Heuer jähren sich die Terroranschläge vom 11. September 2001 zum 20. Mal. Die entsetzlichen Bilder der einstürzenden Twin-Towers versetzten die Welt in eine Schockstarre. 9/11 hinterließ eine klaffende Wunde, nicht nur in der amerikanischen Gesellschaft. Ein Tag, der prägend sein sollte für den Beginn des 21. Jahrhunderts, seine Auswirkungen sind bis heute spürbar, wie man auch den aktuellen Schlagzeilen entnehmen kann.

9/11 steht aber auch für persönliche Geschichten. Es ist ein Tag, an den sich jeder erinnern kann, der ihn bewusst erlebt hat.

Zum 20. Jahrestag haben wir unsere Leserinnen und Leser sowie Followerinnen und Follower auf Social Media gefragt, wie sie diesen Tag erlebt haben. Uns erreichten über 500 Kommentare, Nachrichten und E-Mails. Hier sind einige davon:

Dies ist kein Film

„Dies ist kein Film, dies ist kein Film“, antwortete die Partnerin Rosmarie aufgeregt auf meine Frage, welcher Film gerade im Fernsehen läuft? Nach einem arbeitsreichen Tag kam ich am 11. September 2001 nach 20 Uhr aus dem Papiergeschäft im Erdgeschoss in die Wohnung im ersten Stock. Beim Eintreten in das Wohnzimmer sah ich am Bildschirm rauchende und brennende Wolkenkratzer und dachte Rosmarie sieht sich einen Katastrophenfilm an. [...]

Damals war es auch kaum üblich, dass tagsüber im Fernsehen eine Nachrichtensendung geschaut wurde. Zumeist sah man die Hauptnachrichten um 19.30 Uhr, die Zeit im Bild. Von den Kunden gab es im Laufe des Tages keinerlei Bemerkungen, dass in New York etwas „Schreckliches“ passiert wäre. Unser ganzes Bemühen trachtete danach, die Einkaufslisten für die Schulartikel vollständig und richtig „abzuarbeiten“. [...]

Nach 20 Uhr kam ich in die Wohnung und sah im Fernsehen die beschädigten und rauchenden Wolkenkratzer und hielt dies für Szenen aus einem Katastrophenfilm aus den Filmstudios von Hollywood. Ich hielt es lange für unvorstellbar, dass auf das World Trade Center in New York ein Anschlag mit Flugzeugen verübt wurde.

Franz Supersberger, Arnoldstein 

Kopie einer Textseite aus dem Tageheft Nr. 67, September 2011
Kopie einer Textseite aus dem Tageheft Nr. 67, September 2011 © Franz Supersberger

Anruf nachhause - nix mit Hochzeit!

Ich war gerade beim Pfarrer. Wir wollten am 15. September heiraten. Mein Mann war gerade in New York und wollte heimfliegen, hat gerade Koffer gepackt, und sah das Flugzeug reinfliegen!!! Anruf nachhause - nix mit Hochzeit!!! Wir sind heuer aber seit 20 Jahren glücklich verheiratet!!!

Anita Hofstetter, Vogau

Es waren unendlich lange Stunden, bis sie kam.

Ich war in Elsass auf Kurzurlaub. Meine Nichte saß gerade in einem Flugzeug von den USA nach Frankfurt, wo sie am späten Abend ankommen sollte. Sie verstand nicht, warum wir alle in Panik waren, hatte von den Geschehnissen ja keine Ahnung.

Es war wirklich heftig. Wir wollten uns am Abend bei der Tante in Kehl treffen, um meine Nichte dann mit nach Graz zu nehmen. Plötzlich waren die Bilder im Fernsehen eines Lokals in Bergheim und kurz darauf sind die Mirage der französischen Air Force durchs Rheintal gedonnert. Ich wusste nur, dass meine Nichte keinen Direktflug von Los Angeles aus gebucht hatte, sondern irgendwo in den USA umgestiegen ist. Wo, hatte ich vergessen. Es waren unendlich lange Stunden, bis sie kam. Mobiltelefone gab es damals ja nicht, so wie heute. Sie selber hat die Aufregung gar nicht verstanden, weil sie erst vom Taxifahrer in Frankfurt erfahren hat, "dass was mit Flugzeugen in Amerika passiert sei".

Noch heute kommen wir in unseren Gesprächen immer wieder auf diesen Tag zu sprechen. Er wird wohl für uns beide unvergesslich bleiben.

Ingrid Schrei, Steiermark

Wir haben unsere amerikanischen Freunde durchtelefoniert

Wir waren mit unserem Streichquintett gerade von unseren Konzerten in Amerika zurückgekommen. Eigentlich hätten wir die Möglichkeit gehabt noch ein paar Tage anzuhängen, aber unsere Kinder wollten wir nicht so lange auf uns warten lassen. Also mit dem nächsten Flugzeug von Amerika nach Österreich. Gerade wieder in Graz angekommen ruft uns ein Kollege an, dass ein Flugzeug ins WTC geflogen ist. Wir haben das Fernsehgerät angeschaltet und gerade den zweiten Anschlag gesehen. Da haben wir nur noch unsere amerikanischen Freunde durchtelefoniert...

