Von der geräumigen Terrasse aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Julischen Alpen und die Karawanken, um diese Zeit liegt meist Nebel über dem Glantal, nur hier, in Gradenegg oberhalb von Liebenfels, auf etwa 890 Meter Seehöhe, scheint die Sonne. „Wir liegen etwas über der Nebelgrenze“, sagen Martina und Josef Wieser zufrieden. 2015 haben sie hier die ehemalige Volksschule gekauft, in der bis dahin noch unterrichtet wurde.

Als die Gemeinde sie zum Kauf ausschrieb, haben die beiden sofort zugeschlagen. Einer der Gründe: die Sonne. „Wir besitzen ein Haus in Hart, keine zwei Kilometer von hier entfernt.“ Allerdings sei es dort immer schattig, „ab Mittag ist es schon duster“. So lange die beiden Kinder klein waren, habe es gepasst, weil Hart zentraler gelegen sei und eine gute Infrastruktur besitze.

Jetzt sind die Kinder erwachsen und „für uns stand immer fest, dass wir woanders alt werden wollen, da, wo es Sonne gibt, und die haben wir jetzt“, sagt Martina, die offen zugibt, dass sie beim ersten Besichtigungstermin so ihre Zweifel hatte. „In der Schule war jahrelang nichts gemacht worden, weil man wusste, dass sie früher oder später geschlossen wird.“

Dazugebaut: die Holzbalkone
Dazugebaut: die Holzbalkone © (c) Weichselbraun Helmuth

Renoviert und modernisiert

Heißt: Sämtliche Böden mussten erneuert werden, ebenso die Elektro- und Wasserinstallationen, ein Heizhaus wurde errichtet, um das Gebäude von Elektro auf Pelletsheizung umzustellen. „Das war schon recht abenteuerlich“, erinnert sich Martina.

Dass sie dennoch darauf eingestiegen ist, hat mit Vertrauen ihrem Mann gegenüber zu tun. Josef ist Bautechniker, weiß also, was machbar ist und was nicht. Anders als Martina hatte er keinerlei Zweifel. „Als ich die alten Türen gesehen habe, wusste ich sofort, das ist meins“, sagt er.

Blick in das Wohn- und Schlafzimmer mit Raumteiler
Blick in das Wohn- und Schlafzimmer mit Raumteiler © (c) Weichselbraun Helmuth

Dazu kamen die hohen Räume, das massive Ziegelmauerwerk, das sich heute gar keiner mehr leisten könne, und die ganz spezielle Atmosphäre und Behaglichkeit. Die Planung für den Um- und Ausbau haben sie selbst übernommen, für Martina war eines wichtig: Es musste schnell gehen, „ich wollte nicht jahrelang auf einer Baustelle leben“.

Gemütlich: die Wohnküche
Gemütlich: die Wohnküche © (c) Weichselbraun Helmuth

Mit der Hilfe von Josefs Brüdern sowie dem Schwiegervater – „alle sind handwerklich ein Wahnsinn“ – wurde das auch geschafft. Ein Jahr benötigte man für den ersten Stock mit einer Ferienwohnung und einem Therapieraum für Martina, die neben ihrem Beruf als Fachsozialbetreuerin auch Klangtherapeutin ist.

Erinnerungen finden sich an jeder Ecke - vom Globus bis zur Schultafel
Erinnerungen finden sich an jeder Ecke - vom Globus bis zur Schultafel © (c) Weichselbraun Helmuth

Ein weiteres Jahr dann für das Erdgeschoß mit Küche, Wohn- und Schlafzimmer. Von der alten Substanz der Schule wollte man so viel als möglich erhalten. Bei den Fenstern wurde nur das Glas getauscht, die alten Möbel abgeschliffen und neu gestrichen. Ein offenes Haus soll es bleiben. „Die Schule war immer ein Ort der Begegnung, das wollen wir beibehalten. Mit kulturellen Veranstaltungen, Gästen, einer Kinderbibliothek. Das ist uns wichtig“, sagen die Wiesers.