz Josef Smrtnik, Team Kärnten-Landwirtschaftssprecher im Landtag, die Entscheidung, den Schutzstatus für den Wolf zu senken: „Nach jahrelanger Tatenlosigkeit wurde unsere Forderung endlich erfüllt. Wölfe sorgen in ganz Europa für Risse von Nutztieren und für massive Herausforderungen bei der Almbewirtschaftung. Auch die EU-Bürokraten mussten einsehen, dass es ohne einer gezielten Entnahme von Problemtieren nicht mehr geht.“
Wie Köfer und Smrtnik betonen, würde der herabgesenkte Schutzstatus sicherstellen, die Jagd auf Wölfe rechtlich einwandfrei zuzulassen und das, ohne dass der Schutz ganz aufgehoben wird. Köfer zeigt sich ob der heutigen Entscheidung auch deshalb erfreut, „da damit bewiesen wurde, dass gute Argumente und Beharrlichkeit auf regionaler Ebene durchaus auch auf europäischer Ebene positive Ergebnisse bringen können und ihnen Gehör geschenkt wird.“