Das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" mit 42 Migranten an Bord hat am Donnerstagnachmittag die Einfahrt in den Hafen Lampedusas versucht, wurde jedoch von der italienischen Küstenwache gestoppt. Diese ordnete der deutschen Kapitänin Carola Rackete an, die Motoren auszuschalten. Das Schiff befindet sich derzeit eine Seemeile vom Hafeneingang entfernt, berichtete die Crew.

Eintritt in italienische Hochheitsgewässer

"Wir waren dazu gezwungen, weil nicht eine einzige EU-Institution Verantwortung übernommen hat. Müssen wir alleine weitermachen, oder erinnert sich irgendwer an die eigene Verpflichtung auf See Leben zu retten?", so die NGO auf Twitter. Die Crew betonte, es seien 24 Stunden vergangen, seitdem der Notstand gemeldet worden sei, wegen dem die deutsche Kapitänen zum Eintritt in italienische Hochheitsgewässer gezwungen wurde.

Ein Schlauchboot mit Parlamentarier der oppositionellen Demokratischen Partei (PD) ist unterdessen Richtung Lampedusa unterwegs, um an Bord der "Sea-Watch 3" zu gehen. Begleitet wurden die Parlamentarier auch von Journalisten und Fotografen.

Im Tauziehen um die "Sea-Watch 3", die seit mehr als zwei Wochen im Mittelmeer vergeblich auf eine Landeerlaubnis wartet und seit Mittwoch vor der süditalienischen Insel liegt, schaltet sich die EU ein. "Wir prüfen, welche EU-Mitgliedstaaten zur Aufnahme der Migranten bereit sind", sagte eine Sprecherin der EU-Kommission am Donnerstag.

Tauziehen um die "Sea-Watch 3" hält an
Tauziehen um die "Sea-Watch 3" hält an © (c) APA/AFP/LOCALTEAM

EU-Flüchtlingskommissar hofft auf Lösung

EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos betonte, er hoffe, dass es bald zu einer Lösung kommen werde. "Wir unterstützen weiterhin Italien und alle EU-Mitgliedsstaaten, die mit der Migrationsproblematik konfrontiert sind. Nur mit einer gesamteuropäischen Strategie können wir wahre Lösungen finden", sagte Avramopoulos.

Seit Mittwoch befindet sich das Schiff in italienischen Gewässern vor Lampedusa, aber die italienischen Behörden haben das Schiff gestoppt und verhindern ein Anlegen. Die Situation an Bord ist laut der deutschen Hilfsorganisation dramatisch. "Wir haben eine Nacht gewartet, wir können keine weitere warten. Die Verzweiflung von Menschen ist nichts womit man spielt", schrieb die NGO auf Twitter.

Die Hilfsorganisation reichte am Donnerstag eine Klage bei der Staatsanwaltschaft der sizilianischen Stadt Agrigent ein und forderte die sofortige Landung der Migranten aus humanitären Gründen.