Es gibt weiter zwei Lesarten der Arbeitsmarktstatistiken. Die eine ist eine betont positive und vergleicht aktuellste Zahlen mit denen des Vormonats. Tut man das, kommt man zum Ergebnis, dass die „Richtung stimmt“, wie es etwa Arbeitsministerin Christine Aschbacher gerne formuliert. Konkret: Ende Juni waren österreichweit um 54.000 Menschen weniger ohne Job als Ende Mai.

Die andere Herangehensweise indes setzt auf den Vergleich mit den Werten des Vorjahres – eine an und für sich und in Nicht-Corona-Zeiten deutlich probatere Methode, da sie saisonelle Schwankungen ausblendet. Tut man das, zeigt sich schnell, dass die Lage am heimischen Arbeitsmarkt weiter dramatisch ist. Denn: Noch immer sind um 140.000 Menschen mehr auf Jobsuche als Ende Juni 2019.
Deutlich zurück geht in Tagen wie diesen dafür die Anzahl jener Menschen, für die heimische Betriebe potenziell Kurzarbeit anmeldeten. 750.000 Personen sind in Österreich – auf dem Papier – in Corona-Kurzarbeit. Verglichen mit Höhepunkt der Krise ist das ein Minus von knapp 500.000 Menschen.

Auch der steirische Arbeitsmarkt ist trotz aller Lockerungen in Summe weiter ein sehr angespannter. Mit Ende Juni waren 46.768 Personen beim steirischen AMS als arbeitslos registriert (+63,7 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr), 6883 Menschen nahmen dort an Schulungen teil. In Summe sind also weiterhin fast 54.000 Steirerinnen und Steirer ohne Job. „Die Situation ist zwar nicht mehr ganz so dramatisch wie noch Ende März, also vor drei Monaten, mit 64.000 Arbeitslosen“, heißt es dazu von AMS-Chef Karl-Heinz Snobe, „aber die Krise am steirischen Arbeitsmarkt ist noch längst nicht ausgestanden und wird uns jedenfalls noch längere Zeit intensiv beschäftigen“.

"Viertel aller Firmen wird die Kurzarbeit verlängern"

Kurzarbeit haben zurzeit noch 7450 steirische Betriebe mit knapp 106.000 Beschäftigten angemeldet. Ende Juni endete bei vielen Betrieben die erste, dreimonatige Phase der Kurzarbeit, insgesamt rechnet man beim steirischen AMS, dass „ein gutes Viertel aller Firmen die Kurzarbeit verlängern wird“. 369 Millionen Euro wurden jedenfalls bereits an Kurzarbeitsbeihilfe auf steirische Unternehmenskonten überwiesen.

Forcieren will das AMS nun auch wieder die Vermittlung von Lehrstellen. Zurzeit stehen sich 654 Suchende und 771 sofort verfügbare offene Lehrstellen gegenüber. Um Jugendliche und Industriebetriebe zusammenzuführen, geht heute – wie berichtet – der letzte Tag einer virtuellen Lehrstellenbörse über die Bühne. Bei „Find your Job!“ können hunderte Interessierte via Livestream 16 steirische Industriebetriebe kennenlernen und sich per Chat mit ihren Fragen an die Unternehmen wenden.

Übrigens: Eine interessante Zahl zur aktuellen Beschäftigung in Österreich hat jetzt auch Tobias Thomas, (fachstatistischer) Neo-Chef der Statistik Austria, publiziert. Erhebungen seines Instituts zufolge, waren vier von zehn Menschen (43 Prozent), die zwischen 15 und 31. März ihren Job verloren hatten, Ende Mai wieder in Beschäftigung. Thomas’ Fazit: „Der Beschäftigungsrückgang ist wesentlich kräftiger ausgefallen als in der Finanzkrise 2009“.