Die 20 Millimeter kleinen Stäbchen aus Sägeabfällen und Industrieholz galten lange als Tabletten der Unabhängigkeit - von Gas, Öl und von Preisschwankungen. Jetzt sind auch diese Pillen für tausende Kärntner Pelletskessel-Besitzer bitter.

Schon zu Jahresbeginn verzeichnete der Branchenverband Pro Pellets Austria einen Preisanstieg um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Rede war von 320 Euro pro Tonne - ein Einfamilienhaus benötigt im Jahr etwas sechs Tonnen, ein Kilo Pellets hat inetwa den gleichen Heizwert wie ein halbes Kilo Heizöl.

Mittlerweile sprechen Händler und Verbraucher von einem noch viel höheren Anstieg, einem Preis, so hoch wie nie zuvor. Thomas Krassnitzer aus Straßburg ist seit Jahren als internationaler Pelletshändler tätig. Der Agrarökonom hat Lieferanten und Kunden aus halb Europa, aus Deutschland, den Benelux-Ländern, Frankreich, Italien, Griechenland. Krassnitzer sagt: „Der Endkundenpreis in meinen Märkten ist gegenüber 2021 um 70 Prozent gestiegen. Trotzdem erlebe ich einen regelrechten Absatzboom. Die Nachfrage ist exorbitant hoch. Es wird gekauft, gekauft, gekauft. Koste es, was es wolle. Und das auch jetzt im April, wo es sonst immer recht ruhig ist.“

„Wie ist das möglich in einem Holzland wie Kärnten?“, fragt eine Leserin.
Nun, die Kauflust erklärt sich Krassnitzer mit Psychologie: „Die Menschen haben wohl eine Urangst von einer kalten Wohnung.“ Die Rekordverkäufe von Pelletsheizungen in vielen europäischen Ländern befeuern den Boom.
Die Preissteigerungen kann Krassnitzer wirtschaftlich begründen. Zunächst sind Russland und Weißrussland nicht nur wichtige Öl- und Gas-Exporteure, sondern auch große Pellets-Exporteure. Zwar seien die Mengenströme weiter gegeben, aber eben eingeschränkt: Sinkt die Menge, steigt der Preis.


Auch das Rohprodukt für den biogenen Festbrennstoff, das Rundholz, ist teurer geworden. Dazu kommen die höheren Produktionspreise. Pellets müssen gemahlen, gepresst und getrocknet werden - das ist energieintensiv. Und die Energiepreise sind enorm gestiegen. Krassnitzer schätzt, dass sich die Pellets-Produktion per se um 80 Prozent verteuert hat. Wegen der hohen Treibstoffpreise hat sich auch ihr Transport verteuert. Wegen der höheren Kunststoffpreise sogar die Säcke, in die die Pellets verpackt werden.
Könnten die Pellets ausgehen? „Es ist genug Menge am Markt“, sagt Krassnitzer, der davon ausgeht, dass Österreich seinerseits in nächster Zeit wohl weniger exportieren wird.


Laut Christian Rakos, dem Geschäftsführer von Pro Pellets, gibt es 40 Österreichische Pelletsproduzenten - darunter auch RZ Pellets mit Kärntner Standorten in Liebenfels und in Wiesenau bei Bad Leonhard. Im Vorjahr haben sie 1,6 Millionen Tonnen Pellets produziert. Heuer werden es um 100.000 Tonnen mehr sein. Und weitere Produzenten kommen dazu.