Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 in Österreich steigt weiter moderat. Mit Stand Mittwoch, 9 Uhr, waren es 29 und damit um drei mehr als am Abend zuvor. Das teilte das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage mit. Demnach wurden bisher 3.138 Tests durchgeführt. Zwei der Fälle betrafen Niederösterreich, der dritte Wien.

Somit gab es (Stand Mittwochfrüh) 15 bestätigte Fälle in Wien, fünf in Niederösterreich, vier in der Steiermark, zwei in Tirol und drei in Salzburg. Bei dem Wiener Fall handelt es sich um eine Frau, die nach einem Aufenthalt in Italien positiv getestet wurde. In der Steiermark ist der vierte Infizierte ein 49-Jähriger aus Weiz.

Auch bei den beiden neu dazugekommenen Infektionen in Niederösterreich handelt es sich um Frauen aus dem Bezirk Korneuburg, die in häusliche Quarantäne kamen. Die Erkrankten seien Kontaktpersonen eines schon zuvor bestätigten Falles, wurde betont. Auch alle drei bisher in Niederösterreich als infiziert erfassten Personen stammen aus dem Bezirk Korneuburg. Insgesamt wurden im Bundesland bisher 333 Personen auf SARS-CoV-2-Erreger getestet. Neben den fünf positiven lagen 306 negative Ergebnisse vor, 22 waren Mittwochmittag offen.

Wegen zweier Verdachtsfälle auf eine Coronavirus-Erkrankung wollte man am Donnerstag eine Schulklasse und einen Kindergarten im Pongau schließen. Zwei Geschwister aus Werfenweng, die kürzlich mit ihren Eltern in Italien auf Urlaub waren, wiesen am Mittwoch grippeähnliche Symptome auf. Die beiden Kinder sind jedoch nicht an dem Coronavirus erkrankt, wie das Testergebnis Mittwochabend ergab. Sie bleiben aber als Vorsichtsmaßnahme für zwei Wochen zu Hause.  Der Kindergarten öffnet aus organisatorischen Gründen erst wieder am Freitag, der Unterricht in der Klasse findet aber regulär am Donnerstag statt.

Fälle in Wiener Anwaltskanzlei

Im Fall der Wiener Anwaltskanzlei, in der  drei Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, waren die restlichen Abstriche negativ. Damit ist die Testung aller knapp 300 Mitarbeiter abgeschlossen. Noch unklar ist, wer der Auslöser der Infektionskette war. Diese wurde nicht vom schwer erkrankten Anwalt ausgelöst.

Die drei Infektionen in der Kanzlei - betroffen sind zwei Anwälte und eine junge Juristin, die mittlerweile als Rechtspraktikantin dem Landesgericht für Strafsachen zugeteilt ist - befinden sich weiterhin in häuslicher Quarantäne, teilte die Kanzlei am Mittwoch mit. In einer ersten Gruppe wurden vergangenen Freitag 200 Mitarbeiter untersucht, am Montag folgten 80 weitere Personen.

Insgesamt wurden 293 Mitarbeiter negativ getestet, informierte Wolf Theiss. Von den drei positiven Fällen hatte laut der Kanzlei nur eine Person in den vergangenen vier Wochen Kontakt mit Mandanten. Diese Mandanten wurden bereits von Wolf Theiss informiert. Mandanten, die von Wolf Theiss nicht informiert wurden, hatten keinen Kontakt mit positiv befundeten Mitarbeitern, betonte die Kanzlei.

Weiter gesucht wird der Auslöser der Infektionskette. Kontakt zum schwer erkrankten älteren Anwalt, der bereits länger im Kaiser-Franz-Josef-Spital behandelt wird, hatte nämlich keine der drei neuerkrankten Personen.

