15.000 Menschen hatten sich auf dem Alexanderplatz und den umliegenden Straßen versammelt, bestätigt eine Sprecherin der Polizei auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Beobachter, die vor Ort sind, halten diese Schätzung allerdings für viel zu niedrig. Während der Kundgebung bat man die Demonstranten darum, nicht weiter auf den Alexanderplatz zu kommen, sondern umliegende Straßen zu nutzen, da der Platz bereits überfüllt war.

Wie die Videoaufnahmen zeigen, war es aufgrund der Menschenmassen kaum möglich die Corona-Maßnahmen einzuhalten und Abstand zu halten. Die Berliner Polizei versucht das Geschehen zu entzerren, lobte dabei aber die Kooperation der Demonstranten, die ebenfalls versuchten die Maßnahmen einzuhalten und größtenteils mit Masken unterwegs waren. 

"Es ist Wahnsinn, wie viele Leute hier sind", berichtet ein Aktivist im telefonischen Gespräch mit der Kleinen Zeitung. "Es ist überwältigend, dass so viele Menschen hier sind, aber es war unmöglich Abstand zu halten, obwohl ich versucht habe mich am Rand zu halten." Um keine Ansteckung zu riskieren, versuchte er sich dann einen Weg aus der Menschenmasse zu bahnen.

Bei den Kundgebungen blieb alles friedlich, teilte eine Polizei-Sprecherin der Kleinen Zeitung mit, im Anschluss käme es nun aber zu einer Menschenansammlung in einer angrenzenden Straße. Dort soll es laut der Sprecherin auch zu Flaschenwürfen seitens einiger vereinzelter Demonstranten gekommen sein. Die Polizei fordere diese nun auf sich zu zerstreuen. Zur Not würde es auch zu Personalienfeststellungen kommen. 

Videos, die auf Twitter kursieren, belegen, dass einige Protestierende nach Beendigung der Kundgebung in Gewahrsam genommen wurden und es zu einem Zusammenstoß von einer Gruppe mit Polizisten kam.

Kanzlerin Merkel hatte sich vorige Woche im deutschen Fernsehen zum Fall geäußert und mit klaren Worten als Mord bezeichnet. Um George Floyd zu gedenken, knieten die Menschenmassen sich heute auf dem Alexanderplatz schweigend hin. Die Geste war weltweit zu einem Symbol der Respektsbekundung für den Verstorbenen geworden:

Auch in anderen deutschen Städten wie beispielsweise Köln, wurde heute demonstriert. In Österreich gehen und gingen heute auch wieder Menschen auf die Straße. In Graz demonstrieren aktuell rund 10.000 Menschen gegen Rassismus.

Auch in Wien hatte die Demonstration mit 50.000 Menschen für zwiespältige Reaktionen gesorgt. Während sich Aktivisten und Organisatoren über den großen Zulauf und das Engagement der Bürger freuten, kamen auch Sorgen ob der potenziellen Ansteckungsgefahr auf, wenn bei solchen Großveranstaltungen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Als Konsequenz bat der Gesundheitsminister Anschober zu einem Runden Tisch, um die Demonstration zu evaluieren und zu schauen, wie man in Zukunft besser mit Protesten umgehen könne, ohne Ansteckungen zu riskieren.