Deutschland

Deutsche Intensivmediziner schlagen angesichts der hohen Infektionszahlen Alarm: Seit Mitte März sind über 1000 Intensivpatienten zusätzlich in den Krankenhäusern gelandet. Wenn sich diese Geschwindigkeit fortsetzt, werde man in weniger als vier Wochen an der Kapazitätsgrenze anlagen. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) liegt aktuell bei 134.

Der besonders scharfe Oster-Lockdown, der dieses Jahr in Deutschland drohte, wurde nur einen Tag nach seiner Ankündigung wieder gekippt. Trotzdem gilt: Auch in diesem Jahr sind große Familientreffen oder auch Restaurantbesuche nicht zulässig - ob der Sorge vor Ansteckungen, auch bedingt durch die um sich greifenden Corona-Mutationen, gelten weiterhin strikte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. 

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Infratest Dimap für den ARD-Deutschlandtrend scheint die Bevölkerung dies mehrheitlich unterstützen - mehr noch: Deutlich mehr Menschen in Deutschland würden sogar eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen befürworten: 48 Prozent der Befragten plädierten für härtere Maßnahmen - um 28 Prozent mehr als noch Anfang März. 

Angela Merkels Idee einer deutschlandweit einheitlichen Regelung für Corona-Maßnahmen stieß in den deutschen Bundesländern auf Kritik: Die Kanzlerin hatte dies ins Gespräch gebracht, sollten die Länder ihren Kurs angesichts steigender Infektionszahlen nicht verschärfen.

Frankreich

Dieses Mal, so verspricht es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sei es der letzte Lockdown. "Ich bitte Sie, noch ein letztes Mal durchzuhalten", sagte er in einer Fernsehansprache am Mittwochabend. Meist verheißen Fernsehansprachen dieser Tage nichts Gutes. So auch dieses Mal. Macron verkündet den dritten Lockdown für das ganze Land und gesteht auch Fehler ein. Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit, betont ein sichtlich angespannter Präsident. Von Ostersamstag an müssen im ganzen Land nicht lebensnotwendige Läden geschlossen bleiben. Außerdem gibt es strenge Bewegungseinschränkungen. Erstmals im laufenden Schuljahr bleiben auch die Schulen zu.

Die Corona-Situation im Land hatte sich in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich verschärft. Vor allem Krankenhäuser im Großraum Paris schlagen massiv Alarm, weil die Intensivstationen überfüllt sind. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag landesweit zuletzt bei gut 375. Deutschland hatte Frankreich vergangene Woche als Hochinzidenzgebiet eingestuft und die Einreisebestimmungen verschärft. In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern starben bisher über 95.000 erkrankte Menschen.

Die Regeln sind wohl auch deswegen strenger als in Österreich. Im gesamten Land gelten vom Wochenende an auch Bewegungseinschränkungen - so dürfen sich die Menschen etwa für Spaziergänge oder Sport nicht weiter als zehn Kilometer von ihrer Wohnung fortbewegen. Nach 19 Uhr gilt eine strenge Ausgangsperre, auf öffentlichen Plätzen herrscht Alkoholverbot. Unternehmen sollen künftig nun noch mehr auf Home Office setzen. Macron machte außerdem Hoffnung auf vorsichtige Öffnungen. Mitte Mai sollen die Außenbereiche der Gastronomie und einige Kulturstätten nach und nach wieder öffnen. Außerdem sollen die Intensivbetten in den Krankenhäusern von 7000 auf 10.000 aufgestockt werden.

Italien

Unbeschwerte Sommerzeit und pandemische Entspannung sind für die Italiener noch sehr weit weg: Vom 3. bis zum 30. April wird das ganze Land zur Rote Zone mit strengen Restriktionen und Teil-Lockdown, beschloss die Regierung um Premier Mario Draghi jüngst. Nur falls die Infektionszahlen bis Ende April stark zurückgehen, könnte der Ministerrat eine Lockerung der Restriktionen beschließen.

Über die Osterfeiertage will das Innenministerium die Kontrollen drastisch verschärfen - und zwar dort, wo das Risiko von Menschenansammlungen am höchsten ist: Parks und Strände, Straßen und Autobahnen, Bahnhöfe, Häfen und Flughäfen. 70.000 Sicherheitskräfte werden täglich über die Feiertage im Einsatz sein. Bereits Ende März wurde die Einführung einer Impfpflicht für das Gesundheitspersonal verabschiedet: Impfverweigerer können Aufgaben übernehmen, die sie nicht in Kontakt mit Patienten bringen. Wenn dies nicht möglich ist, werden sie bis zum 31. Dezember 2020 vom Dienst ausgesetzt.

Aktuell liegt Italien bei 109.847 Todesfällen seit Pandemiebeginn und bei einer eine 7-Tage-Inzidenz von 236.

Slowenien

Gestern ist in Slowenien ein Lockdown über Ostern in Kraft getreten - er gilt bis zum 11. April. Parallel dazu gelten strenge Ausreisebestimmungen: Nur noch die drei großen Grenzübergänge nach Slowenien, der Autobahngrenzübergang Spielfeld sowie die Übergänge Bad Radkersburg und Sicheldorf sind derzeit ganztägig geöffnet. Österreich verschärfte mit 1. April ebenfalls nämlich seine Einreise-Bestimmungen - besonders Pendler sind betroffen. Waren ihre Tests bislang sieben Tage gültig, müssen sie nun einen Antigen- oder einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei knapp 346, Österreichs Nachbar hat seit Beginn der Pandemie 4054 Todesopfer zu beklagen.

