Sorge um Frankreichs Präsident Emmanuel Macron: Der 42-Jährige ist durch seine Corona-Infektion stärker erkrankt als zunächst bekannt. Macron habe Fieber, Husten und leide unter starker Erschöpfung, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal. Die französische Gesundheitsbehörde äußerte sich vor Beginn der Weihnachtsferien am Samstag "besorgt" über das jüngste "Wiederaufleben der Epidemie".

Macron hat sich im Jagdschlösschen La Lanterne am Rande des Schlossparks von Versailles isoliert, das Frankreichs Präsidenten als Wochenendsitz dient. Der Staatschef hatte sich seit seiner Wahl 2017 dorthin häufig mit seiner Frau Brigitte zurückgezogen. In dem 1787 erbauten Schlösschen aus der Zeit Ludwigs XVI. dürfte er am Montag auch seinen 43. Geburtstag verbringen. Seine 67-jährige Frau Brigitte blieb im Pariser Elysée-Palast in Quarantäne.

"Es kann jeden treffen"

Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Corona-Beirats der Regierung, Jean-François Delfraissy, sagte dem Sender BFM-TV, die Erkrankung des Präsidenten zeige, dass die Lungenkrankheit Covid-19 jeden treffen könne - ob jung oder alt. "Das Virus bleibt präsent, und es besteht ein Risiko, deshalb muss sich jeder an die Abstandsregeln halten", mahnte Delfraissy.

Die Regierung geht davon aus, dass sich Macron beim EU-Gipfel Ende der vergangenen Woche angesteckt haben könnte. Wegen der Vielzahl seiner Kontakte ist dies jedoch unmöglich nachweisbar. Nach Bekanntwerden von Macrons positivem Testergebnis hatten sich am Donnerstag eine Reihe von Spitzenpolitikern aus Frankreich und der EU vorsorglich in Quarantäne begeben - darunter der spanische Regierungschef Pedro Sánchez und EU-Ratspräsident Charles Michel.

Die Regierung hat "Transparenz" über Macrons Gesundheitszustand versprochen. Dies ist jedoch nicht unumstritten: Der Vorsitzende der französischen Zentrumspartei UDI, Jean-Christophe Lagarde, wünschte sich größere Diskretion. "Ich ziehe es vor, dass weniger kommuniziert wird und man aufhört zu lügen, wie es unter Mitterrand und Chirac der Fall war", sagte der Vorsitzende, dessen Oppositionspartei mit Macron "konstruktiv" zusammenarbeitet.

Der frühere sozialistische Präsident François Mitterrand hatte aus seinem Rückenleiden und seiner Krebserkrankung in den 1980er Jahren ein Staatsgeheimnis gemacht, um nicht schwach zu erscheinen. Die degenerative Nervenerkrankung von Altpräsident Jacques Chirac wurde 2011 erst durch einen Pressebericht bekannt, im vergangenen Jahr starb er.

Die nationale Gesundheitsbehörde in Paris stellte derweil "eine Zunahme der Verbreitung des Virus" fest, nachdem die Corona-Kennzahlen zunächst stagniert hatten. Vor den Feiertagen mit ihrer Vielzahl von Begegnungen sei die Lage besonders riskant, warnte die Gesundheitsbehörde.

18.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden

Am Donnerstagabend waren mehr als 18.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden registriert worden. Der Epidemiologe Arnaud Fontanet warnte im Fernsehsender BFM-TV vor einem dritten Lockdown im Januar, wenn sich die Franzosen an den Feiertagen nicht diszipliniert verhielten. Nach einer Umfrage für den Sender RTL und den Telekomkonzern Orange wollen 68 Prozent der Bürger an Heiligabend keine Maske tragen, obwohl Virologen dies empfehlen.

Durch den strikten Lockdown seit Ende Oktober waren die Neuinfektionen in Frankreich zunächst deutlich gesunken, auch der Druck auf die Krankenhäuser ließ nach. Seit Ende November sind alle Geschäfte wieder offen, auch die Ausgangsbeschränkungen wurden gelockert. Zu Weihnachten dürfen die Franzosen zu ihren Familien reisen.