Mit einer Kampagne unter dem Titel "Sei du die starke Stimme!" wirbt der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) für die Gründung von Betriebsräten. Gerade die Corona-Krise mit Home Office und Kurzarbeit habe gezeigt, wie wichtig ein solcher in den Betrieben für die Arbeitnehmer sei, sagte Barbara Teiber, Vorsitzende der Privatangestellten-Gewerkschaft GPA, in einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Bei Verhandlungen sitze in der Regel der Arbeitgeber am längeren Ast. Betriebsräte glichen dies gemeinsam mit der Gewerkschaft aus, so Teiber. Komme es zu großflächigen Kündigungen oder einer Insolvenz, sei ein Betriebsrat von unschätzbarem Wert, etwa bei der Ausarbeitung eines Sozialplans.

"Brauchen starke, engagierte Betriebsräte"

Von der wichtigsten Basis für die Arbeit der Gewerkschaftsbewegung sprach auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: "Wir haben gerade in den vergangenen Jahren erlebt, dass die betriebliche und gewerkschaftliche Mitbestimmung nicht in Stein gemeißelt ist. Sie muss immer wieder neu erarbeitet und verteidigt werden. Das schaffen wir nur mit starken, engagierten Betriebsräten."

Mit der nun gestarteten Kampagne will der ÖGB die Anzahl der Betriebsratskörperschaften in Österreich deutlich steigern. Derzeit gibt es solche in rund 60 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten; rund zwei Millionen Arbeitnehmer werden vertreten. Künftig sollen es um 50.000 mehr sein.

Den Anfang macht dabei eine Umfrage unter www.mir-reichts.at, mit der man herausfinden will, wo bei den Arbeitnehmern der Schuh drückt. Im Mai sollen Interessierte dann bei der Gründung begleitet werden.

Eva Zeglovits, Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts IFES, ortete Indizien dafür, dass Unternehmen mit gut eingebundenen Betriebsräten Krisenzeiten in der Regel besser überstehen. Beim "Strukturwandelbarometer 2021" - einer Studie im Auftrag des ÖGB und der Arbeiterkammer, an der 2100 Betriebsräte teilnahmen - hätten acht von zehn Betriebsratsmitgliedern gesagt, dass sie gut in die Entscheidungen zu den COVID19-Maßnahmen eingebunden worden seien. In fast jedem dritten Betrieb davon habe es während der Kurzarbeit sogar mehr Geld gegeben, weil die Unternehmen dort freiwillige Aufzahlungen leisteten.