Ford hat für mich - trotz einiger Probleme in Europa - wichtige Schritte vorwärts gemacht: Der KA+, der Fiesta, das waren schon starke Statements in den jeweiligen Fahrzeugkategorien. Aber jetzt wagt man sich mit dem Focus in das schwierigste Segment der Kompakten - dorthin, wo nach wie vor der Golf den Ton angibt. Auch wenn die nächste Golf-Generation schon vor der Tür steht.

Der Focus wurde völlig neu gedacht: Zwar nicht, was die Dimensionen, aber sehr wohl, was den Radstand betrifft. Über fünf Zentimeter mehr gibt es jetzt zwischen Vorder- und Hinterachse, das tut - nach der ersten Sitzprobe - vor allem den Passagieren im Fond gut. Dass der neue Focus etwas niedriger ausgefallen ist, stört beim Kombi überhaupt nicht. Wenn wir schon beim Innenraum sind: Bei Ford hat man noch nicht auf die Volldigitalisierung gesetzt, das Cockpit ist klar in seiner Übersichtlichkeit, auch der Bildschirm in der Mitte wurde gut platziert. Die Drehschalter fühlen sich fein an, alles in allem sieht man einen für heutige Verhältnisse klassischen Innenraum.

Fahrerisch hat mich der Focus mehr überrascht, hier wurde ein Quantensprung gemacht. Das beginnt beim Einlenken: hervorragend, auch wenn sich die Lenkung im „Normal“-Fahrmodus ein wenig leichtgängig anfühlt. Tipp: den Wahlschalter auf „Sport“ stellen.
Beim Fahrwerk baut der Focus grundsätzlich auf zwei Hinterachsen. Für den Kombi (Traveller) ist die Multilink-Hinterachse gesetzt, die ST-Line besitzt spezielle Fahrwerkskomponenten. Das Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern setzt noch einmal eines drauf.

Grundsätzlich bedeutet das: Das Auto fährt sich fast wie ein Rennwagen. Bei kleinen Wellen kommt der Focus dabei sogar etwas komfortabler als die Konkurrenz in der kompakten Luxusklasse rüber. Bei langen Wellen gibt er sich ein wenig hölzern - im Grenzbereich. Die Straßenlage bleibt, verzeihen Sie mir den Vergleich, umwerfend. Die Bremsen funktionieren außerdem hervorragend.

Bei den Motoren setzt man bei Ford auf Dreizylinder, wir waren mit dem stärksten und 182 PS unterwegs. Zwischendurch klingt das 1,5-l-Triebwerk kernig bis rau. Bei hohen Drehzahlen merkt man das bis ins Lenkrad - dafür hat man zwischendurch einen Sound wie bei einem Sechszylinder. Die Zylinderabschaltung funktioniert so, dass man es nicht merkt, der Verbrauch richtet sich trotzdem nach dem Fahrstil. Wenn man Spaß haben will und höher hinaus, dann wird man öfter tanken müssen. Auch, wenn Ford die Dreizylinder inzwischen gut im Griff hat.

Das Herzstück bleibt aber das Fahrwerk: Präzise, einfach zu handeln - selbst wenn man in der Kurve plötzlich das Gas wegnimmt, bleibt der Focus voll stabil. Dieses Auto wirft wirklich nichts so leicht um.

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