Zeitenwende in der Kammer der Steuerberater und Wirtschafstreuhänder in Kärnten. Kommende Woche wird die Klagenfurter Steuerberaterin Kristin Grasser zur neuen Präsidentin gekürt, damit steht dann ab 1. Juni erstmals eine Frau an der Spitze. Der bisherige Präsident Peter Katschnig gibt  nach über zehn Jahren die Funktion ab und wird künftig Vizepräsident sein. Die bisherige Vizepräsidentin Birgit Perkounig wechselt in den Bundesvorstand der Kammer, wo Grasser bisher Kärnten vertrat. Grasser gehört wie Katschnig der Fraktion ÖGWS an, die bei den Kammerwahlen 2020 in Kärnten 60 Prozent der Stimmen gewann.

Expertinnen-Kanzlei

Kristin Grasser hat ihre Berufslaufbahn beim Software-Unternehmen Uniquare begonnen, das ihr Vater Dietmar Schwarzenbacher gegründet hatte. (Mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist sie nicht verwandt.) Sie führt  gemeinsam mit Claudia Onitsch-Woath und Angelika Wieltschnig die GOW Steuerberatung in Klagenfurt mit zehn Mitarbeiterinnen. "Wir sind lauter Frauen, freuen uns aber auch über männliche Bewerber", sagt Kristin Grasser. Mit ihr vertritt erstmals eine Präsidentin die 430 Steuerberaterinnen und Steuerberater sowie 100 Berufsanwärter in Kärnten. Insgesamt beschäftigten die Steuerberater und  Wirtschaftstreuhänder in Kärnten rund 2500 Mitarbeiter.

Führungswechsel: Kristin Grasser wird Präsidentin, Peter Katschnig tritt in nach elf Jahren als Präsident den Hintergrund und wird Vizepräsident
Führungswechsel: Kristin Grasser wird Präsidentin, Peter Katschnig tritt in nach elf Jahren als Präsident den Hintergrund und wird Vizepräsident © (c) Wolfgang Jannach

Digital Tax & Accounting

"Uns gehen die Mitarbeiter aus", setzt die künftige Präsidentin Grasser das Nachwuchsthema ganz oben auf ihre Agenda.  Schon unter Katschnig wurde mit der Akademie der Steuerberater im Lakesidepark in Klagenfurt ein Meilenstein gesetzt. "Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist der bereits diesen Herbst startende Lehrgang Digital Tax & Accounting an der FH Kärnten", so Katschnig. Die Teilnehmer könnten mit Bachelor Steuerberater werden. "Statt Buchhalter werden Junior oder Senior Accountants ausgebildet."

Generationen auf dem Spiel

Derzeit hätten die Steuerberaterinnen und Steuerberater alle Hände voll zu tun, die Unternehmen durch die schwere Corona-Phase zu begleiten. "Es gab vielleicht Einzelfälle von Überförderungen. Aber in den meisten Fällen stehen besonders im Tourismus Existenzen und Generationen in Familienbetrieben auf dem Spiel, denen geht es an die Substanz",  bewertet Grasser die Coronahilfen. "Da werden auch Generationen zurückzahlen müssen", sagt  Katschnig. Für ihn ist ein "Übergang zur Normalität mit zügiger Öffnung wichtig. Ein schleichendes Aufsperren wäre der Tod in Dosen."