Irmtraud Eberle-Härtl, United Intonations, Graz

Bilder von 9/11 sind 20 Jahre danach immer noch im Kopf

9/11…East Stroudsburg (PA), 8:40 Uhr, gerade am Weg zur morgendlichen Schwimmrunde (bevor es zum wöchentlichen NY City-Trip geht)…ein alltäglicher Blick hinüber zum Nachrichtenfernseher…nichts Aufregendes…8:46 Uhr, der Fernseher piepst, das Nachrichtenbild gleicht einem Flugzeugfilm à la Hollywood…ich bleibe stehen, rufe aufgeregt meine Au-pair Freundin zu mir und wir erleben eine Schockstarre…

Wir waren 100 km vom Geschehen entfernt, Telefon und Internet waren lahm bzw. kein Durchkommen möglich; wir zitterten um unsere NY Freunde, weitere Flugzeuge wurden auch über PA geortet … die Tage, die Zeit danach waren emotionsgeladen…es wurde viel darüber geredet, diskutiert und mit den internationalen Au-pairs und Studenten ausgetauscht…ABER: auch als bald zum Ort des Geschehens zurückgekehrt, weil man dort schon viele schöne Momente erlebt hat und so etwas einfach nicht fassbar war.
Die Bilder, die Momente von diesem 9/11 sind auch 20 Jahre danach immer noch im Kopf.

Ich, Birgit Prägant aus Bad Kleinkirchheim, war 1999/2000 bzw. 2001-2003 in den USA als Au-pair bzw. internationale Studentin wohnhaft. Ich habe Amerika und die „melting pot“ Menschen immer als freundlich, easy-going, respectful und sehr hilfsbereit erfahren…„I had such a great time!“

Die Fernsehbilder von diesem Tag, zur Zeit des Geschehens.
Die Fernsehbilder von diesem Tag, zur Zeit des Geschehens. © Birgit Prägant

Im November 2001 besuchte ich den Ground Zero

Am 11. September 2001 war ich bei meiner Gastfamilie als Au-pair in Philadelphia, ca. 2 Autostunden von New York City entfernt.
14 Tage zuvor verbrachte ich noch eine tolle Zeit in Big Apple, nichtsahnend welches schreckliche Ereignis sich bald zutragen wird.
An diesem Tag brachte ich meine Gastkinder zum Kindergarten.

Normalerweise erledigte ich danach immer einiges an Hausarbeit, aber instinktiv machte ich den Fernseher an und sah mit Tränen in den Augen in jedem der gefühlt 500 TV Sendern der USA diese schrecklichen Bilder und Live-Berichte. Es war wie der schlimmste Katastrophenfilm... aber leider Realität.

Im November 2001 besuchte ich den Ground Zero...es war so unwirklich und traurig. Man kann es nicht beschreiben und verstehen, wenn man selbst nicht dort war. Für mich ist es auch deshalb doppelt so traurig, da ich 2 Jahre vor meinem Au-pair-Jahr schon mal mit meiner Schwester in New York war und auch das World Trade Center besucht habe. Mein Herz ist für ewig gebrochen, wenn ich diese Bilder sehe und die Geschichten höre, die mir die Menschen aus New York damals erzählt haben. Trotzdem hatte ich 2001/2002 das Jahr meines Lebens in den USA.

Eva Stelzl, Gralla

Ich dachte an einen Trailer eines neuen Sci-Fi-Filmes

Ich bin in Amsterdam am Flughafen gelandet und habe auf den großen Leinwänden vor dem Flughafen gesehen, wie ein Flugzeug in ein Hochhaus fliegt und dachte an einen Trailer eines neuen Sci-Fi-Filmes.
Habe den ganzen Tag in Amsterdam verbracht und hatte abends einen „mulmigen“ Rückflug von Amsterdam nach Wien und anschließend mit dem Bus nach Graz.

Robert Rienessel, Graz

Das werde ich nie vergessen

Ich lebte gerade mit meiner Familie in Atlanta. Meine Eltern aus Österreich waren gerade zu Besuch und mein Bruder aus Wien hat mich angerufen und gesagt ich solle CNN einschalten. Ich glaubte ihm nicht und sagte: "Ach, die Europäer übertreiben immer, wenn sie über Amerika berichten…." Und dann sah ich was geschieht. 😢 Das werde ich nie vergessen. Meine Eltern waren lange bei mir in den USA, weil sie nicht zurückfliegen konnten.

Die Stille über dem Hartsfield-Airport werde ich nie vergessen. 😢

Ines Schreiner, US