Der neue Digitalisierungs- und Wachstumsfonds der staatlichen Förderbank aws soll bereits im Sommer oder Herbst starten. Das kündigte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) im Gespräch mit der APA an. Der aws-Gründerfonds und der Mittelstandsfonds werden aufgelöst, und die aktuellen Firmenbeteiligungen wandern in den neu geschaffenen Fonds.

Mit rund 100 Millionen Euro soll der neue Digitalisierungs- und Wachstumsfonds dotiert werden, 50 Millionen Euro stammen von der öffentlichen Hand, und rund 50 Millionen Euro sollen Banken und Stiftungen beisteuern. In den nächsten drei bis vier Jahren könnten mit dem neuen Fonds weitere 500 Millionen Euro privates Risikokapital von Business Angels mobilisiert werden, erwartet die Wirtschaftsministerin. Schramböck appelliert auch an die heimische Industrie, mehr in Start-ups zu investieren. Sie habe bei Gesprächen bereits positive Signale erhalten.

Beteiligen soll sich der neue Fonds an Technologieunternehmen im Bereich Digitalisierung, Hochtechnologie und Life Science.

In 31 Start-ups investiert

Der aws-Gründerfonds hat aktuell ein Fondsvolumen von 68,5 Millionen Euro und ist in 31 Start-ups investiert. Sechs Beteiligungen konnte der Gründerfonds gewinnbringend verkaufen, unter anderem trennte sich der Fonds von Anteilen an der Wiener Reiseplattform Tourradar. Die größten Beteiligungen des Gründerfonds sind laut "WirtschaftsCompass" aktuell meo Smart Home Energy (22,6 Prozent), FRUX Technologies (21 Prozent) und Crystalline Mirror Solutions (16,9 Prozent). Eine weitere Beteiligung ist das Möbelplattform-Startup Roomle (16,8 Prozent).

Beim aws-Mittelstandsfonds beläuft sich das aktuelle Fondsvolumen auf 80 Millionen Euro. Fünf Beteiligungen - u.a. SICO Technology und O.L.S. - stehen 11 erfolgreiche Exits gegenüber.

So blicken Start-up-Investoren in die Zukunft

Die Gründerszene in den USA und Europa hat in den vergangenen Jahren von hohen Investments profitiert. "Die Bewertungen und Finanzierungsrunden sind derzeit sehr hoch. Wenn es an den Aktienmärkten bergab geht, wird dies auch auf die Finanzierung von Start-ups durchschlagen", sagte Nicola McClafferty vom Risikokapitalgeber Draper Esprit am Donnerstag bei der Pioneers-Konferenz in Wien.

Investoren, die sich nicht auf den Abschwung vorbereiteten, würden sich wohl in den nächsten 12 bis 18 Monaten ihre Finger verbrennen, erwartet McClafferty. Carlos Eduardo Espinal vom Risikokapitalgeber Seedcamp verwies darauf, dass man länger in Start-ups engagiert bleibe. Das alte Modell, dass Investoren fünf Jahre Geld zur Verfügung stellten und dann die Früchte ernteten, sei vorbei. Beide Risikokapitalgeber waren sich einig, dass es in Europa mehr als fünf Jahre dauere, um eine Tech-Firma aufzubauen.

Kunden von Dropbox bis Lufthansa

"Europäische Start-ups, wenn sie Geld von US-Investoren haben wollen, müssen viel schneller wachsen. Du hast nicht zehn Jahre, du hast zwei Jahre, um groß zu werden", sagte Chris Burry vom US Market Access Center Inc. Ganz ohne externe Geldgeber hat es der Wiener Peter Steinberger mit seinem Start-up PSPDFKit geschafft. Das im Jahr 2011 gegründete Unternehmen hatte zuletzt mehr als 40 Mitarbeiter und 5 Millionen Euro Jahresumsatz. "Wir haben nicht die VC-Route gewählt", sagte Steinberger. Dies sei ein Vorteil gewesen, weil man das Unternehmen langsam aufbauen konnte. Kunden von PSPDFKit sind unter anderem Dropbox, IBM, SAP und Lufthansa.

Das Wiener Start-up Robo Wunderkind startete mit einer Crowdfunding-Kampagne und bekam später Geld von einem US-Risikokapitalgeber und einem Family Office. Mit Robo Wunderkind können Kinder einfache Roboter bauen und programmieren. Das erfolgreiche Crowdfunding sei ein Beweis für Investoren gewesen, dass es einen Markt für das Produkt gibt, so Robo-Wunderkind-Gründerin Anna Iarotska.

Weltraum und Organe aus dem 3D-Drucker

Thema bei der Pioneers-Konferenz war auch die geringe Diversität in der Start-up-Szene. "Jobanzeigen sollten so geschrieben sein, dass sich Frauen angesprochen fühlen", sagte Irene Ryabaya von Warmintro und The Monarq Incubator. "Die Tech-Branche beschäftigt auch viel zu wenige Menschen mit Behinderung und ältere Arbeitnehmer", so Diversability-Gründerin Tiffany Yu.

Weitere Vorträge auf der Konferenz beschäftigten sich mit Weltraum und Organen aus dem 3D-Drucker. Das von Jayne Poynter mitgegründete US-Unternehmen World View hat einen Heißluftballon ("Stratollite") entwickelt, der in Höhen von 20 bis 46 Kilometern verkehren soll. Neben dem Transport von Gütern sollen auch extrem hochauflösende Luftaufnahmen möglich werden - und auch zum Beispiel ultraschnelle Vorhersagen von Tornados oder viele Forschungsanwendungen. "Um zu anderen Planeten zu reisen, braucht es die Zusammenarbeit von Regierungen, Industrie und Start-ups", sagte NASA-Weltraumforscher Omar Hatamleh.