In einem Zusammenspiel von Profi-Astronomie und Wissenschaft wurde eine außergewöhnliche Doppelringstruktur im Radiolicht entdeckt. Die Struktur trägt die Bezeichnung RAD J131346.9+500320 und liegt rund 7,5 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie gilt als einer der seltensten sogenannten Odd Radio Circles – riesige, schwach leuchtende Gebilde aus magnetisiertem Plasma, die nur im Radiobereich sichtbar sind.
Bei der von einem Radioteleskop erfassten Himmelsanomalie handelt es sich um einen seltsamen Radiokreis, eines der seltensten und geheimnisvollsten Objekte im Universum, sagte Dr. Ananda Hota, Hauptautor einer am 2. Oktober in den „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ veröffentlichten Studie.
Das Besondere: Der neu entdeckte ORC zeigt gleich zwei sich kreuzende Ringe – ein bislang fast einzigartiges Merkmal. Jeder Ring misst fast eine Million Lichtjahre im Durchmesser, eingebettet in eine noch größere Hülle aus energiereichem Gas.
Entdeckt wurde der Radiokreis durch Freiwillige der Plattform RAD@home, einem indischen Citizen-Science-Projekt, das Amateurforscher an der Analyse astronomischer Daten beteiligt. Grundlage waren Aufnahmen des europäischen LOFAR-Teleskopnetzwerks, das besonders empfindlich auf niederfrequente Radiowellen reagiert.
Die Forscher vermuten, dass in der zentralen Galaxie einst ein gewaltiges Ereignis stattfand – möglicherweise ein Ausbruch um ein supermassereiches Schwarzes Loch, der Schockwellen ins All schleuderte und uralte Plasmawolken erneut zum Leuchten brachte. Andere Modelle sehen die Ursache in den Jets, die von Schwarzen Löchern ausgestoßen werden und mit heißem Gas in der Umgebung wechselwirken.
Blick in die Vergangenheit
Die Entdeckung erlaubt einen Blick weit in die Vergangenheit des Universums, da das Radiolicht rund die Hälfte des kosmischen Alters überbrücken musste, um die Erde zu erreichen. Sie könnte helfen zu verstehen, wie Galaxien und Schwarze Löcher über Milliarden Jahre miteinander interagieren.
Mit dem im Bau befindlichen Großteleskop Square Kilometre Array, das 2028 in Betrieb gehen soll, hoffen Forscher, noch mehr solcher rätselhaften Strukturen aufzuspüren. Die Arbeit der Bürgerwissenschaftler zeigt schon jetzt, dass die Erforschung des Alls längst keine reine Profisache mehr ist.