Informationsoffensive wirkt

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich unterdessen über die Informationsoffensive zum neuartigen Coronavirus zufrieden. Diese zeige ihre Wirkung in der Bevölkerung. "Niemand kommt mehr in eine Spitalsambulanz und sagt, ich habe Symptome", sagte Anschober. "Man wartet zu Hause, genauso wie wir das geplant haben." Damit sollen weitere Ansteckungen verhindert werden.

Das System sei bei den Bürgern angekommen, sagte der Minister. Geschuldet sei das den beiden Informations-Hotlines, die gut angenommen werden. Die AGES-Hotline, wo es um allgemeine Fragen zum Coronavirus geht, hat rund 5.000 Anrufe pro Tag. Die Gesundheits-Hotline 1450 wird täglich 3.000 Mal kontaktiert.

Maßnahmenpaket mit Kurzarbeit und Kreditgarantien 

Das neuartige Coronavirus hat auch Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich, die sich aber in Grenzen halten. Für besonders stark betroffene Unternehmen hat die Regierung ein kurzfristiges Maßnahmenpaket geschnürt - dazu gehören Kreditgarantien im Ausmaß von 10 Mio. Euro und wenn nötig auch Kurzarbeit in Betrieben. Das kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch an.

"In Österreich, und das ist die gute Nachricht, gibt es derzeit keinen Grund zur Verunsicherung", sagte Kurz nach einem Treffen der zuständigen Minister mit Vertretern der Sozialpartner im Bundeskanzleramt. "Wir haben nach wie vor ein stabiles Wirtschaftswachstum, wir haben eine stabile Konjunktur und sind auf alle Szenarien, die uns drohen könnten, gut vorbereitet."

Neben Guidelines für Unternehmen, wie bei Corona-Infektionen vorzugehen sei, wurden auch finanzielle Unterstützungen zugesagt. Zum einen habe Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) Kreditgarantien im Ausmaß von 10 Mio. Euro für Überbrückungshilfen an betroffene Betriebe sichergestellt. Unternehmen, die aufgrund der Corona-Krise in Liquiditätsschwierigkeiten kommen, könnten auf diese Kreditgarantien zurückgreifen.

Außerdem habe sich das Instrument der Kurzarbeit während der Finanzkrise bewährt, sagte Kurz. "Wir stehen als Regierung in Zusammenarbeit mit dem AMS zur Verfügung, dieses System der Kurzarbeit anzubieten, dort, wo es notwendig ist und Sinn macht."

Kurzfristig werde die Krise Österreichs Wirtschaftswachstum um 0,1 Prozentpunkte dämpfen, aber selbst dann werde man ein Wachstum von über einem Prozent haben, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Einige Betriebe, Branchen und Regionen seien aber stärker betroffen. Dazu gehören die Transport- und die Tourismusbranche sowie jene, die besonders viel Handel mit Italien treiben. Das Exportvolumen nach Italien betrage rund 10 Mrd. Euro, davon kämen 3 Mrd. Euro allein aus Kärnten, sagte Mahrer.

Schlüsselproduktionen zurück nach Europa holen

"Mittel- und langfristig sehen wir die Impacts auf Österreich noch nicht sehr dramatisch", sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grünen). Langfristig müsse man danach trachten, Schlüsselproduktionen von Medikamenten und medizinischen Gütern in Europa und Österreich zu halten oder zurückzuholen und die Unabhängigkeit besser zu gewährleisten.

"Wir leben in einer globalisierten Welt mit einer globalen Wirtschaft", sagte Kurz. Ein Großteil der Medikamentenproduktion finde teilweise oder gänzlich in China statt. "Es ist einfach von strategischem Interesse, dass in gewissen Bereichen in Österreich und in Europa Produktionskapazitäten erhalten bleiben."

ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sagte, man habe die Situation gut im Griff und auch gute arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen, die auf betrieblicher Ebene anwendbar seien. Dennoch werde in Betrieben viel über die Coronakrise diskutiert. Es gebe auch noch Fragen zu klären, etwa jene der Unfallversicherung bei Homeoffice.

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