Tschechien

Der zurückliegende März war in Tschechien der Monat mit den meisten Corona-Todesfällen seit Beginn der Pandemie. Laut offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums in Prag hervorging, starben 5779 Menschen, die zuvor positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden waren. Insgesamt waren es bislang 26.586.

Vor den Feiertagen rief Gesundheitsminister Jan Blatny sein Volk entsprechend auf, die Corona-Schutzmaßnahmen trotz des warmen Wetters einzuhalten. "Wenn die Leute über Ostern die Ketten abschütteln, dann stehen wir vor einem großen Schlamassel", sagte er vor Abgeordneten in Prag. Das bedeutet, dass die Menschen ihren Wohnbezirk weiterhin nur in Ausnahmefällen verlassen dürfen. Dazu gibt es auch kritische Stimmen, wie Zdenek Hrib, den Oberbürgermeister der Hauptstadt Prag: "Mehr als eine Million Menschen auf so wenig Raum einzupferchen, ist unter epidemiologischen Gesichtspunkten wenig sinnvoll", schrieb der studierte Mediziner bei Twitter.

Immerhin gehen die über viele Wochen verheerenden Infektionszahlen landesweit langsam zurück. Dennoch steckten sich nach aktuellen Zahlen innerhalb von sieben Tagen immer noch über 413 Menschen je 100.000 Einwohner neu an. 

Ungarn

Ungarn befindet sich derzeit mitten in der dritten Welle. In den vergangenen 24 Stunden starben mehr als 260 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus, über 9000 Neuinfizierte wurden registriert.

Trotzdem hält Premier Viktor Orban Lockerungen nach Ostern für möglich. Gleichzeitig forderte er Ungarns Bürger auf, die Pandemie-Einschränkungen strengstens einzuhalten. Bislang wurden 2,2 Millionen Menschen geimpft, 836.000 erhielten bereits die zweite Immunisierung. Wenn deren Zahl nach Ostern 2,5 Millionen erreicht, könnten Lockerungen erfolgen, etwa im Handel und im Dienstleistungssektor. Der 13. April könne laut Prognosen der Tag mit mehr als drei Millionen Geimpften sein, wonach tatsächllich weitere Schritte der Öffnung erfolgen könnten.

Bereits seit Februar wird in Ungarn neben den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna sowie dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca auch das russische Vektorvakzin Sputnik V sowie der inaktivierte Impfstoff der chinesischen Sinopharm verimpft

Polen

Polens Regierung will bis Ende August alle Erwachsenen gegen das Corona-Virus impfen lassen, die dazu bereit sind - so die Vorgaben von Ende März. Ziel seien zehn Millionen Impfungen pro Monat, sagte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Dafür soll die bisherige Impfkampagne beschleunigt und die starre Impfreihenfolge gelockert werden. Gerade das dürfte auch bitter nötig sein: In Polen hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt Rekordwerte von mehr als 35.000 erreicht. 

Viele Krankenhäuser arbeiten am Rande ihrer Kapazität: Gesundheitsminister Adam Niedzielski hatte bereits am Mittwoch angekündigt, dass noch vor Ostern bis zu 170 Covid-Patienten aus dem besonders betroffenen Schlesien in Kliniken in anderen Region gebracht werden sollen - viele von ihnen auf dem Luftweg. Nicht zuletzt die deutsche Regierung hat Polen als Hochinzidenzgebiet eingestuft - derzeit liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 534.

Schweden

Schweden setzte geplante Lockerung von Corona-Beschränkungen jüngst bis mindestens zum 3. Mai aus. "Die Lage ist ernst", sagt Ministerpräsident Stefan Löfven. Der Leiter der Gesundheitsbehörde Johan Carlson berichtet von "einer dramatischen Zunahme der Infektionen in vielen Regionen". Die Entwicklung gehe in die falsche Richtung, weshalb die Maßnahmen noch eine Weile beibehalten werden müssten, sagte Sozialministerin Lena Hallengren.

Das Land musste zudem sein ursprüngliches Corona-Impfziel aufgeben - Grund sind die massiven Verzögerungen bei der Impfstoff-Lieferung für die Eruopäische Union: Ursprünglich sollten bis zur Jahreshälfte allen Erwachsenen eine Corona-Schutzimpfung angeboten werden. Für diese Zielmarke stehe einfach nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung, so Hallengren. Die neue Prognose von Regierung und Behörden sei, dass allen Menschen über 18 Jahren sowie Minderjährigen in Risikogruppen vor dem 15. August mindestens eine Impfdosis angeboten werden könne, allen über 65-Jährigen bereits vor dem 16. Mai.

Bisher haben im Zehn-Millionen-Einwohnerland Schweden rund 1,1 Millionen Menschen ihre erste Impfdosis erhalten, knapp 490.000 auch schon ihre zweite. Das entspricht einem Anteil von 13,7 beziehungsweise 5,9 Prozent aller Erwachsenen im Land.

Estland und Lettland

Im Streit um Corona-Impfstoffe haben sich die beiden baltischen Staaten Estland und Lettland für die zugeteilten Impfstoffe aus einer vorgezogenen Lieferung dankbar gezeigt. "Diese zusätzlichen Dosen sind eine wichtige Unterstützung der EU für Estland bei der Bekämpfung der Pandemie", wurde Regierungschefin Kaja Kallas in einer Mitteilung zitiert. Auch Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics würdigte die "Unterstützung und echte Solidarität" der EU-Mitgliedstaaten.

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in beiden Ländern unterschiedlich hoch: Während sie in Lettland bei 187 liegt, ist Estland mit knapp 514 weiter massiv von der Pandemie betroffen.