Es sind Sätze, die jedem Gespräch im Norden von Kenia vorangehen, wenn man mit der Bevölkerung spricht: „Hoffentlich kommt im November der Regen.“ Oder: „Wir leiden extrem unter der Trockenheit, uns fehlt das Wasser.“ Oder: „Schaut unsere Tiere an. Sie sterben, sie finden nichts mehr zu fressen, sie leiden an Wassermangel.“

Bereits zwei Jahre lang blieben in Ostafrika, in der Sahelzone und am Horn von Afrika die notwendigen Regenfälle aus. „Normalerweise regnet es auch im Frühjahr eine Woche, aber heuer gab es nur einen Tag Regen. Das ist viel zu wenig“, klagt Jacob Lokinei, einer der Stammesältesten in Parkati, einer winzigen Ansiedlung des Turkana-Volkes im kenianischen County (Region) Samburu im Landesinneren. Die Akazienbäume rundum täuschen Grün vor, aber am steinharten, ausgedörrten Boden gibt es für die Tiere – Rinder, Ziegen, Dromedare – nichts zu fressen.

„Ich habe alle meine Ziegen verloren“, sagt die 40-jährige Susanna Lloworikid rund 40 Kilometer entfernt. Mit dem Auto benötigt man gut zwei Stunden dorthin. Sie gehört zu einem Clan der Samburu im Ort Suyan, die in Zeiten der Wasserknappheit mit den Turkana um Wasserlöcher und um das Vieh kämpfen. Sie glaubt, dass die Turkana in der Nacht die Tiere geraubt haben. Jetzt überlebt die mehrfache Mutter nur, weil sie Aloe vera sammelt – aber auch die Pflanze leidet unter der Dürre. In Notzeiten wie jetzt gibt es oft Tote und Verletzte bei den Clans, denn der einzige Besitz dieser Hirtengemeinschaften sind die Tiere.
Rund 36 Millionen Menschen sind in Äthiopien, Kenia und Somalia von der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren betroffen, so eine Abschätzung der Hilfsorganisation Care.

Auf der Suche nach Wasserlöchern

In der winzigen Ansiedlung, 400 Kilometer nördlich von Nairobi und gut drei Stunden mit dem Jeep von der nächsten Asphaltstraße entfernt, können wir kleine österreichische Gruppe erleben, was das bedeutet: Wir begleiten die Frauen zum „Fluss“, der ein ausgetrocknetes Tal ist. Männer haben Wasserlöcher gegraben, und schöpfen nun dieses zweifelhafte Wasser in die Kanister. Wird es noch schlimmer, heißt das: An einem Tag bekommen die Menschen Wasser, am anderen Tag die Tiere – damit sich die Wasserlöcher wieder füllen. Am Weg zum Dorf gehen wir in Gruppen – auch Löwen, Geparden und Hyänen lauern auf die wenigen Wasserstellen.

Die Regierung ist nicht existent, die ungepflasterten Straßen trennen die Samburu eher vom kenianischen Zentrum. Übliche Wasser-Lkw können gar nicht fahren. Es gibt keine Polizei, kein Militär. Verschärft hat dies nun der Ukraine-Krieg. „Die Preise sind enorm gestiegen“, sagt Guillermo „Memo“ Alvarez Muneton, Missionspriester für drei Pfarren rund um die Missionsstation in Barsaloi. Das betrifft speziell Mehl und Treibstoff. Viele NGOs haben ihre Prioritäten geändert und sind stärker im Jemen oder in der Ukraine engagiert.

Hilfsgüter bleiben oft am langen Weg von Nairobi hängen. NGOs findet man vor Ort keine. Nur die Yarumal-Missionare, die von der Dreikönigsaktion in Österreich unterstützt werden, haben einen winzigen Vorposten. Pater Guillermo: „Wir hoffen alle auf den Regen, der im November erwartet wird. Er ändert über Nacht das Leben dieser vielen Menschen und es wird Frieden einkehren.“