Die Kapitänin des deutschen Flüchtlings-Rettungsschiffes "Sea-Watch 3", Carola Rackete, wird vorerst auf Lampedusa unter Hausarrest gestellt. Die Deutsche gab eine Wohnung auf Lampedusa als Domizil an, wie italienische Medien berichteten.

Der 31-jährigen Kapitänin drohen zwischen drei und zehn Jahren Haft, weil sie Gewalt angewendet habe, um das Schiff in den Hafen von Lampedusa zu bringen. Ihr wird auch Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen. Das Schiff soll beschlagnahmt werden. Der Kapitänin und der deutschen NGO Sea-Watch droht eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro.

Gemeinsame Außengrenze

EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos bestritt unterdessen, dass Brüssel Italien im Umgang mit der Migrationsproblematik im Stich gelassen habe. "Leider denken einige EU-Mitgliedstaaten, das was an der italienischen Küste geschieht, nicht ihr Problem ist. Das ist falsch, denn die italienische Grenze ist die gemeinsame EU-Außengrenze", sagte Avramopoulos im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Samstagsausgabe). Er dankte den fünf EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Finnland, die sich zur Aufnahme der jüngsten "Sea-Watch 3"-Migranten bereit erklärt haben", so Avramopoulos.

Schwere Vorwürfe

Der italienische Innenminister Matteo Salvini hat der Kapitänin des Migrantenrettungsschiffes "Sea-Watch 3", Carola Rackete, "kriminelles Verhalten" vorgeworfen. Sie habe unter anderem das Leben von Zollpolizisten aufs Spiel gesetzt.

Das italienische Zollboot habe versucht, das Rettungsschiff vom Anlegen abzuhalten, es hatte dann aber ausweichen müssen. Dabei sei knapp ein Zusammenstoß mit der "Sea-Watch 3" abgewendet worden, das Motorboot wurde leicht beschädigt, berichteten italienische Medien.

"Rackete hat dies alles getan, während Parlamentarier der Opposition, darunter Ex-Verkehrsminister Graziano Delrio, an Bord des Schiffes waren. Unglaublich", kommentierte der rechte Politiker Salvini laut Medienangaben.

53 Menschen gerettet

Das Schiff hatte am 12. Juni insgesamt 53 Menschen vor der Küste Libyens von einem Schlauchboot gerettet. Die Migranten wurden in ein Flüchtlingslager der süditalienischen Insel gebracht. Aktivisten von Menschenrechtsorganisationen feierten im Hafen von Lampedusa die Landung der Migranten.