Es klingt wie bei einem Polarsturm, den man im Zelt verbringt. Dabei „singen“ nur die durchdrehenden Reifen, die das blanke Eis im finnischen Levi abschmiergeln und es noch glatter machen: Man driftet in Zeitlupe und Schritttempo, weil es so glatt ist, während der Tacho mit den durchdrehenden Rädern über Tempo 100 anzeigt.

Levi ist Porsche-Land, man betreibt hier ein Test-/Erlebniszentrum samt Handling-Strecken, kreisförmigen Flächen für Driftübungen und viel Platz zum Austoben.

Ein guter Platz, um das Porsche-E-Einsteigermodell Taycan 4S von einer anderen Seite kennenzulernen. Einsteiger klingt despektierlich, bezieht sich aber auf den Preis (ab 109.234 Euro). Der Unterschied zum Taycan Turbo, wo es doch gar keinen Turbo technisch betrachtet gibt? Porsche arbeitet beim 4S mit anderen E-Motoren, beim vorderen ist – salopp formuliert – über technische Eingriffe die Leistung gedrosselt.

Man kann beim Taycan 4S außerdem zwischen zwei Leistungsstufen, 435/530 PS und 490/571 PS, sowie zwei Batteriepackages (bis 463 km Reichweite) wählen. In der Porsche-Pipeline: ein Modell ohne Allrad, aber mit Reichweiten jenseits der 500 Kilometer.

Was wichtig ist, denn zuletzt hatte man ja nicht viel Freude mit den Reichweiten-Schlagzeilen in den USA. Bei Temperaturen bis zu minus zehn Grad können wir Folgendes feststellen: 350 Kilometer Reichweite hatten wir beim Start, 142 km lang war die Strecke durch tief verschneite finnische Wälder. Drei gstandene Mannsbilder, eine permanent laufende Heizung und Gepäck waren die Rahmenbedingungen, die 190 Kilometer Reichweite (statt effektiv 142 km) kosteten. Für die Belastung nicht übel.

Es ist ja immer noch ein Porsche und kein Verzichtsfahrzeug für sich mit Vorliebe selbst kasteiende Zeitgenossen. Am Testgelände saugt man freilich entsprechend mehr Energie ab.

Fahrerisch muss man beherzigen, dass das Drehmoment bei einem E-Auto sofort einfährt. Der elektrische Allrad ist dann einfach zu handeln: Beim Einlenken geht die Kraft an die Hinterachse, beim Gegenlenken wandert mehr Kraft an die Vorderachse – und es sind Driftwinkel möglich, die man nicht für möglich gehalten hätte.

Der Schwerpunkt ist ja tiefer als beim 911er, was der Balance zuträglich ist. Aber das hohe Gewicht des elektrischen Taycan versucht dich – wenn man nicht exakt fährt – schon einmal aus der Kurve zu ziehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fein: Die Hinterradlenkung relativiert die Dimensionen des Taycan 4S, der Einsatz von speziellen Innenraummaterialien (mit wesentlich geringerem CO2-Einsatz hergestellt) tut dem Gewissen gut.

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