280 lange Tage pausierte Dominic Thiem nach seiner Handgelenksverletzung im Juni 2021, verpasste vergangenes Jahr somit auch die US Open und fiel heuer sogar einmal kurzfristig aus den Top 350 der ATP-Weltrangliste – doch an Popularität hat der 28-Jährige zumindest im Big Apple nicht eingebüßt. Das Publikum auf Court 17, dem viertgrößten Platz der mächtigen Anlage der US Open in Flushing Meadows, stand fast zur Gänze hinter dem Champion von 2020 und feuerte ihn im Duell mit dem Spanier Pablo Carreno Busta lautstark an – doch letztlich vergebens. Der Lichtenwörther musste sich dem aktuellen Montreal-Sieger mit 5:7, 1:6, 7:5, 3:6 geschlagen geben.

Bei rund 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit lieferten sich die aktuelle Nummer 211 und die Nummer 15 im ATP-Ranking einen ebenbürtigen Schlagabtausch. Jeder, der Thiem trotz einer schwankenden Leistung mit 54 unerzwungenen Fehlern gegenüber 44 teils spektakulären Winnern gesehen hat, sah auch das enorme Potenzial, das immer noch oder wieder im Ex-Weltranglistendritten schlummert.

Den Sieg gegen den zweifachen US-Open-Semifinalisten hatte Thiem, der erst in der Vorwoche in Winston-Salem nach eineinhalb Jahren wieder auf Hartplatz zurückgekehrt war, nicht erwartet. Möglich war er aber. "Zurzeit ist es noch ein bisserl so, es gehen drei rein, zwei raus, zwei rein, drei raus. Zu inkonstant noch. Aber das muss ich akzeptieren und schauen, dass ich das ausmerze." Viele positive Dinge könne er aber von dem Match mit nach Hause nehmen. Die fehlende Konstanz ist der Schlüssel. "Aber es wird langsam und das stimmt mich positiv für das, was noch kommt in dem Jahr."

Ob er denn nicht gegen viele andere an diesem Tag in der ersten Runde gewonnen hätte? Das wollte er so nicht bejahen. "Es ist ein großes Puzzle, in dem noch einige Stücke fehlen. Es ist so, dass ich die Leistung, die ich heute gebracht habe, zum Beispiel letzte Woche nicht gebracht habe, obwohl ich da auch sicher dazu imstande war", weiß Thiem. "Das Ziel muss sein, dass ich das wieder Match für Match und Woche für Woche abrufe. Deshalb kann ich nicht sagen, wie ich gegen einen ein bisserl schlechter gereihten Spieler heute gespielt hätte."

Dennoch gebe ihm die Leistung gegen einen Carreno Busta in Topform Grund zu positiver Stimmung. "Es war natürlich auch viel Schatten dabei, aber das Licht überwiegt dennoch. Jetzt muss ich schauen, dass ich es Schritt für Schritt immer konstanter abrufe."

Abschiedszeremonie ohne Abschied

Wenige Stunden nach Thiems Ausscheiden hatten die Fans in Flushing Meadows Grund zur Freude. Serena Williams besiegte in der Nightsession die Montenegrinerin Danka Kovinic 6:3, 6:3 und verlängerte ihre Karriere bei den US Open um zumindest eine weitere Partie. Die vorbereitete Abschiedszeremonie zogen die Veranstalter trotzdem durch, was auch Williams selbst etwas überraschte. "Danke, das habe ich nicht erwartet", sagte der US-Star. Es gab Danksagungen zum Beispiel von Tennis-Ikone Billie Jean King, auf der Videoleinwand liefen Bilder früherer Erfolgstage. Die Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadium, darunter etwa Hugh Jackman, Mike Tyson, Lindsey Vonn, Spike Lee, Queen Latifah oder Bill Clinton, legten eine Choreo ("Wir lieben Dich, Serena") hin, und am Ende durfte auch ihre Familie auf den Platz.

Die nächste Aufgabe wird für die 40-Jährige aber eine ungleich schwierigere: In der zweiten Runde wartet mit Anett Kontaveit die Nummer zwei der Welt, ein Sieg von Williams gegen die Estin wäre eine große Überraschung. Eine solche gab es indes bereits bei den Herren: Der Grieche Stefanos Tsitsipas, die Nummer fünf der Welt, musste sich dem kolumbianischen Qualifikanten Daniel Galan 0:6, 1:6, 6:3, 5:7 geschlagen geben.