Die tödliche Messerattacke Ende Jänner im bayerischen Aschaffenburg schockte ganz Deutschland. Ein 28-jähriger afghanischer Staatsbürger soll einen zweijährigen Buben und einen 41-jährigen Mann, der ihn stoppen wollte, getötet haben.
Besonders die Herkunft des mutmaßlichen Täters erhitzte die Gemüter und rückte die Asyl-Thematik mitten im deutschen Wahlkampf noch mehr in den Fokus. Die Union (CDU/CSU) brachte kurz nach der Tat einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag ein, der mit Unterstützung der rechtspopulistischen AfD angenommen wurde – eine Premiere. Das brachte Unions-Chef Friedrich Merz viel Kritik ein, unter anderem von Altkanzlerin Angela Merkel.
Afghanische Community hat Angst vor Generalverdacht
Während auf politischer Ebene intensiv über die Asyl-Thematik debattiert und abgestimmt wird, herrscht in der Bevölkerung Verunsicherung – auch innerhalb der afghanischen Community in Deutschland. Ein Generalverdacht werde befürchtet. Deshalb meldete sich die afghanische Diaspora mit einem offenen Brief zu Wort (am Ende des Artikels im Wortlaut zu lesen). Darin heißt es unter anderem:
Auch auf einer Gedenkfeier für die Opfer in Aschaffenburg vergangene Woche wurde die Vorverurteilung von afghanischen Immigranten zum Thema. Die zwölfjährige Fatima wollte sich spontan auf der Bühne vor der Menschenmenge äußern, wie auf einem Video des Bayerischen Rundfunk, das aktuell viral geht, zu sehen ist. „Ich entschuldige mich bei der Mutter des Kindes. Menschen denken, weil ich ein Afghane bin, dass ich böse bin“, sagte das Mädchen unter Tränen. Anwesende riefen daraufhin „Nein“ aus der Menge und auch eine Frau aus dem Organisationsteam versicherte Fatima: „Keiner ist böse auf dich.“ „Ich wollte nur sagen, dass die ganzen Afghanen nicht böse sind, nur manche“, fügte die Zwölfjährige noch an.
Keine Hinweise auf islamistisches Motiv in Aschaffenburg
Was das Motiv für die Messerattacke war, ist noch unklar. Ein islamistischer Hintergrund sei unwahrscheinlich, hieß es vonseiten der Polizei. „Im Moment geht die Mutmaßung sehr stark in Richtung seiner offensichtlich psychischen Erkrankungen“, erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vergangene Woche. Für den Tatverdächtigen wurde eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Es wird weiterhin ermittelt.