In den Köpfen vieler Österreicherinnen und Österreicher ist noch fest das Denken verankert, dass nur eine akademische Ausbildung zu einem erfolgreichen, erfüllenden Berufsleben führt. Doch unzählige Menschen, die ihr Glück in einer Lehre gefunden haben, beweisen tagtäglich das Gegenteil. Andreas Paduretu und Klemens Reinfried sind zwei junge Kärntner, die Informationstechnologie und Tischlerhandwerk für sich entdeckt haben.
Der Weg zur Lehre ist dabei nicht immer geradlinig, auch Andreas Paduretu musste ein paar Kurven überwinden, um zu seinem Traumjob zu finden. „Ursprünglich wollte ich die HTL machen“, erzählt der 21-Jährige, „dort hat es für mich aber nicht gepasst, mir fehlte die Motivation und ich war in allen Fächern schlecht - bis auf eines.“ Dieses eine Fach war die Netzwerktechnik. „Im dritten Schuljahr habe ich die HTL aufgegeben und zuerst im Casino Velden gearbeitet. Nebenbei habe ich mich nach Jobangeboten umgeschaut. Da wurde mir bald klar – wenn ich in der Netzwerktechnik arbeiten möchte, brauche ich eine vernünftige Ausbildung.“ Die Wahl fiel auf die Lehre Informationstechnologie mit Schwerpunkt Netzwerktechnik. „Heute weiß ich, dass das absolut die richtige Entscheidung gewesen ist.“
Skeptisches Umfeld
Eine Entscheidung, die von seinem Umfeld zuerst skeptisch betrachtet wurde: „Meine Familie und Schulkollegen hatten eher die Einstellung, dass nur diejenigen eine Lehre machen, die mit der höheren Schule nicht zurechtkommen. Dementsprechend habe ich mir die Lehre auch einfacher vorgestellt, als sie es dann war.“ Trotzdem klappt es beim Lernen für die Lehre mit Matura um vieles besser als in der HTL. Mit seinem Engagement hat Paduretu es sogar zum amtierenden „Lehrling des Jahres 2024“ geschafft. Bei dem Wettbewerb glänzte er mit einer selbst entwickelten App.
Auch bei seinem Lehrbetrieb addIT ist der Klagenfurter selbstständiges Arbeiten gewöhnt: „Die Kollegen vergessen manchmal, dass ich noch Lehrling bin. Gerade das eigenständige Finden von Lösungen für unsere Kunden macht mir Freude.“ Wie es nach dem Lehrabschluss weitergehen wird: „Ich möchte auf jeden Fall bei addIT weiterarbeiten, obwohl ich auch schon Jobangebote von anderen Unternehmen bekommen habe. Und vielleicht mache ich irgendwann eine Ausbildung zum Berufsschullehrer.“
Traditionelles Handwerk
Klemens Reinfried ist mit seinen 24 Jahren schon ein echter Weltenbummler. Ursprünglich stammt er aus Dresden. Von dort brach er nach der Realschule mit dem Fahrrad auf, um die Welt zu erkunden. Gelandet ist er in der Nähe von Völkermarkt: „Ich wollte nur eine Nacht auf dem Bauernhof verbringen, aber es sind dann zweieinhalb Jahre geworden.“ Auch die Entscheidung zur Tischlerlehre hat Reinfried mit einer bewundernswerten Mischung aus Spontanität und Zielstrebigkeit getroffen: „Ich habe nach der Schule schnell gemerkt, dass ich sehr gerne mit den Händen arbeite. Es hat sich dann zufällig ergeben, dass in Kärnten im Nachbarort ein Tischlerlehrling gesucht wurde und die Chance hab ich genutzt.“ Ein echter Glücksgriff, wie sich zeigte: „Ich hatte ja früher gedacht, dass ich einmal studieren werde, aber jetzt bin ich mehr als glücklich, dass ich mich fürs Handwerk entschieden habe.“
Klemens Reinfried hat nicht nur Freude am Tischlern, sondern ist auch besonders gut in seinem Job. Bei Lehrlingswettbewerben konnte er insgesamt neun Goldmedaillen gewinnen. Seine Leidenschaft: „Am liebsten arbeite ich mit Massivholz und traditionellen Handwerkstechniken, da kenne ich mich auch am besten aus. Das konnte ich kürzlich auch bei den World Wood Days in Tokyo zeigen.“ Dafür hat der mittlerweile ausgelernte Tischler einen durchdachten Hybrid aus Nachtkästchen und Beistelltisch entworfen und gefertigt – natürlich mit vielen handwerklich raffinierten Details. Der Wahlkärntner trägt das Tischlerhandwerk auch in die Welt hinaus: „Dadurch, dass ich viel reise, weiß ich, dass das Gütesiegel ,Made in Austria‘ auch für die Lehre gilt. Mit einer in Österreich abgeschlossenen Tischlerlehre ist man international gefragt.“
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