Die Staatliche Energiegesellschaft der Republik Aserbaidschan, kurz Socar, trat im Juli 2019 in den österreichischen Markt ein: mit einer Tankstelle in Graz/Eggenberg. Und von Graz aus überzieht der Öl- und Gasriese aus Baku nun ganz Österreich mit Socar-Tankstellen. Seit kurzem ist Socar auch in Feldkirchen, Villach, Krumpendorf und Klagenfurt präsent.

Der Staatskonzern, der 1992 durch die Fusion der - ebenfalls staatlichen - Mineralölunternehmen Azerineft und Azneftkimiya entstand, übernahm bereits 2018 die 86 Niederlassungen (inklusive 30 Tankautomaten), von denen sich zwölf in Kärnten befinden, der steirischen A1 Tankstellenbetrieb GmbH, die 1994 vom früheren OMV-Manager Gerhard Annawitt gegründet wurde (und mit dem Telekomanbieter nichts zu tun hat). Bis Ende 2022 werden die Tankstellen komplett auf Socar umgebrandet. Bis dahin wird auch der Name A1 Tankstellenbetrieb GmbH durch Socar Energy Austria Operating Company ersetzt werden. "Eine weitere Expansion in Österreich schließen wir grundsätzlich nicht aus", heißt es von Socar. Dies, obwohl Corona Einbußen bedeutete. "Wir haben im Treibstoffbereich einen Umsatzrückgang von zirka zehn Prozent. Auch im Shopgeschäft und im Gastronomiebereich gibt es durch die diversen Lockdowns und Sperrstundeneinschränken Umsatzrückgänge. Vor allem auch in Kärnten spüren wir, über das ganze Jahr gesehen, die Auswirkungen, die Corona auf den Tourismus und damit auch auf das Tankstellengeschäft hat", räumt Österreich-Geschäftsführer Oliver Krammer ein.

Tanken und einkaufen

Koordiniert werden Markteintritt und Expansion von der Socar Holding in der Schweiz, wo man bereits seit 2012 am Markt ist, indem man die dortigen 170 Esso-Tankstellen aufkaufte. Die Socar Energy Austria mit Sitz in Graz wird als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Schweizer Socar Energy Holdings AG mit Sitz in Zürich geführt. Bei den Tankstellen-Shops kooperiert Socar in der Schweiz mit dem Migros-Konzern, in Österreich mit Nah & Frisch. 150 Mitarbeiter sind in den Tankstellen beschäftigt, 36 Mitarbeiter im Headoffice in Graz.

In der Steiermark firmieren 23 Tankstellen unter der Marke Socar, 17 A1-Stationen sollen bis Jahresende ebenfalls auf Socar umfirmiert werden. Eine Aufstockung sei in der Steiermark derzeit nicht geplant, doch werden die Standorte Bärnbach und Eibiswald jeweils um einem „Nah & frisch punkt“ erweitert, die Tankstelle Fehring erhalte einen Socarshop.

Shop-Konzept einer Socar-Tankstelle
Shop-Konzept einer Socar-Tankstelle © Socar/KK

Österreich als strategischer Zielmarkt

Repräsentanzen bzw. Tochtergesellschaften unterhält Socar neben Österreich und der Schweiz in der Türkei, Rumänien, Kasachstan, Großbritannien, Iran, Deutschland, der Ukraine, Singapur, Vietnam und Nigeria. In Georgien ist Socar nach eigenen Angaben der größte Ölimporteur.

Österreich ist - vor dem Hintergrund europäischer Wachstumspläne - ein "strategischer Zielmarkt" für Socar.

Wer steht hinter dem Konzern mit den fünf Buchstaben? Offiziell seit 2005 der Bauingenieur Rövnag Abdullajew (56), der parallel auch Präsident des aserbaidschanischen Fußballverbandes ist. Das Sagen aber hat faktisch der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew (60).

Socar gilt als größter Devisenbringer Aserbaidschans, dessen wichtigster Wirtschaftszweig die Erdölindustrie ist.