Lamborghini unterstreicht sein Engagement für den Umweltschutz. Das Unternehmen startete 2016 mit der Einrichtung eines Bienenhauses im Parco Lamborghini in Sant’Agata Bolognese eine Biomonitoring-Initiative. In den vergangenen Jahren ist dieses von acht auf zwölf Bienenstöcke mit einer Population von 600.000 Bienen angewachsen, von denen 120.000 am Gelände fliegen.“ Kein Aprilscherz, das ist Zeitgeist, gefunden in einer Aussendung der Supersportwagenmarke, die ein paar der geilsten Autos der Welt baut. V12-, V10-Verbrenner, pure Ingenieurskunst, Allrad, Machismo, und überhaupt das Design – einzigartig.

Der neue alte Chef Stephan Winkelmann belebte den Mythos vor gut 15 Jahren, damals wie heute eingemeindet im Volkswagen-Markenreich und mit Audi-Technik angereichert. Und jetzt Bienen statt V12? Nein, aber Lamborghini muss sich wie alle Nobelmarken neu erfinden. Diese Diskussionen treffen andere Marken wie Porsche, wo man den Paradigmenwechsel vollzogen hat und sogar die Hybridisierung des 911er diskutiert, genauso. Aber ausgerechnet Lamborghini, deren Autos in homöopathischen Dosen über die Welt verteilt sind und deren CO2-Ausstoß global betrachtet verschwindend gering ist? Der Stachel sitzt nicht nur bei Benzinbrüdern tief.

Stephan Winkelmann weiß, wie heikel die Situation bei seinem Lamborghini-Comeback ist. 2020 verzeichnete man trotz Pandemie die beste Profitabilität. „Die Herausforderungen sind größer als vor 15, 16 Jahren, heute geht es um einen revolutionären Schritt, mit dem wir viel aufs Spiel setzen. Aber mit unserem Engagement auch viel Gutes bewirken können“, so Winkelmann im Interview. Fix ist: Ein elektrischer Lamborghini kommt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. „Wir sind in der Konzeptphase“, so Winkelmann. Ein 2+2-Sitzer wird es sein.

Ab 2024 sollen alle Modelle hybridisiert sein, auch mit Plug-in-Antrieben, wie beim SUV Urus. Beim Aventador will man den V12-Verbrenner (mit Hybridunterstützung, freilich) erhalten, beim Huracan ist die zukünftige Motorisierung noch offen. Der CO2-Ausstoß soll laut Winkelmann um 50 Prozent reduziert werden, in den nächsten Jahren werden 1,5 Milliarden Euro investiert. Die Entscheidungen seien alternativlos. „Wir befinden uns in einer Phase, wo es Regeln gibt, und diese werden immer stringenter. Entweder man manövriert sich aus dem Markt heraus, indem man nichts tut, oder man macht es so wie wir.“

Vom Volkswagen-Konzern kam grünes Licht, verschiedene Ideen (E-Vorderachse, neues Getriebe, Hightech-Leichtbau) gibt es, aber die Umsetzung beim E-Lambo wird kein Kinderspiel. Die heutigen Batterien sind der Schwachpunkt, mit dem jetzigen Technik-Stand würde ein Sportwagen Fett ansetzen, das Doppelte des aktuellen Gewichts wiegen. Da ist dann Schluss mit lustig, was die Fahrphysik (Bremsen, Kurvendynamik etc.) betrifft.

Winkelmann: „Ja, die Autos werden wohl mehr wiegen, eine Sache, die mit der Batterietechnologie zusammenhängt. Das werden wir durch neue technische Zugänge ausgleichen, damit die Autos so fahrbar sind, wie heute.“ Stichworte: Nachhaltiger, aber mit der gleichen DNA. Für die Pläne steht übrigens der Begriff Direzione Cor Tauri: der hellste Stern im Sternbild Stier. Die Strahlkraft wird man auf diesem Weg brauchen.

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