Doch der Milchkrimi kennt nicht nur keine Gewinner - er sorgt auch dafür, dass 37 heimische Milchbauern nicht wissen, was sie ab 30. April mit ihrer Milch (es geht um fünf Millionen Liter pro Jahr) tun sollen. Weil sie niemand abholt.

Zur Vorgeschichte: Im Jahr 2008 schlossen sich bundesweit Hunderte „Milchrebellen“ zusammen, kündigten ihre jeweiligen Lieferverträge mit ihren Molkereien, weil sie mit deren Preisen und Konditionen unzufrieden waren. Sie gründeten die „Freie Milch Austria“ und versuchten – mit zwischenzeitlich 600 Bauern – ihre Milch auf eigene Faust zu vermarkten. In der Milchpreiskrise hatte man aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sodass für die „abtrünnigen“ Bauern der Milchpreis klar unter dem Schnitt lag. Viele stiegen aus.

Mit der Folge, dass man auf ein großes Gebiet verteilt zuletzt nur noch 158 Lieferanten hatte. Da wurde das Einsammeln dieser Milch teurer als die Preise, die man dafür erzielen konnte, erklärt der Geschäftsführer der dahinterstehenden „Alpenmilch Logistik“Johann Furtmüller. Diese musste daher beschließen, per 1. April die Milchsammlung einzustellen. Das Problem: Von den verbliebenen „Milchrebellen“ haben bis zum heutigen Tag 37 keinen neuen Abnehmer für ihre Milch gefunden. Andere wurden von ihren früheren Molkereien zurückgenommen, aber zum Teil mit empfindlichen Abschlägen, wie das Fachmagazin „Top Agrar“ berichtet. Zwar konnte man mit dem Hartberger Milchpulverwerk Prolactal vereinbaren, dass diese bis 30. April die Milch der 37 Verbliebenen abnimmt. Danach sei aber definitiv Schluss.

Dass viele Molkereien die Abtrünnigen nicht unbedingt mit offenen Armen zurückempfangen, ist innerhalb der Milchbranche kein Geheimnis – haben sie doch nie mit Kritik gespart. Doch IG-Milchboss Ernst Halbmayr monierte gestern in Wien, „dass die Molkereien nun mit uns ein Exempel statuieren wollen“. „Stimmt nicht“, entgegnet Berglandmilch-Boss Josef Braunshofer im ORF-Interview. Wo es passe, nehme man neue Lieferanten auf. Die betroffenen Milchrebellen hoffen auf eine Lösung in letzter Sekunde.