Kroatien zeigt Interesse an einer Beteiligung am geplanten zweiten Reaktorblock im Atomkraftwerk Krško in Slowenien. Die kroatische Regierung habe sich grundsätzlich bereit erklärt, an dem Projekt nach dem Modell der bisherigen Kooperation teilzunehmen, sagte der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenković am Montag mit Bezug auf das Miteigentum beider Nachbarländer an dem bestehenden Meiler. Die österreichischen Grünen und Umweltschützer kritisierten die Pläne.

Slowenien und Kroatien besitzen jeweils die Hälfte des AKW Krško. Die Entscheidung über den Bau eines neuen AKW liege bei Slowenien, weil es auf dessen Gebiet steht, sagte Plenković nach einem Treffen mit dem slowenischen Regierungschef Janez Janša am Montagabend. "Sollte Slowenien diesen Weg gehen, ist unsere prinzipielle Haltung: Wir werden euch nach dem bestehenden Arrangement folgen, also 50:50", sagte der kroatische Ministerpräsident bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Zagreb. Kroatien hat laut Plenković gute Erfahrungen mit dem bestehenden AKW. Das Kraftwerk decke 15 Prozent des kroatischen Strombedarfs ab und sei "eine sehr wichtige Energiequelle" für Kroatien, sagte er.

In Slowenien sei die Entscheidung über den neuen Reaktorblock auf Regierungsebene bereits beschlossen worden, sagte Janša bei der Pressekonferenz. "Formell ist das jenes Niveau, auf dem in Slowenien über ein Projekt entschieden wird", betonte er und fügte hinzu, dass es danach "selbstverständlich" eine Reihe von Verfahren gebe. "Wir haben das Glück, dass der Standort bereits reserviert ist und die lokale Bevölkerung in Krško dem Projekt zugeneigt ist", so Janša. "So haben wir nicht die Probleme, die einige unserer Kollegen haben, als sie jetzt in dieselbe Richtung denken", betonte weiter.

Mit Bezug auf den Zeitplan für das neue slowenische AKW wies Janša auf die Verpflichtung Sloweniens hin, das Kohlekraftwerk in Šoštanj, das rund ein Drittel des Strombedarfs abdeckt, bis 2033 zu schließen. "Real können wir das dann machen, wenn der zweite Reaktorblick in Krško in Betrieb ist. Das ist also der erste, der optimistischere Zeitplan", sagte der slowenische Premier. Die zuständigen Ministerien sollen demnächst die Möglichkeiten für eine gemeinsame Investition in das neue AKW prüfen, hieß es am Montag.

Im Sommer 2021 hatte das slowenische Infrastrukturministerium bereits eine Energiegenehmigung für den zweiten Reaktorblock in Krško erteilt, womit das erforderliche Genehmigungsverfahren gestartet wurde. Geplant ist eine Anlage mit einem modernen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1100 MW, die jährlich fast 9000 Gigawattstunden Strom erzeugen soll. Die Lebensdauer soll 60 Jahre betragen. Gleichzeitig läuft in Slowenien die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die geplante Laufzeitverlängerung des bestehenden Meilers für weitere 20 Jahre über das Jahr 2023 hinaus. Österreich widersetzt sich beiden Projekten im Nachbarland.

Kritik aus Österreich kam auch am Dienstag. "Im Klimaschutz auf Atomenergie zu setzen, bedeutet das größtmögliche Risiko zu Scheitern in Kauf zu nehmen. Anstatt jetzt Milliarden in einen Atomreaktor zu stecken, der erst in frühestens elf Jahren Strom liefert, wäre es wirtschaftlich und sicherheitspolitisch deutlich sinnvoller, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Mit demselben Geld würde man mehr und deutlich früher sauberen Strom erzeugen können", kritisierte Martin Litschauer, Antiatomsprecher der Grünen, in einer Aussendung. Außerdem sei das Atommüllproblem nach wie vor ungelöst. Litschauer verweist darauf, dass Krško "in einer roten Erdbebenzone" stehe.

"Ein weiterer Atomreaktor für den stark erdbebengefährdeten Krško-Standort ist die teuerste mögliche Lösung, die noch dazu für die Klimakrise viel zu spät käme", erklärte Global 2000. Dass eine schnelle Dekarbonisierung Kroatiens und Sloweniens möglich sei, habe zuletzt eine Studie der Technischen Universität Wien Energy Economics Group in Auftrag von Global 2000 und den slowenischen und kroatischen Partnerorganisationen gezeigt.