Ein sonniger Vormittag im Wiener Servitenviertel. Die Sonne streckt sich über die Dächer des neunten Bezirks und fällt durch große Fenster in eine helle Altbauwohnung, in der der Duft von frischem Flieder in der Luft liegt. Noch warten ein paar der Zweige mit lilafarbenen Blüten darauf, in Vasen verteilt zu werden. Hier lebt Franziska Fürpass, Modedesignerin und kreative Seele hinter dem Modelabel Femme Maison, gemeinsam mit ihrem Sohn.

Seit zwei Jahren ist die Wohnung ihr Zuhause – gefunden kurz vor Weihnachten, fast wie ein Geschenk. „Ich hab gesagt, ich nehme sie“, erinnert sie sich. „Das war zwei Tage vor dem 24. Dezember.“ Obwohl Wohnungen im Servitenviertel schwer zu finden sind, hat es sofort gepasst. C’est le destin.

Die Modedesignerin liebt das Viertel: „Es hat so was Dörfliches, fast Französisches.“ Kein Wunder, dass sie sich genau hier niedergelassen hat. Die Nähe zu ihrem Atelier in der Hahngasse, die charmanten Gassen, die kleinen Cafés – all das verkörpert jenen Esprit, der auch in ihrer Wohnung spürbar ist. Ihr Zuhause ist eine stimmungsvolle Collage aus Fundstücken, Erinnerungen und handgemachten Details – ein Ort der Wärme, Sinnlichkeit und Geborgenheit.

Ein Hauch von Südfrankreich in Wien

Schon beim Betreten spürt man Franziskas Liebe zum französischen Lebensstil. Überall finden sich Anspielungen an das französische Kino der 1960er- und 1970er-Jahre: Fotografien von Romy Schneider, Szenenbilder aus „La Piscine“ oder Jane Birkins zerbrechliche Schönheit, auf Zelluloid gebannt. „Diese Ästhetik hat mich von Anfang an fasziniert – weichgezeichnet, handwerklich, sinnlich“, sagt Franziska.

Sogar ihre Möbel erzählen davon: Original Peacock-Stühle aus den 1970ern, ein Rattansessel von einem Bauernhof in Graz, Makramee-Lampen, ein Vintage-Bett aus Rattangeflecht. Dazwischen selbst bestickte Pölster, Vasen in zarten Tönen, Geschirr, das Geschichten erzählt – alles mit Bedacht gesammelt. „Ich bin Sammlerin. Aber nicht nach Wert – sondern nach Bedeutung.“

An einer Wand leuchtet ein sattes Grün – ein DIY-Projekt. „Ich habe die Wand selbst ausgemalt. Ich brauche Kontraste, das war ein Experiment, das geblieben ist.“ Und immer wieder: Körbe. Aus Bast, aus Rattan, in allen Größen. „Ich trage auch im Winter meine Rattankörbe durch die Gegend. Das gehört einfach zu mir.“

Routine trifft Romantik

Franziskas Alltag ist strukturiert. Früh beginnt ihr Tag – um fünf Uhr morgens. Yoga, Meditation, eine Tasse Kaffee an der Kredenz. „Ich schreibe dann meinen Tagesplan, das ist mein Moment.“ Danach: Laufen, Lavendelbad, dann der erste Termin. Femme Maison ist nicht nur ihr Beruf, sondern Ausdruck ihres Lebensstils. „Meine Arbeit bedeutet mir alles. Aber ich muss den Tag für mich beginnen, dann kann ich alles geben.“

Trotz aller Disziplin – Franziska beschreibt sich selbst als „disziplinierten Hippie“. Aufgewachsen in einem alternativen Elternhaus in der Steiermark – der Vater Maler, die Mutter Bibliothekarin – lebt sie heute eine Verbindung aus Klarheit, Struktur und kreativem Freigeist. Am Wochenende gönnt sie sich Ruhe: Dann sitzt sie mit ihrem Sohn auf der Couch, häkelt und schaut auch manchmal „Trash-TV“. „Das Häkeln gibt mir das Handwerk zurück. Es erdet mich.“

Ein Ort des Ankommens

Die Küche ist das Herz der Wohnung. Dort bereitet sie Blumen vor, manchmal duftet es nach Coq au Vin oder Boeuf Bourguignon. „Ich mag es, wenn sich Menschen bei mir wohlfühlen. Ich koche gerne für Freunde. Diese alten französischen Schlossküchen – daran erinnert mich meine.“ Franziska liebt das Sinnliche, das Detail, das Unperfekte. „Geborgenheit ist für mich Licht, Wärme, gute Beleuchtung. Und Dinge, in denen ich kleine Stillleben entdecken kann.“

An den Wänden hängen auch Bilder ihres Vaters Josef Fürpass – sie geben ihr ein Gefühl von Zuhause. „Ich bin von vielen Dingen inspiriert. Ich brauche Schönheit um mich – aber eine, die berührt. Nicht steril. Ich investiere in Blumen, in Textilien, in Stimmungen.“

Femme Maison – das ganze Paket

Auch im Atelier spiegelt sich ihre Ästhetik wider: Wollbouclé, Stoffe aus den 1960ern, Muschellampen von Verner Panton. Wer zu Franziska kommt, um ein Kleid fertigen zu lassen – oft ist es ein Brautkleid – bekommt mehr als Mode: Man wird Teil einer Geschichte, eines Gefühls. „Wir reden viel. Es geht um mehr als ein Kleid. Es geht ums Wohlfühlen.“

Und so ist auch ihre Wohnung – ein Ort voller Leben, voller Erinnerungen, voller Visionen. Franziska Fürpass lebt, was sie entwirft: ein zartes Gleichgewicht zwischen Struktur und Schönheit, Handwerk und Emotion. Ein Leben wie ein französischer Film – mit Wiener Akzent.